Sopranistin Susanne Langbein: "Warum machst du das?"

Susanne Langbein wird nur mehr als Gast nach Innsbruck ans Landestheater zurückkommen.
  • Susanne Langbein wird nur mehr als Gast nach Innsbruck ans Landestheater zurückkommen.
  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

Können Sie bei der Hitze im Sommer kalte Getränke und ein Eis genießen oder schadet das der Stimme?
Susanne Langbein: „Nein, überhaupt nicht. Beim Eis sagen viele Sängerinnen, dass das Milcheiweiß verschleimt, ich habe da keine Probleme, auch mit Schokolade nicht.“

Disziplin, Proben, Proben, Disziplin. Ist das das Leben einer Sopranistin?
„Also Disziplin muss man schon haben. Gerade als freischaffende Künstlerin muss ich mir die Zeit einteilen, bis wann ich eine Rolle einstudiert habe. Und ich trinke vor einer Vorstellung einen Tag vorher schon keinen Alkohol. Wenn ich etwa zwei Gläser Rotwein trinke, singe ich einen Ton tiefer als sonst. Der fehlt mir aber dann in der Höhe.“

Wie sieht ein Tag im Leben einer Sopranistin aus? Wie viel Zeit verwenden Sie zum Üben?
„Am Tag des Konzertes bin ich sehr entspannt und in Ruhe bis kurz vorher, dann werde ich nervös. An Tagen ohne Auftritt übe ich schon mal vier bis fünf Stunden. Ich bin eine Vielüberin und mir macht es Spaß, eine Rolle einzustudieren und zu schauen, was die Stimme macht und wohin ich die Töne hinführen kann.“

Und was sagen die Nachbarn?
(lacht). „Eigentlich sind die mit meiner Musik sehr glücklich. Meistens zumindest.“

Sie sangen im Frühling erfolgreich die „Martha“ am TLT: Wie lange dauert es, bis Sie sich so ein Werk erarbeitet haben und auf der Bühne singen können?
„In der Martha ist es ja so, dass diese Rolle alles in sich hat. Sie ist sehr hoch, hat Koloraturen, ganz feine Passagen und am Ende ganz dramatisch lange Bögen in großer Höhe. Ich habe dafür schon etwa zwei Monate gebraucht.“

Bühnenauftritte und Proben sind ja oft, gerade für Sängerinnen, Schwerstarbeit. Wie halten Sie sich fit?
„Ich liebe die Berge, gehe im Winter Ski fahren, im Sommer radeln und wandern, denn es braucht, gerade auf der Opernbühne, schon ein wenig Kondition. Auch Yoga mache ich regelmäßig, was mir sehr bei der Atemtechnik hilft.“

Sie sind neben der tollen Sopranistin auch eine exzellente Schauspielerin. Talent oder hart erarbeitet?
„Beides. Und das ist eine gute Mischung. Ich hatte im Studium einen sehr guten Schauspieldirektor, aber es macht mir auch große Freude durch das Schauspiel auf der Bühne die Emotion beim Singen zu präsentieren. Ich will zuerst wissen, was ist die Emotion in einer Rolle und wo will ich damit hin. Das ist meine Art zu singen.“

Sie waren jetzt fast acht Jahre Ensemble-Mitglied in Innsbruck und erklärter Publikumsliebling, jetzt versuchen Sie sich am freien Markt. Warum?
„Eigentlich für die Liebe, aber auch für die Weiterentwicklung. Denn ich führe seit zehn Jahre eine Fernbeziehung mit meinem Freund in Zürich. Der Abschied aus Innsbruck fällt mir sehr schwer. Ich könnte hier gerne mein Leben verbringen. Tolles Publikum, tolle Kollegen und eine tolle Stadt. Aber einmal raus aus der Komfortzone eines Ensembles zu gehen, sollte mich auch musikalisch weiterbringen.“

Und die weiteren Pläne?
„Auftritte in Kaiserslautern und in Zürich, und im September komme ich wieder nach Innsbruck.“

Sie singen Oper, Kirchenmusik, Lied und Konzert. Ein Muss zum Überleben oder sind diese Stilrichtungen alle gleichermaßen bei Ihnen beliebt?
„Nein, das hat nichts mit Muss zu tun, ich mag einfach alle Genres und die Abwechslung. Nur ein Fach zu singen, wäre auf Dauer zu pedantisch und auch langweilig.“

Es gibt Träume, was Rollen und Locations angeht. Wo würden Sie heute am liebsten was singen?
„Die Violetta in Verdis ‚La Traviata‘ ist eine Rolle, die mich seit der Jugend fasziniert, ich werde sie mir im Sommer einmal für mich erarbeiten. Insgesamt habe ich aber als Primärziel nicht wirklich das Bedürfnis, hinaus in die weite Welt an die großen Häuser zu kommen. Ich mache das immer von der Rolle abhängig, egal wo und auf welcher Bühne.“

Würden Sie wieder Opernsängerin werden wollen oder beneiden Sie manchmal Frauen in einem anderen Job?
„Ja, klar, oft. Wenn ich beispielsweise vor einem Auftritt so richtig nervös werde, dann denke ich mir manchmal ‚Susanne, warum machst du das?‘. Einfach um vier nach Hause zu gehen, ohne daran denken zu müssen, Texte zu lernen oder Passagen zu üben. Nur, ein Maß an Nervosität hilft mir, wachsam zu sein und gut zu singen.“

Was würden Sie einer jungen Kollegin raten, die den Beruf der Sängerin ins Auge fasst?
„Ich habe ein paar Schüler, und ich habe der einen oder anderen schon abgeraten, diesen Beruf zu ergreifen. Denn wer nicht aus tiefstem Herzen Sängerin werden will, der sollte sich eher einen Chor suchen. Denn gerade der Opernbetrieb ist nichts für weiche Naturen.“

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