Umweltbewusste Kosmetik
Der Naturfriseur aus Innsbruck

Andreas Angelini hat langjährige Erfahrung mit Pflanzenfarben. Dank seiner Erfahrung damit ist der Innsbrucker Naturfriseur bis Mitte Jänner ausgebucht.
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Andreas Angelini ist ein Grenzgänger unter den Friseuren: Seit fast zehn Jahren arbeitet er nur mit Pflanzenhaarfarben.

INNSBRUCK. Auch als naturbewusster Mensch muss man häufig Abstriche machen. Besonders, wenn es um Frisuren oder Kosmetik geht. In diesen Bereichen ist der Spielraum begrenzt, denn die Pflegeprodukte beinhalten oft jede Menge Chemikalien. Haarlack, Farbprodukte, Balsam, Shampoo – egal, zu welchem Friseur man geht, immer bekommt man irgendein Produkt in die Haare geschmiert, das man nicht unbedingt verwenden wollen würde. Umweltbewusst zu sein ist in diesem Fall fast unmöglich. Es gibt aber einen Innsbrucker Friseur, der seit fast einem Jahrzehnt einen anderen Weg geht: Andreas Angelini.

Pflanzenhaarfarben

Er hat schon als Friseurlehrling zum ersten Mal Kontakt mit Pflanzenhaarfarben gehabt. "Vor zwanzig Jahren steckte das Ganze aber noch ziemlich in Kinderschuhen und wir haben sie als Ergänzung zu herkömmlichen Farben genutzt", erklärt er bei einem Besuch in seinem Friseurladen in der Andreas-Hofer-Straße. Die gängigen Farbmittel zerstören oft den natürlichen Haushalt der Kopfhaut und der Haare. "Solche Farben wollte ich, als ich meinen eigenen Salon eröffnete, eigentlich nicht mehr verwenden und habe mir gedacht, das muss doch auch anders gehen. Ich habe eine österreichische Firma gefunden, die Pflanzenhaarfarbe herstellt." Pflanzenhaarfarben haben ihre Tücken, wie er weiß, daher kommen sie für viele Friseure nicht in Frage. Man braucht Geduld, Zeit und Erfahrung, um sie richtig anwenden zu können. "Ich habe als kleiner Salon Zeit zum Experimentieren gehabt. Es gibt 13 Grundfarben und mit denen muss man arbeiten. Bei Naturfarben gibt es keine Farbkarte. Ich habe zu Beginn gemischt, was das Zeug hält und die Farben auf Schafwolle ausprobiert." Aber nicht nur das. Er wollte auf Nummer sicher gehen: "Ich habe die Farben dann auch gegessen. Es hat zwar grausig geschmeckt, aber ich bin nicht daran gestorben", lacht Angelini. Anfangs haben nicht viele an ihn geglaubt und seine Vorgangsweise sogar kritisiert. Heller färben kann man mit Pflanzenfarben nämlich nicht und auch kalte Farben sind mit ihnen nicht möglich. "Ich musste mir anhören, dass ich nicht weit kommen werde. Nach fünf Jahren ist die Dame, die mich kritisiert hat, wieder Kundin bei mir, weil sie herkömmliche Farben nicht mehr verträgt." Dank Mundpropaganda ist er jetzt so gut besucht, dass er bis Mitte Januar keine Termine mehr vergeben kann.
Aber auch schon beim Haarewaschen ist seine Devise: Weniger ist mehr. Statt Shampoo, Balsam und Co. nutzt er zum Waschen eine kosmetische Kernseife und zum Fixieren Wachs. "Haare und Kopfhaut brauchen nicht mehr!" Für ihn fängt hier die Nachhaltigkeit an.

Wellen nur mit Chemie

Aber ganz ohne Chemie geht es dann doch nicht, wie Angelini eingestehen muss. Dauerwellen sind beispielsweise immer ein großer Eingriff. Er versucht, das geringste Übel zu wählen und bietet ein hochqualitatives Produkt an, das die Haare nicht kaputt macht: Eine saure Dauerwelle.
Bei allen seinen Dienstleistungen ist für Angelini das Um und Auf eine ganzheitliche Analyse der Kunden und Kundinnen: Er sieht sich Haut, Augen und Haare an und kann z. B. von schnell errötenden Wangen, Haut- und Augenfarbe darauf schließen, wie Pflanzenfarbe die Haarfarbe beeinflussen wird.
Ganz ohne Aufpreis ist die nachhaltige Schönheitsdienstleistung nun nicht, aber Angelini rechnet vor, dass es nur einige Euro Unterschied ausmacht, ob man nun zu ihm zum Färben kommt oder zu einem Friseur, der herkömmliche Farben – inklusive verschiedener Aufpreise für Masken und Co. – benutzt. Neben seiner Arbeit als Friseur werden in seinem Studio auch klassische Kosmetik, Fußpflege, Permanent-Make-up und medizinische Pigmentierung (z. B. bei Brustkrebstpatientinnen, die ihre Brustwarze verloren haben, oder anderer Narbenbehandlung) angeboten. Angelini ist gut ausgebucht. Wer bei ihm einen Termin vereinbaren will, sollte mit einigen Monaten Wartezeit rechnen.

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