Theaterforum Humiste spielt „Die Geburtstagsfeier" - rätselhafter Thriller an der Bühne Imst Mitte

Mathias Wilhelm und Peter Mair verkörpern die beiden finsteren Gestalten McCann und Goldberg. Stanley, gespielt von Andre Steger, wird mit Worten bearbeitet.
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  • Mathias Wilhelm und Peter Mair verkörpern die beiden finsteren Gestalten McCann und Goldberg. Stanley, gespielt von Andre Steger, wird mit Worten bearbeitet.
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IMST(alra). Einer ambitionierten Aufgabe hat sich das Theaterforum Humiste mit Harold Pinters Kammerspiel gewidmet. Der 2008 verstorbene Autor zählt zu den einflussreichsten und meistgespielten britischen Dramatikern, "Die Geburtstagsfeier" war sein erstes abendfüllendes Stück.

Die Uraufführung der rätselhaften Geschichte im Jahr 1958, forderte Besucher und Kritiker in der Verarbeitung der Denkanstöße und der Suche nach Interpretationen. Daran hat sich 60 Jahre später an der Bühne Imst Mitte nichts geändert. Das Werk des Literaturpreisträgers ist keine leichte Kost, es erhebt den Anspruch hinterfragt zu werden - nur wenig der Botschaft wird vorgekaut serviert. Die sechs Darsteller spielen sich durch einen Hauch von Krimi und Drama, gewürzt mit einer Brise Komik, eingebettet in eine mysteriöse Stimmung voller unklarer Motive, die Raum für eigene Rückschlüsse gewähren. Für die Regie zeichnet Christian Reiter verantwortlich, ihm zur Seite assistiert Victoria Matt, David Grissemann steht hinter der dramaturgischen Umsetzung.

Geheime Mission und bizarrer Geburtstag

Eine schäbige, englische Strandpension, in der die Zeit scheinbar zu erstarren scheint, ist der Schauplatz der Handlung. Meg, gespielt von Roswitha Matt, ist die Besitzerin des verwaisten Betriebes. Vollkommen entrückt, doch naiv-fröhlich und liebevoll geduldet, lebt sie in trister Eintönigkeit neben ihrem Ehemann Petey, den Gottfried Hecher darstellt. Einzige Abwechslung im öden Alltag bringt der geheimnisvolle Stanley. Andre Steger verkörpert den Mann, der sich aus unbekannten Gründen in der Pension von der Außenwelt abschottet. Der einst angeblich erfolgreiche Pianist beflügelt Megs Fantasie und beschäftigt sie zwischen mütterlicher Fürsorge und subtiler Erotik. Auch die laszive Lulu, dargestellt von Stefanie Bauer, ist dem verschlossenen Stanley zugetan. In die Routine brechen plötzlich zwei Fremde - Goldberg und McCann, besetzt mit Peter Mair und Mathias Wilhelm, deren überzeichnete Coolness eine Gratwanderung zwischen Bedrohung und Lächerlichkeit darstellt. Die beiden verfolgen offensichtlich eine Mission, deren genaues Ziel im Dunkeln liegt - wobei das Dunkel in Pinters Stück als großer interpretierbarer Freiraum ausgelegt ist. Stanleys Geburtstag wird ausgerichtet und die Party gerät zum bizarren Schauspiel mit beklemmendem Ausgang.

Anspruchsvoll und mysteriös

Das Stück verdichtet sich in einer Atmosphäre voller Ahnungen, in unbekannten Motiven und Vorgängen, die sich nicht selbst erklären. Machtspiele, Demütigung, hinter bürgerlicher Fassade gärende Abgründe, Einsamkeit und Geltungssucht durchdringen die Handlung. Langsam gespielte Dialoge stehen im Wechsel mit verstörend, rasanten Wortkaskaden - das Unheimliche wird zelebriert, die gekonnte Besetzung der Charaktere unterstreicht dies. Besonders markant nehmen sich die Herren Goldberg und McCann mit Peter Mair und Mathias Wilhelm aus. Die Auseinandersetzung mit menschlichen Konflikten und gesellschaftlichen Machtstrukturen zieht sich durch dieses, wie auch durch andere Werke Pinters. Er liefert wenig Vorgaben zum Dargestellten und beherrscht es meisterlich die Aktionen mit Fragen anzureichern. Eine Herausforderung für das Publikum, auch eine große Herausforderung für die Schauspieler, die das Ensemble an der Bühne Imst Mitte versiert nimmt. Die Geschichte beweist sich weniger in zusammenhängenden Abläufen, als in zugespitzten und stark gespielten Passagen, die das Wort in seiner Macht, in seiner Gewalt, in seiner exzessiven Präsenz bis hin zur Nichtpräsenz - dem Schweigen, demonstrieren.

Spieltermine Bühne Imst Mitte, Pfarrgasse 7, 6460 Imst:
Fr/Sa 18./19.Mai, Sa 26.Mai, Sa 9.Juni, Fr 15./16. Juni 2018 jeweils 20.00 Uhr
So 13./27.Mai, 10./17.Juni 2018 jeweils 18.00 Uhr
Kartenreservierung: www.humiste.at od. 0664 6360646

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