BB-Interview mit Michael Haid von der PI Oetz
"Prävention ist das Zauberwort"

Der Oetzer Postenkommandant Michael Haid ist ein erfahrener Polizist und als Sicherheitsbeauftragter in der Prävention aktiv. | Foto: Polizei
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Als Sicherheitsbeauftragter hat der Otzer Postenkommandant Michael Haid noch ein Fülle von wichtigen Zusatz-Aufgaben zu bewältigen. Im BB-Interview verrät er, welches Konzept hinter der Aktion "Gemeinsam.Sicher" steckt.

BEZIRKSBLÄTTER: Welchen Zweck verfolgt die Initiative „Gemeinsam.Sicher“ in Österreich?

MICHAEL HAID: "Wie schon der Wortlaut erkennen lässt, soll die Initiative „Gemeinsam.sicher“ das Bewusstsein fördern, dass Sicherheit ALLE etwas angeht und jeder dazu beitragen kann. Ein international erprobter Weg ist im Sinne von „Community Policing“ eine Intensivierung der Bürgerbeteiligung, die in engem Zusammenhang mit der Präventionsarbeit steht und ansetzt, bevor etwas passiert."

BB: Was kann man sich als Nicht-Polizist ganz allgemein unter dem Begriff „Sicherheitsbeauftragter“ vorstellen?

"Im Zuge der Umsetzung der Initiative wurde eine Struktur geschaffen, die unter anderem den Sicherheitsbeauftragten beinhaltet. Dieser soll für die Bevölkerung und die lokalen Institutionen erste Anlaufstelle sein, auch für Anliegen, die am ersten Blick nicht unbedingt polizeilicher Natur sind. Der Sicherheitsbeauftragte greift die Themen auf und erarbeitet gemeinsam mit allen zuständigen Stellen eine Lösung für das Problem."

BB: Warum ist ein Sicherheitsbeauftragter notwendig und seit wann gibt es diese Einrichtung?

"Wie schon gesagt, der Sicherheitsbeauftragte ist ein erster Ansprechpartner für die Bevölkerung und soll den Sicherheitsdialog zwischen Bürgerinnen und Bürgern, Gemeinden und Polizei fördern und koordinieren. Durch die aktive Mitwirkung der Bürger an der Erhöhung der Sicherheit werden Hintergründe des Problems nachvollziehbar, wodurch Ängste ab- und Vertrauen aufgebaut werden – ein entscheidender Mehrwert der Initiative Gemeinsam.Sicher.
wurde 2017 bundesweit umgesetzt und ist seither fixer Bestandteil der präventiven Polizeiarbeit in Österreich.

BB: Wo liegen denn die größten Herausforderungen für unsere Sicherheit?

"Aus meiner Sicht ist eine der größten Herausforderungen, negative Entwicklungen früh zu erkennen und damit er gar nicht entstehen zu lassen. Genau hier setzt wieder Gemeinsam.Sicher an, es ist primäres Ziel, als „Gesellschaft des Hinsehens und aktiven Handelns“ die Sicherheit von uns allen positiv zu entwickeln. Es muss ein oberstes Ziel der Polizeiarbeit sein, das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung nachhaltig zu steigern."

BB: Die Prävention beginnt in den Schulen. Gibt es hier trotz Pandemie Aktivitäten?

"Die Pandemie hat vieles in unserem Leben verändert und macht längerfristige Planungen derzeit unmöglich. Die Verkehrserziehung in den Volksschulen wurde und wird im möglichen Rahmen umgesetzt, wobei Veranstaltungen in den Klassenräumen derzeit nicht möglich sind."

BB: Können Sie uns ganz allgemeine Sicherheitstipps geben, bzw. wo sind diese online zu finden?

"In allen Bereichen gilt: Vermeiden sie alles, was einen Täter zum Handeln einladen könnte. Die Zeiten sind vorbei, in denen Tätergruppen die ländlichen Bereiche gemieden haben. Deshalb während der Abwesenheit Fenster und Türen vollkommen verschließen, Beleuchtung punktuell einschalten und wertvolle Gegenstände wegräumen. Unversperrte KFZ und ungesicherte Fahrräder müssen ebenso der Vergangenheit angehören!
Diese einfachen Maßnahmen können wesentlich an der Verhinderung von Straftaten beitragen und damit die eigene Sicherheit erhöhen. Online finden Sie aktuelle Infos auf der Homepage www.bundeskriminalamt.at, auf www.polizei.gv.at. Gerne beraten Sie die Spezialisten der Kriminalprävention neutral und kostenlos unter 059133."

BB: Werden auch Betriebe betraten, etwa in Sachen Einbrecherschutz?

"Im Bereich der Betriebe ist das Thema Sicherheit sehr komplex, wobei wir vielfach feststellen, dass auch hier oft im ersten Anlauf die oben erwähnten einfachen Maßnahmen schon zu Verbesserung führen. Für die weitergehende Beratung der Betriebe stehen auch hier unsere Spezialisten der Kriminalprävention zur Verfügung."

BB: Ein großes Thema ist die Cyber-Security. Kann man sich hier beraten lassen?

"Die Digitalisierung vollzieht sich in unserer Lebenswelt mit atemberaubendem Tempo und ist längst zu einem Bestandteil des Lebens geworden, auch mit ihren vielen negativen Facetten.
Natürlich verfügt die Polizei auch hier über Spezialisten, die Sie gerne unverbindlich beraten."

BB: Wo liegen denn die größten Probleme in der Online-Welt?

"Insbesondere das Smartphone gilt heute als Fernbedienung des Lebens, immer mehr Menschen organisieren ihr Dasein via Display, egal ob Kommunikation, Shopping, Bankgeschäfte, Terminverwaltung oder Datenspeicher.
Durch den Austausch großer Mengen an Daten und Informationen wird die mobile Kommunikation zunehmend zum Ziel von Hackern und Datendieben. Hier appelliere ich an die Eigenverantwortung jedes Internetusers: Verwenden Sie nicht nur seriöse Programme oder Apps, sondern gehen Sie vor allem sensibel mit persönlichen Daten um. Geben sie niemals Kontonummern, Passwörter oder Karteninformationen bekannt.
Abschließend eine generelle Bitte von mir: Ich stelle häufig fest, dass viele Menschen zu lange warten, ehe sie einen Notruf absetzen. Oft werden Beobachtung und Wahrnehmungen erst Tage später gemeldet. Wir sind in der polizeilichen Arbeit auf die couragierte Mitarbeit jedes Einzelnen angewiesen, jeder Hinweis kann der Entscheidende sein. Scheuen Sie sich daher nicht, im dringenden den Notruf 133 zu wählen. Wenn Sie eine Auskunft benötigen oder Fragen haben, steht die Polizei österreichweit unter der Servicenummer 059133 oder im Internet auf www.polizei.gv.at rund um die Uhr zur Verfügung.

Das Gespräch führte
Clemens Perktold

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