Aufbruch des Tabuthemas "Schwangerschaftsabbruch"
Eine neue Art über das Thema Schwangerschaftsabbruch zu reden, das war das Ziel des Abends im Katholischen Bildungswerk Wien, der gemeinsam mit der aktion leben veranstaltet wurde.
In einer Podiumsdiskussion sprachen Florian Klenk, Chefredakteur des „Falter“ und Martina Kronthaler, die Generalsekretärin der aktion leben.
Florian Klenk hatte die Debatte zum Thema Abtreibung im Jahr 2013 mit seinem Kommentar „Die Engelmacherin vom Spittelberg“ im Falter neu angefacht. Und die aktion leben startete mit ihrer Bürgerinitiative „Fakten helfen“ einen Vorstoß zu statistischen Daten. „Nur aufgrund von gesicherten Zahlen und Fakten kann man auch eine gute Diskussion geführt werden, die aus dem emotionalen Eck herauskommen kann“, so Martina Kronthaler.
Die Diskussion am Mittwoch, 5. November 2014, im Seminarraum des Katholischen Bildungswerkes, moderiert von der Journalistin Senta Ziegler, verlief dem Thema entsprechend hoch emotional aber immer wertschätzend. Wichtig war den 40 TeilnehmerInnen, dass das Thema nicht auf die Frauen alleine abgeschoben wird, denn um einen sachlichen und konstruktiven Dialog über ein Thema zu führen, braucht es Frauen und Männern, so einer der 17 männlichen Diskussionsteilnehmer.
Gesellschaftspolitische Debatte
Für Florian Klenk ist eine gesellschaftliche Analyse ein wesentlicher Faktor in der Diskussion. Klenk vermisst eine Analyse gesellschaftlicher Zustände: Warum bzw. in welchen prekären Situationen treiben Frauen ab? Wer ist besonders betroffen? „Mein Wunsch ist eine sozialpolitische Debatte, die weder religiös motiviert, noch moralisch aber auch nicht frauenrechtlich geführt wird. Da kommen wir aus einem Extremstandpunkteck nicht heraus. Es geht mir in erster Linie darum, dass eine Frau, die sich zu einer Abtreibung entschließt, diese in einem medizinisch einwandfreien Rahmen tun kann“, so Klenk, der grundsätzlich gegen Abtreibung ist.
Bürgerinitiative „Fakten helfen!“ fordert solides Wissen
Für Kronthaler ist es wichtig nach den Gründen für eine Abtreibung zu fragen, „dabei können die statistischen Zahlen, die wir einfordern, bereits eine wichtige Hilfe sein. Aber derzeit ist die Debatte schwer, weil es keine Zahlen gibt“, betont Kronthaler. Die Frage, die von der Politik leider nicht gestellt werde, sei einfach: „Was müssen wir tun, damit es weniger Abtreibungen gibt?“. Kronthaler betonte, dass genau das fehlende Wissen Anlass war, die Bürgerinitiative „Fakten helfen!“ zu initiieren. Darin fordert der Verein eine anonyme Statistik über Abtreibungen sowie die Erforschung der Motive durch eine regelmäßig durchgeführte Motivenerhebung auf freiwilliger Basis. Es wäre gut für die Politik zu wissen, was los ist in Österreich. Zahlen, die kolportiert werden, legten eine sehr hohe Abtreibungsrate nahe. Kronthaler: „Hinzusehen bedeutet auch, die Notlagen von Frauen ernst zu nehmen und etwas dagegen tun zu wollen.“
Beitrag zum kostruktiven Gespräch
Die gemeinsame Veranstaltung war für den Direktor des Katholischen Bildungswerkes, Georg Radlmair, ein Beitrag zu einem guten und konstruktiven Gespräch und „entsprechend dem Leitbild des Katholischen Bildungswerkes ein Prozess, in dessen Mittelpunkt der Mensch mit seinen Fragen steht. Dazu greifen wir aktuelle Themen aus Kirche und Gesellschaft auf und präsentieren sie wie heute einem breiten Publikum.“
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