Eine Tiroler Kindheit im letzen Jahrhundert

Vom 9. Mai, 19 Uhr, bis 26. Oktober findet in der Turmgalerie auf Schloss Landeck eine Fotoausstellung zum Thema „Eine Kindheit im letzten Jahrhundert“ statt. Als Schwerpunkt werden Fotos ausgestellt, die Kinder vergangener Tage im Alltagsleben zwischen Kaiserhaus, Hakenkreuz und Babyboom zeigen und wer erinnert sich nicht gerne an alte Spielsachen, Zinnsoldaten, Legosteine, Eisenbahnen oder seine erste wacklige Konstruktion mit Matador.
Der Tiroler Buchautor Martin Reiter sammelte in den letzten Monaten hunderte Fotos zu diesem Thema und wird am 9. Mai 2014 um 19.00 Uhr auf Schloss Landeck sein gleichnamiges Buch vorstellen. Darin finden sich auch Kinderbilder internationaler, österreichischer und vor allem Tiroler Persönlichkeiten wie Bischof Reinhold Stecher, Eduard Wallnöfer, Luis Trenker, Paul Flora, Gerhard Berger, Raimund Margreiter oder Toni Sailer.
Auch den mannigfaltigen Kinderspielen früherer Tage sind einige Lichtbilder gewidmet und bei manchem Besucher werden kindliche Erinnerungen wach, wenn er Buben in unverwüstlichen Lederhosen mit Pfeil und Boden, auf alten Dreiradlern, Tretrollern oder in selbstgebauten Seifenkisten, barfüßige Mädchen in hübschen Kleidern vor Puppenküchen, auf Rodeln, Ponys oder Schaukelpferdchen in jenem Jahrhundert sieht, in dem sich die gesellschaftlichen und kindlichen Lebensumstände außergewöhnlich rasant veränderten.
Natürlich wurde schon damals fotografiert und viele Tiroler haben mit ihren berührenden und teilweise amüsanten Schnappschüssen aus Privatbesitz zu dieser Fotoausstellung beigetragen. Sie zeigen teils fröhliche Momente aus unbeschwerten Kindertagen, geben als kollektives Familienalbum Einblick in die Alltagskultur unseres Landes Tirol und lassen das letzte Jahrhundert aus einer besonderen Perspektive wieder lebendig werden.
Es ist nicht beabsichtigt, bei der Ausstellung nur professionelle Fotos von höchster Qualität zu zeigen, sondern eher das Beiläufige, das Alltägliche oder das besondere Motiv in einem rein zufälligen Moment des vorigen Jahrhunderts. Denn rotzige Buben am landwirtschaftlichen Hof in einer einfachen Lodenjacke oder eine Wäscheleine im Hintergrund einer Arbeitersiedlung sagen über das frühere Leben weit mehr aus als ein Stapel Atelierfotos.
Diese Fotos stellen ein Stück Tiroler Zeitgeschichte dar und beinhalten interessante Details über Kinder aus ärmeren Schichten, welche Kleidung zu welchem Anlass getragen wurde, wie Feste gefeiert wurden oder mit welchen Spielzeugen die Söhne und Töchter der gehobenen Klasse spielten, bevor das Fernsehen und die Spielzeugindustrie ihren Siegeszug antraten. Zu sehen sind auch Fotos von nahezu unverwüstlichen Spielsachen, die meist notdürftig repariert und in der Familie weitergegeben wurden.
Schüler der Neuen Mittelschule Landeck wurden mit einem Fotoprojekt in die Vorbereitungen eingebunden. Sie werden als Gegensatz zu den historischen Bildern die Jugend des Jahres 2014 fotografisch darstellen.
Wer ab 9. Mai 2014 im mittelalterlichen Schloss Landeck die Turmgalerie hinaufsteigt darf sich nicht wundern, wenn er dem Pinocchio, dem Struwwelpeter, Nils Holgersson oder gar Max und Moritz begegnet. Und wenn ihm Peter Pan spitzbübisch zuzwinkert, möge der Besucher seine Erwachsenenkleider für kurze Zeit ablegen und versuchen, wenigstens ein paar Minuten Kind zu sein und die Bilder mit den Augen seiner eigenen Vergangenheit zu sehen.
Das alljährliche Kinderprogramm wird ebenfalls diesem Thema gewidmet. Kinder können sich auf Schloss Landeck mit Memory, einem Suchspiel, Matador und anderen Spielen beschäftigen.
Ein Aktionstag im September zum Thema „Wertvoll oder Plunder“, bei der die Bevölkerung Puppen und andere Spielzeuge von einer Sachverständigen aus Wien begutachten und bewerten lassen kann, werden die mehrmonatige Veranstaltung abrunden.