Wiener Innenstadt
Kunstinstallation beim Lueger-Denkmal wird entfernt
Das vielfach umstrittene Karl-Lueger-Denkmal in der Inneren Stadt soll bis 2024 dauerhaft um 3,5 Grad nach rechts geneigt werden. Als Übergang wurde bis jetzt ein Jahr lang die Kunstinstallation "Lueger Temporär" errichtet. Diese wird nun entfernt.
WIEN/INNERE STADT. 39 Meter lang, elf Meter hoch und fünf Meter breit: Die Holzinstruktion beim umstrittenen Karl-Lueger-Denkmal am Stubenring zog viel Aufmerksamkeit auf sich. 2021 entschied sich die Stadt Wien bereits, eine künstlerische Kontextualisierung des Lueger-Denkmals zu errichten. Diesem Beschluss ging eine lange öffentliche Debatte voraus.
Sodann wurde ein künstlerischer Wettbewerb mit wissenschaftlicher Begleitung organisiert. Insgesamt 15 Künstlerinnen und Künstler wurden eingeladen, 13 Projekte wurden schlussendlich eingereicht.
Der Sieger-Entwurf von Klemens Wihlidal wurde im Mai dieses Jahres präsentiert. Dieser sieht eine Neigung des umstrittenen Denkmals von 3,5 Grad nach rechts vor. Dies sei der Punkt, an dem das Auge eine merkbare Irritation wahrnehme.
Schiefes Denkmal bis 2024
Bis 2024 soll das schiefe Denkmal stehen. Zwischenzeitlich wurde von KÖR (Kunst im öffentlichen Raum), insbesondere den Künstlern Nicole Six und Paul Petritsch, eine temporäre Kunstinstallation aufgebaut. Diese sollte zum Diskurs über den einstigen Bürgermeister, dessen damalige populistische Politik von Antisemitismus und Rassismus geprägt war, anregen.
In Wien auffindbare Lueger gewidmete Erinnerungszeichen – von Büsten bis zu Tafeln – wurden von den Künstlern Six und Petritsch vermessen und dokumentiert. Die Installation wird nun nach einem Jahr abgebaut. 16 dieser Artefakte wurden in Form ihrer Umrisslinien in Originalgröße auf dem Lueger-Platz versammelt. Dabei sollte die Installation vor allem zu Schau stellen, dass sich Lueger vielfach ins Gedächtnis der Stadt Wien eingeschrieben hat.
Debatte um Kunstinstallation
Bei der Eröffnung der temporären Kunstinstallation demonstrierte hingegen die Jüdische HochschülerInnenschaft. "Antisemitismus thematisieren, nicht bunt dekorieren", war damals ihr Leitspruch. Sie forderten die Entfernung des Denkmals sowie die Umbenennung des Dr.-Karl-Lueger-Platzes. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) zeigte unmissverständlich, dass sie anderer Meinung ist: "Nur wer die Wunden in der Vergangenheit dieser Stadt auch bespricht und darüber reflektiert macht sich auch stark, mit kritischerem Blick auf die Gegenwart zu blicken."
Im nächsten Schritt wird das Denkmal, das mit Schriftzügen wie "Schande" bemalt wurde, abgebaut und gereinigt. Der Umbau selbst erfolgt nicht an der Statue, sondern an der Sockelbasis. Diese wird abgetragen und neu betoniert.
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