„Spannendes Projekt für Wien“
Alexander Van der Bellen ist so populär wie Häupl – eine gute Basis für eine Koalition
BEZIRKSZEITUNG: Sie haben sich mit den Vorzugsstimmen von Platz 29 auf Platz 1 der Grünen-Liste katapultiert. Ein solch sensationelles Ergebnis lässt sich nur schwer ignorieren. Ziehen Sie auch in den Wiener Landtag ein, wenn für die Grünen nur die Oppositionsbank übrig bleibt, oder gehen Sie in den Polit-Ruhestand?
ALEXANDER VAN DER BELLEN: „Meine Kandidatur hatte ein klares Ziel: Eine Vorzugsstimme für eine rot-grüne Stadtregierung. Wenn es zu Rot-Grün kommt, gehe ich jedenfalls nach Wien, auch als Gemeinderat, denn ich will zum Gelingen dieses Projekts beitragen. Wenn sich Häupl für die fantasielose Variante Rot-Schwarz entscheidet, dann werde ich mit meinen Chefinnen Eva Glawischnig und Maria Vassilakou besprechen, was das Sinnvollste ist. Der Polit-Ruhestand wird es jedenfalls nicht werden.“
BZ: Michael Häupl nannte die Grünen als seinen bevorzugten Verhandlungspartner. Welche Voraussetzungen sehen Sie für eine Zusammenarbeit?
VAN DER BELLEN: „Bürgermeister Häupl hat sich für das spannendste Projekt für Wien entschieden, für den Aufbruch aus dem rot-schwarzen Dauerstillstand. Die Voraussetzung für ein Gelingen von Rot-Grün ist der ernsthafte Wille zur Zusammenarbeit – und den gibt es unsererseits.“
BZ: Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Alexander Van der Bellen – würde Ihnen das gefallen? Was wären Ihre ersten Amtshandlungen?
VAN DER BELLEN:„Reizvoll ist vieles. Aber zuerst wird inhaltlich verhandelt, dann stehen die Personalentscheidungen an.“
BZ: Im Vorfeld der Wien-Wahl zerstörten sich die Grünen in der Josefstadt und in Mariahilf selbst. Die Rechnung: Die Josefstadt ist nun wieder fest in schwarzer Hand. Ist die Basisdemokratie zu überdenken?
VAN DER BELLEN: „Basisdemokratie bedeutet, dass nicht über die Köpfe der BürgerInnen hinweg entschieden wird. Dieses Prinzip ist nicht zu überdenken. Überdenken würde ich aber manche Statuten bei der Kandidatenwahl, wie etwa die Zwei-Drittel-Hürde für langjährige Mandatare.“
BZ: Das Hauptargument von Rot-Grün-Gegnern auf Wienebene lautet: „Die Grünen sind Chaoten und haben keine Wirtschaftskompetenz.“ Zeit für eine Imagepolitur?
VAN DER BELLEN:„Imageverbesserung schadet nie. Aber schauen wir uns die Konkurrenz an. Die Wiener ÖVP hat waschechte Führungs-, Personal- und Strategieprobleme. Sie hat als zukünftigen Landesgeschäftsführer zuerst Frau Holdhaus, dann Herrn Hörhan genannt. Geworden ist’s dann Herr Hoch. Dort ist das Chaos zu Hause, nicht bei uns.“
BZ: Wie würden Sie die Wiener Polit-Landschaft charakterisieren? Herrscht ein anderer Ton als auf Bundesebene?
VAN DER BELLEN:„Ich hätte ja im Parlament immer gerne den Titel eines Antiprovinzialismus-Sprechers gehabt. Diesen Blick über den Tellerrand würde ich gerne in Wien einbringen.“
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