Reges Interesse der Bevölkerung am Flüchtlingsheim Roppen - Infoveranstaltung sorgte für mehr Transparenz

BGM Ingo Mayr, Sonja Katzlberger, Bernadette Mair
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ROPPEN(alra). Als die Informationen über ein geplantes Flüchtlingsheim in Roppen nur spärlich durchsickerten, ging spürbare Verunsicherung durch die Bevölkerung. Laut BGM Ingo Mayr, war längeres Drängen bei der Landesregierung notwendig, um Details in Erfahrung zu bringen. Am 2. März wurde zur Infoveranstaltung in den Kultursaal geladen. Zum Auftakt gab es die Wanderausstellung "Gesichter, die Geschichten erzählen - Weil das Leben nicht schwarz oder weiß ist", zu sehen. Die Ausstellung der Jungen Generation Innsbruck Land, präsentiert 12 Portraitaufnahmen von Flüchtlingen in Tirol und einen Film, in dem Betroffene über die Hintergründe ihrer Flucht, sprechen. Weitere Interviews und Alltagsaufnahmen zeigen Beispiele für gut funktionierende Integration.
Im Anschluß, stand BGM Mayr gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen der "Flüchtlingskoordination Tirol" bzw. "Soziale Dienste GesmbH", Bernadette Mair und Sonja Katzlberger, den über 100 Interessierten Rede und Antwort.
Die Fixpunkte für das Flüchtlingsheim in Roppen lauten wie folgt: Das Heim wird in einem bestehenden Gebäude der Firma Unitrans realisiert, welches für diese Zwecke derzeit adaptiert wird. Die Fertigstellung ist für 23.März geplant und maximal 25 Flüchtlinge beziehen dann schrittweise die Räumlichkeiten. Das Land Tirol hat mit dem Besitzer des Gebäudes einen längerfristigen Vertrag abgeschlossen.
Erste Fragen aus der Bevölkerung, bezogen sich auf die allgemeine Vorgangsweise bzgl. der Standortvergabe von Flüchtlingsheimen. Von Interesse war vor allem, inwieweit die Gemeindeverantwortlichen oder die Bürger, Einfluss auf geplante Vorhaben nehmen können. BGM Mayr erklärte, dass es sich um Vereinbarungen und Verträge handelt, die das Land Tirol mit den Eigentümern der Objekte trifft. Die Standortgemeinde selbst ist in diesen Prozess nicht direkt involviert. BGM Mayr war laut eigener Aussage auch nicht in die Standortentscheidung miteinbezogen. Er räumte aber entschieden ein, dass er sich für ein klares "Ja" zur Aufnahme von Flüchtlingen in Roppen ausspricht. Für das Dorf mit ca.1800 Bewohnern soll die Anzahl von 25 Kriegsflüchtlingen eine zu bewältigende Aufgabe darstellen. Für den Vorsitzenden der Tiroler SPÖ ist dies angesichts der traumatischen Hintergründe die zur Flucht führen, vor allem ein Akt der Menschlichkeit. Dieser Aussage wurde mit recht geschlossenem Applaus der Zuhörer, Zuspruch erteilt.
Zukünftig wird angestrebt, in mehreren Gemeinden kleine Flüchtlingsgruppen mit max. 25 Personen, zu beherbergen. Die Unterbringung von großen Personengruppen führte meist auch zu einer ungünstigen Potenzierung der Reibungspunkte. Insgesamt finden derzeit an 60 Standorten, 2600 Flüchtlinge ein Heim in Tirol. Neben Imst, Mötz, Umhausen, seit kurzem auch Sautens, wurde dringend ein weiteres Unterbringungsangebot im Bezirk gesucht. Die geplante Realisierung eines Containerdorfes in Roppen zur Abdeckung größerer Kapazitäten, stieß bereits im Vorfeld auf wenig positives Echo. Das Vorhaben wich somit dem aktuellen Projekt.
Auch, der im Publikum anwesende LAbg. Gerhard Reheis, appellierte an die Menschlichkeit und erinnerte an die Kriegs- und Gewalteinflüsse die hinter jeder Flüchtlingsgeschichte stecken. Er betonte aber auch die Notwendigkeit der breiten Information und offenen Konfrontation.
Eine zentrale Frage war natürlich, ob Familien oder Einzelpersonen als neue Bewohner in Roppen zu erwarten sind. Bernadette Mair beschrieb eine gewissenhafte Vorgangsweise mit der die Auswahl getroffen wird. Eine Mischung aus Familienstrukturen und Einzelpersonen, unter Berücksichtigung von kulturellem Hintergrund, Religion und Sprache, soll bestmöglich ausbalanciert werden. Allerdings wurde auch die Tatsache angesprochen, dass der Anteil der Flüchtlinge, die aus Kriegsländern aufgenommen werden müssen, zu 70% aus Männern im Alter von 20-40 Jahren, besteht. Familien mit Kindern und Frauen sind in der Minderzahl. Für sie ist die Flucht aufgrund der Strapazen und Gefahren kaum möglich. Weiters wurde betont, dass es sich ausschließlich um Flüchtlinge aus Kriegssituationen, mit Asylantrag, und nicht etwa um Wirtschaftsflüchtlinge handelt. Die Bewohner sollen bis zum Ende des Asylverfahrens am Standort bleiben, eine starke Fluktuation ist nicht geplant. Um die Situation am Neustandort Roppen zu erleichtern, werden Flüchtlinge ein Zuhause finden, die bereits seit einiger Zeit in Tirol leben. Besonders interessiert zeigte sich die Bevölkerung an der Organisation des Tagesablaufs und der Art der Betreuung, die Vorort geplant ist. Bernadette Mair informierte über einen mobilen Betreuungsdienst, der täglich von 8-17 Uhr für mehrere Flüchtlingsheime zuständig sein wird. Die Bewohner werden ihren Alltag, nach Einführung in die Gegebenheiten, ansonsten selbstversorgend bestreiten, die Sprachbarrieren sollen mit Deutschkursen rasch abgebaut werden. Die Frage nach Unterstützungsmöglichkeiten aus der Bevölkerung wurde bejaht, allerdings kann gezielte Hilfe, etwa Kleiderspenden, erst nach Bekanntwerden der Bewohnerstruktur erfolgen.
Auf Nachfrage wurde die finanziellen Mittel, die den Flüchtlingen zur Abdeckung der Grundbedürfnisse zur Verfügung stehen, klar dargelegt. Auch der eingeschränkte Arbeitszugang der ihnen erlaubt ist, wurde angesprochen.
Für etwas Unverständnis sorgte bei den Besuchern der Veranstaltung die Tatsache, dass weder ein Vertreter der Landesregierung, noch der zuständige Betreuer des zukünftigen Flüchtlingsheims Roppen, anwesend war. Auch die Gemeindevertreter hätten dies sehr begrüßt. Durch die organisatorische Neustrukturierung im Flüchtlingswesen ergaben sich offensichtlich aber einige Verzögerungen im Informationsfluss und bei manchen Abläufen. Die Bevölkerung von Roppen brachte sehr viele Fragen und kritische Punkte an und BGM Ingo Mayr, sowie Bernadette Mair erklärten sich bereit, für weitere Auskünfte jederzeit als Ansprechpartner zu fungieren. Auch die zuständige Betreuungsperson wird in Kürze als wichtiges Bindeglied tätig und erreichbar sein. Abschließend wurde der Vorschlag eingebracht, möglichst bald, einen Tag der offenen Tür und des Kennenlernens, im Flüchtlingsheim Roppen zu veranstalten.

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