Gedanken
Glettler an Jugendliche: Eigene Welt mit Gottes Hilfe verändern

Das Vorbereitungsteam des Gottesdienstes mit Bischof Hermann Glettler | Foto: Diözese Innsbruck/Sigl
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INNSBRUCK (dibk). Junge Menschen sollen nicht Teil einer "Weg-Schau-Gesellschaft" sein und sich bloß ein gemütliches Leben machen, sondern "hinschauen, aufzeigen und aufstehen für eine gerechtere Welt": Diesen Appell hat Bischof Hermann Glettler am Sonntag an Jugendliche gerichtet. "Bitte hört nicht auf, euch zu Wort zu melden. Wenn nötig, auch eure Empörung laut hinauszuschreien! Wichtig ist die Vision einer gerechteren Welt und ein leidenschaftliches Engagement dafür", sagte Glettler bei einem Jugendgottesdienst in Innsbruck, der von ORF2 und ZDF live übertragen wurde. Gott stehe bei diesem Einsatz zur Seite, gebe Orientierung und schenke die nötige Kraft dazu.

Auf den Einsatz und die Vision jedes einzelnen Menschen komme es an, so eine zentrale Botschaft des Innsbrucker Oberhirten. "Du musst nicht perfekt oder weltmeisterlich sein. Dein Geist und dein Herz sind gefragt!" Niemand sei zu klein oder zu unbedeutend, um einen Unterschied zu machen, zitierte der Bischof die erst 15-jährige Greta Thunberg, die beim internationalen Kimagipfel in Kattowice aufgetreten war mit einer Anklage an die Mächtigen der Welt: Diese würden sich bloß um die eigene Popularität kümmern, die Wahrheit verschweigen und die Zivilisation opfern, um den Luxus von ganz wenigen fortzusetzen, so der im Dezember erhobene Vorwurf der jungen Schwedin, die zu einem "Systemwechsel" aufgerufen hatte.

Gewalt nie ein Weg

Beim Einsatz für mehr Gerechtigkeit gebe es jedoch oft auch Hürden, bemerkte Glettler: Eine davon sei die Versuchung zur Resignation und zum Blick nur auf das eigene Wohlbefinden - nach dem Motto "Oida, Hauptsoch mir geht´s guat!", wie es der Bischof formulierte. Problematisch sei aber auch die Verzweiflung, wenn man mit der eigenen Meinung und Initiative nicht durchkomme, was dann leicht in Aggression umschlagen könne. "Viele Visionen für mehr Gerechtigkeit sind im Laufe der Zeit zu Ideologien oder zu zerstörerischen Bewegungen verkommen", verwies der Bischof auf den tragischen Verlauf des "Arabischen Frühlings". Eine gerechtere Welt lasse sich nie mit Gewalt aufbauen.

Im Bibeltext der Hochzeit zu Kana gebe Maria, die Mutter Jesu, mit ihrem "Was Er euch sagt, das tut!" den entscheidenden Hinweis für solche Situationen. Glettler: "In der Flut der vielen verwirrenden Stimmen, der Fake-News und der vielen stressigen Ansprüche und Forderungen" gelte es auf Jesus zu hören, denn: "Seine Worte sind voll Leben, meist nicht kompliziert und sehr konkret." Gott wirke im Verborgenen und schaffe auf unerklärliche Weise Neues, wie bei der Verwandlung von Wasser in Wein. "Gott kann deine Ohnmacht verwandeln. Die Grenzen, die du erlebst, werden dich nicht mehr zermürben. Wenn du dich müde und ausgepowert vorkommst, schenkt er dir neue Kraft. Lähmenden Frust verwandelt er in neue Power."

Sich selbst in die Waagschale werfen

Beeindruckt zeigte sich der Bischof in seiner Predigt von abfotografierten Tafelbildern, auf denen Schulklassen zuvor im Unterricht eigene Botschaften zum Thema Gerechtigkeit verfasst hatten. "Einander inspirieren und motivieren!", "Faire Bedingungen für alle schaffen!", "Gespräche führen, auch wenn es mühsam ist!", "Eigeninitiativ werden!", "Zivilcourage zeigen!" oder "Sich für Schwächere einsetzen!" war hier zu lesen. Entscheidend bei der Umsetzung sei, "ob wir auch selbst zur Veränderung bereit sind", bemerkte Glettler. Statt nur Forderungen an andere zu stellen sei es wichtig, "sich selbst in die Waagschale zu werfen". Auch Mahatma Gandhi habe gesagt, "dass du selbst die Veränderung, die du wünscht, leben musst. Don´t change the world - change your world!"

Der Fernsehgottesdienst fand in der Turnhalle der Schule der Ursulinen statt und wurde von Schülern katholischer Privatschulen gestaltet. So wurden etwa beim Einzug Schilder mitgetragen, die wie bei einer Straßendemo die Anliegen Jugendlicher deutlich machten. Um den Bezug zum Alltag der Schüler hervorzuheben, nahmen die rund 400 mitfeiernden Jugendlichen auf dem Boden des Turnsaals Platz, zudem versahen die Ministranten ihren Dienst in Alltagskleidung.

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