Fiakerverbot in der Herrengasse: Fuhrwerke unerwünscht
Am 1. Dezember wurde die neu gestaltete Herrengasse eröffnet, am 23. Jänner für diese ein Fiakerverbot verhängt. Als Grund werden Schäden im Straßenbelag, hervorgerufen durch die schweren Fuhrwerke, genannt.
INNERE STADT. Die Debatte rund um die Fiaker ist um eine Facette reicher: Neben den immer wiederkehrenden Vorwürfen der Tierquälerei und der Verunreinigungen wird nun auch die Belastung für den Straßenbelag diskutiert. Im ersten Bezirk wurden bereits Konsequenzen gezogen: Seit Montag, den 23. Jänner gilt in der Herrengasse ein „Fahrverbot für Fuhrwerke“ gemäß Straßenverkehrsordnung §52/7c.
Grund: Die Herrengasse wurde im vergangenen Jahr um 6 Millionen Euro in eine Begegnungszone umgewandelt. 5,5 Millionen wurden von Anrainern und Unternehmern aufgebracht; die offizielle Eröffnung der neuen Herrengasse fand am 1. Dezember 2015 statt. Bereits kurz danach wurden erste Schäden auf dem neuen Straßenbelag festgestellt, die auf die Fiaker zurückzuführen sind.
Sanierungen schwer finanzierbar
"Wir konnten nicht tatenlos zusehen, wie eine taufrische Straße nach so kurzer Zeit bereits erste Schäden aufweist", so Matthias Holzmüller von der MA28 (Straßenverwaltung und Straßenbau). Die Neugestaltung der Herrengasse wurde zwar privat finanziert, doch danach ging sie in die Verwaltung der Stadt Wien über. "Wir sind für die Erhaltung, für die allein im ersten Bezirk jährlich 700.000 Euro nötig sind, zuständig", so Holzmüller. "Der Bezirk muss 300.000 Euro aus dem Bezirksbudget aufwenden. Die restlichen 400.000 Euro tragen wir."
Dass die Fiaker für den ersten Bezirk eine finanzielle Belastung seien, bestätigt Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP): „Darum fordern wir auch eine Reform der Bezirkskompetenzen und Finanzen. Der Bezirk muss in der Lage sein, die ihm übertragenen Aufgaben, auch selbst finanzieren zu können.“
Eigene Betondecke für Fiakerstandplatz
Auf den beschädigten Belag wurden Werkmeister der MA 28, die regelmäßig den Zustand der Straßen kontrollieren, aufmerksam. "Grundsätzlich suchen wir das Gespräch mit der Innung und setzen bauliche Maßnahmen. Bei dem Umbau des Stephansplatzes etwa, der von März bis November stattfinden wird, wird für den Fiakerstellplatz eine eigene Betondecke, der Kunststofffasern beigemischt sind, zum Einsatz kommen", so Holzmüller. "Dieser Belag wird üblicherweise bei Tankstellen verwendet, da er härtesten Belastungen standhält." Die Erfahrungen mit diesem Belag werden evaluiert und eventuell wird der Beton auch an anderen Orten zum Einsatz kommen.
In der Fiakerinnung sorgt das Fahrverbot in der Herrengasse übrigens nicht für böses Blut. "Wenn der neue Straßenbelag für Fiaker nicht geeignet ist, kann man nichts dagegen sagen", so das Statement der Innung auf bz-Anfrage. Begrüßt wird das Verbot vom Tierschutzverein Vier Pfoten. "Seit Jahren fordern wir, dass Fiaker-Fahrten ausschließlich in Grünanlagen durchgeführt werden. Und es wird nun immer deutlicher, dass diese Forderung auch abseits des Tierschutzes ihre Berechtigung hat", so Büroleiterin Indra Kley.
Eine Ausdehnung des Fahrverbots auf weitere Straßenzüge ist nicht angedacht. "Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es diesbezüglich keine Pläne", stellt Holzmüller von der MA 28 klar. Laut Fiakerinnung ist immer der Straßenbelag für ein Fahrverbot ausschlaggebend. Und Wien ist scheinbar immer noch ein hartes Pflaster.
Hintergrund
Bericht:Firmen und Anrainer zahlten 5,5 Millionen Euro für Umbau
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