WK-Obmann Josef Huber in Imst:
"Ziel ist, die Ressourcen zu bündeln"

Der Imster Wirtschaftskammer-Obmann Josef Huber gibt Einblicke in die Geschäftswelt. | Foto: Sparkasse Imst
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Die BEZIRKSBLÄTTER IMST haben mit dem Imster WK-Obmann Josef Huber zum Thema Lehrlinge gesprochen. Fazit: Man muss sich nach der Decke strecken.

IMST. Die Lehrlingssituation im Bezirk Imst bietet zwar keinen Grund zum Jubeln, aber es sind auch fruchtbare In Initiativen in der Schleife. Antworten auf einige Fragen gibt WK Obmann Josef Huber. Das Interview in der Printausgabe musste gekürzt werden, die ganze Version lesen sie online unter Meinbezirk/Imst. at. 
BB: Wieviele Lehrlinge finden im Bezirk derzeit eine Stelle? Wieviele verschiedene Jobs finden sich darunter?
JOSEF HUBER: "Derzeit bilden im Bezirk Imst 295 Lehrbetriebe 844 Lehrlinge aus. Die Auszubildenden sind in verschiedensten Branchen angesiedelt, wobei der Großteil in der Sparte Gewerbe & Handwerk ausgebildet wird."
Wie bewertet man die Lage im Bezirk generell, die Entwicklung ist generell nicht gerade rosig.
"Die Betriebe strecken sich derzeit in allen Branchen nach der Decke. Die Teuerung, die Zinserhöhungen sowie der Arbeitskräftemangel belasten die heimischen Betriebe enorm. Der Bezirk Imst hat jedoch in der Vergangenheit schon bewiesen mit Krisen umgehen zu können – der Grund hierfür ist die Vielfältigkeit. Neben dem Tourismus sind es die heimischen Gewerbebetriebe sowie die Dienstleistungen und die wenigen, aber sehr guten Industriebetriebe, welche für Ausgeglichenheit und Krisenresistenz sorgen. Jedoch muss die Politik nun endlich unseren Forderungen nachkommen, um den Wirtschaftsstandort zu sichern."
Im Baugewerbe werden ständig gute Facharbeiter gesucht - bietet AT Thurnerbau entsprechende Lehrstellen an?
"Egal in welche Branche man derzeit blickt, es werden überall händeringend junge Menschen für die Ausbildung zum Facharbeiter gesucht. Dabei wird den Jugendlichen in den Betrieben eine Ausbildung auf höchstem Niveau geboten. Dies zeigen auch beachtliche Erfolge, wie Landessieger- und Staatsmeistertitel, von Lehrlingen aus dem Bezirk Imst. Die Betriebe würden gerne ausbilden, scheitern jedoch bei der Suche nach den Lehrlingen."
Welche Sparten sind vom Personal- bzw. Lehrlingsmangel besonders betroffen?
"Im Juli meldete das AMS 88 offene Lehrstellen im Bezirk. Demgegenüber stehen 22 Lehrstellensuchende. Ich denke, dies bestärkt die Aussage, dass die Betriebe gewillt sind Lehrlinge auszubilden - quer über alle Sparten hinweg. Aufgrund der Konzentration der Arbeitnehmer:innen im Bezirk in den Sparten Tourismus sowie Gewerbe & Handwerk sind dies auch jene Branchen, welche derzeit verstärkt nach den Fachkräften von morgen suchen."
Die Attraktivierung der Lehre ist unter anderem ein Auftrag der WK. Welche Aktivitäten werden gesetzt?
"Die Lehre liegt uns in der WK sehr am Herzen und das Durchhaltevermögen scheint sich nun langsam auszuzahlen. Während auf Bundesebene u.a. an der Angleichung der berufspraktischen Ausbildung an die Schulpraktische gearbeitet wird, sind wir im Bezirk bemüht, den Kindern, Jugendlichen und Eltern die Vielfalt und Entwicklungsmöglichkeiten über die Lehre näher zu bringen. Es freut uns auch besonders, dass wir heuer in den neuen vier Wänden der WK Imst im Zuge des Berufs-Festivals wieder einen Elternabend anbieten können. Ich bitte schon jetzt alle Eltern sich den Termin am 15. November vorzumerken."
Hat man für Ausbildungen zum Facharbeiter auch andere Kanäle geöffnet. Etwa den zweiten Bildungsweg?
"Lehre mit Matura, Lehre nach der Matura, Lehre am zweiten Bildungsweg - es ist praktisch alles möglich. Die Wirtschaftskammer ist aber weiter bemüht die Möglichkeiten zu erweitern und zu adaptieren."
Bietet die Kammer für Lehrlinge, bzw. Lehrherren spezielle Serviceleistungen an?
"Das Lehrvertragsservice, die Lehrabschlussprüfung, die Lehrlingsförderungen etc. sind allesamt in der Wirtschaftskammer angesiedelt. Darüber hinaus passiert in den letzten Jahren sehr viel im Bereich der Rekrutierung – so kann man beispielsweise über die TalentCard die Interessen der Jugendlichen ermitteln und daraufhin die passende Lehrstelle antreten. Zudem wird versucht über die Plattform berufsreise.at Kinder, Eltern, Lehrpersonen und Unternehmer an einen digitalen Tisch zu bringen. Mit dem Neubau der WK Bezirksstelle und dem WIFI in Imst haben wir ein klares Zeichen für die Jugend gesetzt – neben den erweiterten Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, wird der nächsten Unternehmergeneration modernstes Service geboten."
Viele Prognosen sind wenig optimistisch. Gibt es Gründe für Optimismus?
"Es liegt in der Natur eines jeden Unternehmers optimistisch in die Zukunft zu blicken und die Herausforderungen zu lösen. Nichtsdestotrotz müssen die Rahmenbedingungen für einen funktionierenden Wirtschaftsstandort vonseiten der politischen Entscheidungsträger geschaffen werden. Mein Wunsch an die Politik ist, Mut zu etwas Neuem zu haben und Entscheidungen zu treffen."
Was kann die Wirtschaftskammer gegen die Personalnot bewegen?
"Neben den interessenspolitischen Forderungen (steuerfreie Überstunden, Wegfall der Zuverdienstgrenzen sowie steuerliche Erleichterungen für Pensionisten und Öffnen des Arbeitsmarktes für Nicht-EU Bürger), welche wir auch in Zukunft tagtäglich an die Entscheidungsträger herantragen werden, wird die Wirtschaftskammer zusätzlich zur Attraktivierung der Lehre insbesondere einen Schwerpunkt auf das Thema Digitalisierung legen. Das Ziel ist es über Automatisierung, künstliche Intelligenz, Online Shops etc. die Effizienz in den heimischen Betrieben zu steigern und die Mitarbeiterressourcen zu bündeln. Die Bezirksstelle Imst bietet dazu individuelle Digitalisierungs-Sprechtage für die Unternehmer:innen im Bezirk an. Darüber hinaus wird es uns mit dem Neubau der Bezirksstelle gelingen ein noch umfassenderes Ausbildungsangebot für die Mitarbeiter:innen der heimischen Betriebe anzubieten, um bei der Entwicklung von Fachkräften unterstützen zu können."
Müssen die Mitarbeiter:innen aufgrund der Digitalisierung um Ihre Jobs fürchten?
"Klares Nein. Wir werden weiterhin alle Hände dringend brauchen, wenn wir unseren Wohlstand erhalten wollen. Aufgrund des demographischen Wandels werden die offenen Stellen in den nächsten Jahren weiter ansteigen. Ohne die genannten Veränderungen wird es nicht gehen. Fleiß und Einsatz werden in Zukunft gefragter denn je sein."

Das Gespräch führte
Clemens Perktold
Josef Huber

Am Markt der Möglichkeiten
Der Imster Wirtschaftskammer-Obmann Josef Huber gibt Einblicke in die Geschäftswelt. | Foto: Sparkasse Imst
Schon in der Volksschule soll das Interesse für das Handwerk geweckt werden. | Foto: Archiv
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