Es gibt auch Taxler, die "anders" sind: Keivan Amiri ist so einer. Ein Gespräch mit ihm.
Er ist einer der Taxler, die Flüchtlinge immer gratis von Nickelsdorf nach Wien bringt und andere Taxler zurechtweist, wenn sie mehrere hundert Euro machen wollen auf Kosten der Ärmsten: Keivan Amiri. Neben Taxifahren und sich sozial zu engagieren, kandidiert Keivan Amiri auch für Wien Anders für den Gemeinderat an wählbarer Stelle. Wir stellen ihn und seine Motivation vor.
Selber ist er aus dem Iran als politischer Flüchtling nach Wien gekommen, hat seine erste Zeit auch in Traiskirchen verbracht. Nun ist er Österreicher, fährt mittlerweile mit seinem eigenen Taxi durch Wien. Hier wurde er im Jänner 2015 bekannt, als er den Taxlerstreik gegen den sogenannten Akademikerball der Burschenschaften organisierte. Das hat ihm viele Sympathien eingebracht. Nun ist seine Kandidatur für Wien Anders, der Wahlallianz aus Piraten, KPÖ, EchtGrün und Unabhängigen, ein starkes Zeichen gegen die FPÖ.
Amiri: "Die FPÖ ist keine soziale Partei!"
"Die FPÖ ist keine soziale Partei. Ihr sogenanntes Sozialprogramm kommt immer zu dem einen Ergebnis: Die Ausländer sind Schuld. Wir sollen die Sündenböcke sein. Wenn es um die Arbeitslosigkeit von rund 13 Prozent in Wien geht, dann sagt die FPÖ: Die Ausländer sollen Schuld sein. Wenn es um die schlimmen Arbeitsbedingungen auf den Baustellen geht, dann sagen sie auch: Die Ausländer seien Schuld, denn sie sind billige Arbeitskräfte. Besonders schlimm ist es, wenn ich mir die Forderungen der FPÖ zu den Sozialleistungen anschaue. Dort will sie sparen, indem sie sogenannten „Integrationsverweigerern“ das Geld sperrt. Und viele andere Beispiele mehr," meint Keivan im Gespräch.
"Ausländer sollen die Sündenböcke sein? Nein, das ist falsch!"
Warum ist das ganz falsch ist, das führt er auch aus: "Bei ihnen geht es niemals um eine grundsätzlich falsche Wirtschaftspolitik, unter der wir alle leiden. Die Politik, die alles kaputt spart, die sich aus der Krise sparen will, ist falsch. Sie zerstört unsere Gesellschaften. Sie tut dies in Griechenland, sie tut dies auch in Spanien. Und sie tut dies genauso in Österreich.
Und die FPÖ, die sich selbst soziale Heimatpartei nennt, findet diese Politik im Prinzip richtig. Es soll nur nicht die Österreicher treffen, es soll einzig und allein uns Menschen treffen, die aus einem anderen Land nach Österreich kommen.
Natürlich denken sie dabei nicht an die Deutschen zum Beispiel. Die sind nämlich die größte MigrantInnengruppe in Wien. Die können in dieser absurden Logik gar keine Integrationsverweigerer sein. Sie denken an Menschen, die nach Österreich gekommen sind, um ihr nacktes Leben zu retten. So wie ich."
"Alle Menschen, die hier leben, haben die gleichen Rechte"
Keivan Amiri meint weiters: "Mit ihrer Hass-Propaganda trifft die FPÖ Menschen, die schon seit langer Zeit in Wien leben und arbeiten. Die ihre Körper auf den Baustellen kaputt gemacht haben. Die die Büros und privaten Haushalte putzen. Die Menschen pflegen. Oft tun sie diese Arbeit, obwohl sie eine andere ausgezeichnete Ausbildung haben. Warum fängt Österreich nicht endlich an, diese Potentiale zu nutzen?
Warum werden wir – auch in Wien – wie lästige Bittsteller behandelt, etwa dann, wenn wir nach langer Zeit die österreichische Staatsbürgerschaft beantragen? Ja, es gibt nicht nur die FPÖ, es gibt auch Magistratsabteilungen, die ein Rassismusproblem haben.
Ich kandidiere für Wien anders für den Gemeinderat. Als Arbeiter, als Taxler, der in seinem Leben schon viel erlebt hat. Und ich werde im 10. Wiener Gemeindebezirk kandidieren. Direkt gegen die FPÖ dort. Vor Ort. Unser Taxlerstreik war eine gute Aktion. Wir haben auf der Straße auf uns aufmerksam gemacht. Und nun kommt der nächste Schritt. Sich gegen die FPÖ nicht nur auf der Straße stellen. Sondern auch auf der politischen Bühne. Nicht mehr schweigen und sich verstecken. Und ich möchte aufzeigen, dass die FPÖ meine neue Heimat zerstört, weil sie die Menschen gegeneinander aufhetzt. Weil sie das Soziale nicht schafft, sondern zersetzt."
Starke Ansagen. Damit Wien anders wird. Und damit hier politisch nicht Menschen das Sagen bekommen, die ihr Herz auf der falschen Seite haben, nämlich ganz weit rechts.
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