Bio in Innsbruck: Gestern flop, heute top

40 Jahre Markthalle: Alois Wach, Loni Appler und Christoph Appler

MARKTHALLE/INNSBRUCK. Wie einen schrägen Vogel sah man vor vierzig Jahren Bauern an, die Bioprodukte verkauften – heute können die gleichen Bauern sagen, sie wussten es von Anfang an. Eine solche Biobäuerin – Loni Appler – feierte mit einer Verkostung ihr 40-jähriges Jubiläum in der Innsbrucker Markthalle.

Was 'Bio' ist, hab' ich vom Arzt erfahren

Sie hat vieles erlebt: Kunden und Markthallenleitung sind gekommen und gegangen. Einige bekannte Gesichter kamen aber immer zu ihr. Eine Kundin erzählt zum Beispiel, woher sie überhaupt von Bioprodukten erfahren hat: "Vor vierzig Jahren hat unser Arzt uns das empfohlen und gemeint, die Biolebensmittel seien gesünder".

Seit den Siebzigern Biobauern

1971 fing Applers Vater Alois Wach mit der Biowirtschaft an: "Wegen den Spritzmitteln mussten wir die zweite Ernte immer wieder einbüßen. Es tat der Erde nicht gut. Wir haben nach einer anderen, umweltfreundlichen Möglichkeit gesucht und den Bioanbau gefunden. Die Schweizer waren Vorreiter und von dort kamen auch Lehrbriefe. Durch Telefonate mit anderen Biobauern konnten wir mehr erfahren und uns austauschen." Damals kamen sogar aus München Menschen, um in der Markthalle einzukaufen. Die Fam. Appler war überhaupt der erste Biobetrieb Tirols.

Drei Wochen Kraut und Erdäpfel

"Das Konsumverhalten hat sich stark geändert", meint auch Appler, "wir vermarkten Produkte von anderen Biobauern, Käse oder Fleisch. Früher kochten die Menschen aus den Produkten, die es zur Saison gab – wenn es sein musste, haben sie drei Wochen Kraut und Erdäpfel gegessen." Auch gab es früher eine Preisgestaltung vom Land Tirol, wer seine Produkte teurer verkauft hat, musste eine Klage einbüßen: "Wir haben Weißkraut um 20 Groschen teurer verkauft und gleich die Klage picken gehabt. Es stand groß in den Medien, weil es am Ende zum Präzedenzfall für Bioanbau geworden ist und man anerkannt hat, dass es ein Mehraufwand ist, wenn man diese Anbauweise wählt." Mit etwas Genugtuung schaut man heute zurück auf die Vergangenheit: "Die Zeit hat uns am Ende recht gegeben."

Warum sind Bioprodukte eigentlich so viel teurer?

Viele Kunden fragen sich, warum Bioprodukte so viel teurer sind als andere Produkte. Christoph Appler, Sohn von Loni Appler, hat dazu eine pragmatische Erklärung: "Es ist ganz einfach. Wir setzen 30 Prozent weniger als beim herkömmlichen Anbau. Weil wir keine Pestizide benutzen, gibt es dann auch eine zirka dreifache Ausfallsrate und die Arbeit ist ebenfalls mehr als normal. Wir lassen außerdem auch unser Land 'ruhen', dann können wir dort auch kein Gemüse anbauen. Die Kunden nehmen den Preis an, weil sie wissen was dahintersteckt."

Zur Sache

Loni Appler ist jeden Dienstag, Freitag und Samstag in der Markthalle. Zwei Tiefgaragen stehen zur Verfügung – ab einem Einkauf von 15 Euro ist eine Stunde gratis.

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