Umgang "fahrlässig"
Bezirksvorsteher fordert Kampf um Welterbe in Wien
Das UNESCO-Welterbekomitee wird bald darüber entscheiden, ob Wien weiterhin auf der Gefährdungsliste steht, dieses Prädikat zu verlieren. Tourismus-Stadtrat Peter Hanke sieht "keinen Beinbruch" darin, diesen Titel zu verlieren. Das führt zu Kopfschütteln beim Vorsteher jenes Bezirks, der maßgeblich für den Tourismus verantwortlich ist: Markus Figl aus der Inneren Stadt.
WIEN/INNERE STADT. Wer Wien besucht, der kommt an ihr nicht vorbei: die Innere Stadt. Im 1. Bezirk gibt es einiges zu entdecken: Stephansdom, Hofburg, Ring, zahlreiche Palais und mehr. Nicht verwunderlich also, dass der Stadtkern Wiens der Touristen-Hotspot ist. Mehr als zwei Millionen Übernachtungen wurden allein dort gezählt - mehr als in jedem anderen der 23 Bezirke. Dass die Touristen hier einen besonderen Ort vorfinden, der nicht nur sehens-, sondern auch erhaltenswert ist, garantiert auch der Status als UNESCO-Weltkulturerbe. Dieser gilt für das historische Stadtzentrum, es droht jedoch, dass er verloren wird.
Grund dafür ist ein Bauprojekt am Heumarkt. Seit Jahren schon schlägt es so große Wellen, dass sogar die UNESCO nicht erfreut ist. Mit den jüngsten Änderungen des Entwurfs wurden laut der internationalen Organisation zwar erste Schritte in die richtige Richtung zum Erhalt des Erscheinungsbildes gemacht. Jedoch noch zu wenig, scheinbar Grund genug, Wien weiter auf der Liste für bedrohtes Welterbe stehenzulassen. Genau das soll in einer Sitzung im Herbst vom Welterbekomitee beschlossen werden, zumindest geht das aus einem Entwurf vor.
Während der Tourismusstadtrat Peter Hanke (SPÖ) das ganze inzwischen recht locker sieht, stößt es dem Bezirksvorsteher der Inneren Stadt, Markus Figl (ÖVP) sauer auf. Hanke sieht eigenen Aussagen nach "keinen Beinbruch", wenn man den Titel Welterbe verliert. Figl hingegen sieht den Status für seinen Bezirk hingegen "unverzichtbar".
Gleichgültigkeit sorgt für Unverständnis
Am Montag meldet sich der Bezirksvorsteher per Aussendung zu Wort. „Einen Monat vor der Entscheidung über den Weltkulturerbe-Status für das historische Stadtzentrum Wiens sendet die SPÖ Wien ein fragliches Signal an das Weltkulturerbe-Komitee in Riad. Die gleichgültige Position der SPÖ Wien könnte dem Komitee vermitteln, dass das Weltkulturerbe für Wien nicht wichtig sei. Dem ist aber nicht so", zeigt sich Figl verwundert.
Der Bezirksvorsteher spricht gar von einem fahrlässigen Umgang der Stadtregierung in der Debatte und verweist dabei direkt auf das "Beinbruch"-Zitat des Tourismusstadtrats: "Zum jetzigen Zeitpunkt ein solches Statement an die UNESCO zu schicken, bestätigt die bisher fahrlässige Haltung der SPÖ Wien zum Schutz des Weltkulturerbes und zeigt die Ignoranz gegenüber dem Warnschuss, den die UNESCO durch den Entscheidungsentwurf erteilt hat."
Für Figl sei der Welterbe-Status mehr als nur ein Qualitätskennzeichen für Touristen. Ohne den Schutz des Weltkulturerbes steige die Gefahr, dass die Innere Stadt ihre Authentizität verliere. Der Weltkulturerbe-Status ermöglicht hohe Qualität bei Gebäuden und erhält die öffentliche Wahrnehmbarkeit des Stadtraumes und unserer Wahrzeichen, so der Bezirkschef. Bisher habe sich der Weltkulturerbe-Status als wichtiges Werkzeug erwiesen, um das Flair der Innenstadt weitestgehend zu erhalten. Dieses Flair ist ein bedeutender Teil von Charakter und Identität der Inneren Stadt, führt Figl aus. Er verlangt von der Stadt daher, sich intensiver um den Erhalt des Qualitätsmerkmals zu kümmern.
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