Angst in der Schule
Wenn beim Lernen der Kopf blockiert
Kinder- und Jugendmentaltraining ist bislang nur in Deutschland bekannt - das soll sich nun ändern.
Kinder, die am Morgen schon über Bauchweh klagen, ganz plötzlich „krank“ sind, mit Herzrasen oder schweißnassen Händen ihren Schulweg antreten und bereits am Wochenende über die Englischstunde am Montag sprechen - viele Eltern von Schulkindern kennen diese Szenen nur zu gut. Doch wie hilft man Kindern, mit der Last vor dem Angstfach, einem Mitschüler oder einem bestimmten Lehrer umzugehen?
Nikola Krisch und Patrizia Ferdus, Gründerinnen des Ganzheitlichen Zentrums für Kinder- und Jugendliche in Wien, sind zwei der ersten Kinder- und Jugendmentaltrainerinnen Österreichs. Die beiden schlossen in Berlin und Hamburg ihre Ausbildung am Institut für Potentialentfaltung (IPE) ab und eröffneten im Herbst 2015 ihre Praxis er.lern.bar (ERziehen-LERNen-BARrieren überwinden), in der auch Logopädie, Lerncoaching, Legasteniebetreuung, Elterncoaching, Mobbingpräventions-Workshops für Schulen, tiergestützte Pädagogik, Kinderyoga oder Entspannungstechnikkurse für Kinder angeboten werden.
„Wir sind keine Psychotherapeuten, noch Psychologen. Dennoch helfen wir mit einfachen und sehr effektiven Techniken Kindern, mit unangenehmen Situationen umzugehen, Ängste abzubauen oder Belastungen nicht mehr als solche wahrzunehmen“, so Nikola Krisch, die vom Grundberuf Volksschul- und Beratungslehrerin war und daher die Sorgen ihrer Kunden auch aus der Praxis kennt. Ziel ist es, den Alltag von Kindern, Jugendlichen und somit im Weiteren auch den der Eltern stressärmer und freudvoller zu gestalten.
Mentaltraining heißt hilfreiche Techniken ausprobieren
Bei Jan (Name geändert), 12 Jahre alt, war der tägliche Gang zur Schule eine Qual. „Der Blonde“, wie er seinen Mitschüler nannte, fand immer einen Grund, ihn zu provozieren, zu kränken. Mal war es der neue Haarschnitt, dann eine Meldung im Unterricht, die falschen Schuhe. Wenn Jan sich zur Wehr setzte, ging es meist schief und er landete beim Direktor. Reden wollte er mit seinen Eltern über die Vorfälle nicht. „Den Kindern gelingt es besser, mit externen Personen über das Erlebte zu sprechen. Jan brauchte nur einige wenige Stunden und hatte Techniken parat, die ihm halfen, mit den Aktionen seines Gegenübers umzugehen. Bald war er als Opfer uninteressant, weil er nicht mehr Tränen zeigte oder Wutanfälle bekam. Jan ist heute stolz, dass er einen Weg herausgefunden hat, ohne die Schule wegen einem einzigen Mitschüler zu verlassen und wieder angstfrei zu sein“, so Kindermentaltrainerin Krisch.
In die Selbstmotivation führen
Blockaden zu lösen ist alles andere als Zauberei. Die Coaches können erklären, welches Handwerkszeug sie anwenden. Die anerkannten Methoden, die aus Deutschland von Daniel Paasch entwickelt wurden, finden in den Grundzügen in Managementseminaren zur Persönlichkeitsentwicklung Anwendung. Paasch fragte sich, warum diese Techniken, die Führungskräfte anwenden, nicht auch Kindern zu Gute kommen könnten. Kinder sollen dabei in die Selbstmotivation geführt werden. Im Zentrum steht die ganzheitliche kindliche Entwicklung und nicht das Ziel eines perfekten Zeugnisses.
Nikola Krisch dazu: „Kinder sollen sich im Schulalltag, aber auch in ihrer Freizeit wohl fühlen. Dabei begleiten wir sie. Natürlich kann es sein, dass sich Schulnoten verbessern, wenn Belastungen wegfallen und Kinder den Kopf zum Lernen frei haben. Aber es ist im Gegensatz zum Lerncoaching oder Nachhilfe beim Kinder- und Jugendcoaching nicht unser Ziel Höchstleistungen zu erreichen, sondern zufriedene Kinder.“
Mentaltraining allgemein publik machen
Der Zuspruch der Eltern bestätigt den Erfolg der unterstützenden Techniken. Manch eine Mutter oder ein Vater mit Belastungen oder Ängsten sucht im Anschluss an das 6-stündige Kindermentaltraining selbst einmal das Team auf, um Erleichterung bei einer Thematik zu finden. Robert, Vater eines Jungen dazu: „Als mein Kind nach Hause kam und sagte: „Papa.. das könnte Dir auch gut tun..." habe ich erstmal ein wenig verdutzt aus der Wäsche geschaut.“ Das Resümee: es half tatsächlich trotz anfänglichem Misstrauen. Denn nur wenn Kind und Eltern gestärkt sind, ist eine dauerhafte Entlastung spürbar.
Dem Team ist es wichtig, auf Mentaltraining überhaupt aufmerksam zu machen. Nikola Krischs Wunsch: „Eltern in Österreich sollen wissen, dass Mentaltraining helfen kann - egal ob bei uns oder anderen fundierten Fachleuten - das ist es mein Hauptanliegen.“
Nähere Information auch unter www.erlernbar.at
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