Haiming
Ausschuss hat Ziel erreicht: Bürgermeisterin wurde Wasser abgegraben

Der Anlagenbereich für das Kraftwerk Imst-Haiming wird großteils – bis auf das Unterwasserbecken – untertags errichtet werden. | Foto: Dorn
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Um den "Plänen der Gemeindeführung zuvorzukommen" hat der Haiminger Ausschuss Tiwag-Kraftwerk wenige Tage vor der geplanten Gemeindeversammlung eine Infoveranstaltung abgehalten, die wohl alle Erwartungen übertroffen hat.

HAIMING. Über 400 Zuhörer waren der Einladung des Ausschusses Tiwag-Kraftwerk in den Oberlandsaal gefolgt, um vom Energiekonzern über das geplante Ausleitungskraftwerk Imst-Haiming informiert zu werden. Der Ausschuss wird übrigens nach erfolgtem Gemeinderatsbeschluss nur noch bis zum 15. April existieren. Mit der von Bürgermeisterin Michaela Ofner eingebrachten Beschwerde sei dem Ausschuss "die Grundlage für weitere Verhandlungen entzogen worden", so Ausschussobmann Hubert Leitner, und der Ausschuss damit obsolet geworden.

Das Interesse an der Infoveranstaltung des Ausschusses war groß.  | Foto: Dorn
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"Es ist auch erlaubt, kritische Fragen zu stellen. Das möchte ich explizit betonen", stellte Vorstandsdirektor Alexander Speckle im bis auf den letzten Platz gefüllten Oberlandsaal zur Begrüßung fest, bevor er einen Vortrag über die Bedeutung der Wasserkraft im Rahmen der Energiewende hielt. Vor allem auf die Wichtigkeit von Pumpspeicherseen wurde sowohl im kurzen Infofilm als auch in Speckles Referat eingegangen, wobei ein solcher zwar im Ausbau des Kaunertalkraftwerks ist, in Haiming dagegen ein Ausleitungskraftwerk geplant wäre.

Öffentlichkeitsarbeit

Um die Vorgaben des österreichischen Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes zu erfüllen, müsse man zwar auch alle anderen erneuerbaren Energieformen wie Photovoltaik oder Windkraft ausbauen, der Wasserkraft käme aber eine besondere Aufgabe zu, so Speckle weiter. Ohne Pumpspeicherseen könnte die Klimaneutralität bis 2040 nicht erreicht werden, so seine Schlussfolgerung: "Schlüssel dieses Ausbaus sind die Großspeicher. Sonst geht sich diese Rechnung nicht aus." Beim oftmals propagierten Ausbau der Photovoltaik dürfte auch nicht vergessen werden, dass man die Panelle aus Ländern wie China zukaufen müsse. "Jeder der gegen die Wasserkraft ist – und das ist nicht polemisch gemeint – ist für die Abhängigkeit", schloss Speckle seinen Impulsvortrag.

Um die Vorgaben des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes zu erfüllen, soll Tirol bis 2030 zusätzlich 2,1 Terrawattstunden Strom aus Wasserkraft erzeugen. | Foto: Dorn
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Ihm folgte Projektplaner Robert Reindl, der das Projekt Imst-Haiming vorstellte. Die seit 2013 nunmehr achte Präsentation im Oberland "vervollständige den Reigen an Informationsveranstaltungen", so Reindl. Zur Stromerzeugung wird das Triebwasser aus der Bestandsanlage Prutz-Imst über einen 14 Kilometer langen Stollen von Imst nach Haiming weitergeleitet. In Haiming wird unter anderem ein Fensterstollen für den Bau, sowie das Krafthaus und das Unterwasserbecken  errichtet werden.

Beeinträchtigungen "ausgeschlossen"

Reindl ging in seinen Ausführungen auch auf die Grundwassersituation im Projektgebiet ein. Hier seien weder für den Bergwasserspiegel noch für die Quellen Beeinträchtigungen zu befürchten. "Wir können mit Sicherheit sagen, dass wir in keinen Konflikt mit der Bergwasserschicht kommen", garantierte der Ingenieur. Insgesamt werden zwei Millionen Kubikmeter Festmaterial – mit "Auflockerungsfaktor 2,5 bis 3 Millionen m3 – während des Baus anfallen, die auf drei Deponien (in Imst, Arzl und Haiming) gelagert bzw. von der Bauindustrie weiterverwendet werden. "Wir sind zuversichtlich, dass das Material in der Bauindustrie Abnehmer findet. Da gibt es durchaus schon Signale aus der Bauwirtschaft. Das ist sehr gutes Material", ist sich Reindl sicher.

Der Anlagenbereich für das Kraftwerk Imst-Haiming wird großteils – bis auf das Unterwasserbecken – untertags errichtet werden. | Foto: Dorn
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Erst im Anschluss an seine Ausführungen kam er aufgrund einer Frage aus dem Publikum auf das Verkehrskonzept für den Bau zu sprechen: "Die Erschließung passiert faktisch zu 100 Prozent auf der Autobahn, bis auf wenige Einzelfahrten am Anfang." So würden für den Bau temporäre Autobahnauf- und ausfahrten in Roppen und Haiming errichtet werden. Für das Schwallausgleichbecken würde der Simmeringweg in den Norden verlegt und ein zweiter Fahrrad- und Fußweg im Süden des aus Sicherheitsgründen umzäunten Sees errichtet werden.

Fragen aus dem Publikum

Ausgleichsmaßnahmen wie für den Ausbau Sellrain-Silz seien für das Kraftwerk Imst-Haiming keine erforderlich, zumal durch die erneute Ausleitung des Triebwassers von Prutz der Schwall in Imst verhindert werden würde: "Die Schwallsituation Imst-Haiming wird hochgradig verbessert", so Reindl. Auf den zu erwartenden Mehrwert für Haiming angesprochen, gab sich der Planer bedeckt: "Für die Standortgemeinden wird es gewisse finanzielle Entschädigungen geben." Diese würden im Rahmen des Gemeindevertrags ausgehandelt.

Vorstandsdirektor Alexander Speckle und Projektplaner Robert Reindl referierten allgemein über die Energiewende und im Speziellen über das geplante Projekt. | Foto: Dorn
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Wer auch andere Sichtweise als die der Tiwag auf das geplante Projekt – so unter anderem jene des WWF, der Rafter, der Wassergenossenschaft oder des Fischereiverbands – hören möchte, kann am 14. April ab 19 Uhr die öffentliche Gemeindeversammlung im Oberlandsaal besuchen, bei der die Tiwag erneut das Projekt vorstellen wird, vermutlich aber stärker mit kritischen Stimmen zu dem Projekt rechnen muss.

Mehr Infos zum Tiwag-Projekt

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