Europäischer Depressionstag
Stille Last – und der Mut, darüber zu sprechen
- Depression hat viele Gesichter“ – Der Europäische Depressionstag am 5. Oktober macht auf eine der häufigsten psychischen Erkrankungen aufmerksam und ruft dazu auf, hinzusehen, zuzuhören und Hilfe anzubieten.
- Foto: Jan Antonin Kolar/unsplash
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Am 5. Oktober rücken Expertinnen und Experten eine Erkrankung in den Mittelpunkt, die in Österreich rund 700.000 Menschen betrifft – und doch noch immer häufig missverstanden oder tabuisiert wird: die Depression.
INNSBRUCK. Am europäischen Depressionstag am 5. Oktober steht psychische Gesundheit im Fokus. Ständige Erreichbarkeit, Zeitdruck, soziale Medien – die moderne Welt fordert Körper und Geist rund um die Uhr. Für den Innsbrucker Depressionsforscher Alexander Karabatsiakis vom Institut für Psychologie der Universität Innsbruck ist klar: „Diese ständige Reizüberflutung stört den natürlichen Rhythmus unseres Körpers, den sogenannten zirkadianen Rhythmus, der für unsere psychische Stabilität entscheidend ist.“ Wird dieser biologische Takt über längere Zeit gestört – etwa durch schlechten Schlaf, Bewegungsmangel, soziale Isolation oder ungesunde Bewältigungsstrategien wie Alkohol oder Zigaretten –, kann das in eine Abwärtsspirale führen, die in einer Depression endet.
Depression hat viele Gesichter
Depression entsteht nie aus einem einzigen Auslöser, betont der Experte. Vielmehr handelt es sich um das Zusammenspiel psychologischer, biologischer und sozialer Faktoren. Dazu zählen unter anderem chronischer Stress, traumatische Erlebnisse, genetische Veranlagung, das Immunsystem oder gesellschaftliche Belastungen wie Einsamkeit. Vor allem soziale Isolation ist laut Karabatsiakis eine „Epidemie des 21. Jahrhunderts“. Gerade jüngere Menschen, die ständig online sind, sind oft besonders betroffen – ebenso wie Männer, die psychische Probleme seltener ansprechen. „Viele leiden still, weil sie glauben, funktionieren zu müssen“, so der Psychologe.
- Depressionsforscher Alexander Karabatsiakis vom Institut für Psychologie der Universität Innsbruck
- Foto: Elvira Eberhardt
- hochgeladen von Martina Obertimpfler
Hilfe holen ist kein Zeichen von Schwäche
Ein wichtiger Bestandteil der Entstigmatisierung sind Erfahrungsberichte von Betroffenen, die offen über ihre Erkrankung sprechen. „Sätze wie ‚Stell dich nicht so an‘ oder ‚Geh doch mal raus‘ sind für Betroffene nicht hilfreich – sondern verletzend“, so Karabatsiakis. Depression ist kein Zeichen von Schwäche, sondern eine ernstzunehmende Erkrankung, die jeden treffen kann. Der Wissenschaftler appelliert an alle, die selbst betroffen sind oder depressive Symptome bei Angehörigen oder Freunden beobachten: „Warten Sie nicht zu lange. Erste Anlaufstelle ist der Hausarzt – und wichtig ist, dabei auch offen über psychische Belastungen zu sprechen, nicht nur über körperliche Symptome.“
Der Europäische Depressionstag
...der jährlich am ersten Sonntag im Oktober begangen wird, soll genau dafür sensibilisieren: Psychische Erkrankungen sichtbar machen, Betroffene stärken, Vorurteile abbauen. Die European Depression Association (EDA), in der Karabatsiakis Österreich vertritt, setzt sich mit zahlreichen Aktionen dafür ein, das Thema stärker in die öffentliche Wahrnehmung zu rücken. Ob durch prominente Stimmen wie Sängerin Madeleine Juno, die in ihrem Lied „99 Probleme“ ihre Depression offen verarbeitet, oder durch wissenschaftliche Aufklärung – der Wandel ist spürbar. Doch der Weg zur völligen Enttabuisierung ist noch weit.
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