Absurd wie das Leben

Beindrucken durch ihr variantenreiches Spiel über die Absurdität des Lebens: Wolfgang Hundegger und Tamara Burghart | Foto: FTI
  • Beindrucken durch ihr variantenreiches Spiel über die Absurdität des Lebens: Wolfgang Hundegger und Tamara Burghart
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Irgendwie war es ein bisschen wie früher, in den Keller hinabsteigen und dann sie an der Kassa stehen sehen, in der für sie so typischen Adjustierung: schwarzer Gehrock und Hose, ausnahmsweise sogar mal ergänzt um einen leuchtend roten Schal. Was ein richtiger Theatermensch ist, geht natürlich nie in Pension, sie auch nicht. Daher macht Eveyln Fröhlich, die langjährige Prinzipalin des Innsbrucker Kellertheaters, jetzt mit eigenen Projekten weiter, der Theatergruppe Theaterei beispielsweise, mit der sie sich jetzt im Freien Theater Innsbruck (FTI) präsentiert.

Unter dem Titel „Es fehlt an Blöße“ (übrigens ein Satz aus dem bis dato hier noch nie gezeigten Beckett-Einakter „Katastrophe“) hat Fröhlich mit Wolfgang Hundegger (schon zu Kellertheater-Zeiten einer ihrer erklärten Lieblingsdarsteller), der jungen Schauspielerin Tamara Burghart und dem ausdrucksstarken Laien Oswald Hundegger zwanzig absurde Szenen erarbeitet, die sich wie selbstverständlich aneinanderfügen.
Dabei entstammen sie den Federn respektive Tastaturen so unterschiedlicher Autoren wie etwa dem regimekritischen russischen Avantgarde-Schriftsteller Daniil Charms, den man zu Lebzeiten wiederholt verhaftete und ihn schließlich 1942 im Alter von nur 37 Jahren in der Psychiatrie sprichwörtlich verrecken ließ. Oder etwa den beiden zeitgenössischen Literaten, dem aus Berlin-Kreuzberg stammenden Daniel Boente und den hier in Innsbruck lebenden Autor Christoph W. Bauer. Samuel Beckett, der Großmeister des Absurden, ist wie schon erwähnt mit „Katastrophe“ vertreten. Daniel Boente begeistert dabei u.a. mit seinem herrlich verqueren Lehrstück „Vater, Mutter, Kind“, C.W. Bauer wie nicht anders zu erwarten durch seine fein nuancierte Sprachkunst, Charms durch seine spürbare Lust an einer völlig entfesselten Absurdität, Beckett naturgemäß durch seinen radikalen Existenzialismus.

Was freilich alle Szenen verbindet: diese verquere Mischung aus unfreiwilliger Komik und abgrundtiefer Traurigkeit, die bittersüße Erkenntnis, dass jedwede Verschrobenheit wohl auch nur die Folge fortschreitender Vereinzelung oder Vereinsamung ist. So gelingt Fröhlich und ihrem engagierten Darstellerteam tatsächlich ein ebenso kurzweiliger wie tiefsinniger Theaterabend über diese ganz eigentümliche Magie und Faszination des Absurden, die einen – ist man einmal eingetaucht – unversehens in ihren Bann zieht.
„Es fehlt an Blöße“ ist noch vom 11., 12. und 14. Februar, ab 20 Uhr im FTI zu sehen.

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