„Die Post lässt mich im Stich“

Frau B. vor dem ehemaligen Igler Postamt mit dem Bild des Grabes der Großmutter in der Hand.�
2Bilder
  • Frau B. vor dem ehemaligen Igler Postamt mit dem Bild des Grabes der Großmutter in der Hand.
  • hochgeladen von Verena Kretzschmar

Die Postämterschließungen werden schon seit Monaten heiß diskutiert. Besonders für Sehbehinderte sind diese dramatisch, da sie Vertrauenspersonen für Bankgeschäfte und die Anbindung verlieren.

(vk). Frau Werhild B. blickt verzweifelt auf ein paar Rechnungen. „Ich komme eigentlich aus Berlin und dort liegt meine Großmutter begraben. Ich kann das Grab nicht selbst pflegen, deshalb muss ich einen Dauerauftrag für eine Firma machen. Das ging früher bei der Post problemlos. Und auch meine Rente bekomme ich über die Post“, so die sehbehinderte Frau B. aus Igls. Jetzt ist die Igler Post geschlossen. Der Spar-Markt konnte zwar als Postpartner gewonnen werden. „Aber das ist eine Vertrauenssache. Ich kann doch keine Zahlscheine selbst ausfüllen. Der Postbeamte in Igls hat mich schon gekannt. Der hat meinen Finger genommen und ihn dort hingelegt, wo ich unterschreiben muss und ihm habe ich da vertraut“, so die Iglerin. Außerdem können bei den Postpartnern auch keine neuen Konten abgeschlossen werden, dafür muss man in die nächste Postfiliale kommen.

Stark sehbeeinträchtigt
Das linke Auge der Sehbehinderten funktioniert gar nicht mehr und auf dem rechten hat sie eine Seheinschränkung von 40 %, wobei dort noch zusätzlich der grüne Star die Sicht beeinträchtigt. „Ich lebe ein Leben im Dunkeln, ich vertrage das Licht nicht gut“, so Werhild B. Deshalb ist es für sie umso schwieriger, am Tag nach Innsbruck zur nächsten Post zu kommen.

Angst und 25 Euro für Taxi
„Die Lichtschwankungen vertrage ich nicht gut und ich müsste mir jedes Mal ein Taxi nehmen, um in die Stadt zu kommen, weil ich ja fast die meiste Zeit alleine hier lebe“, erzählt die Sehbeeinträchtigte. Neben den ca. 25 Euro, die diese Strecke jedes Mal kostet, ist es für sie schwierig, durch die Stadt zu kommen. Seit einem Oberschenkelbruch im letzten Jahr fällt das Gehen zudem schwer. Auch hat sie Angst, dass sie stürzt.

Vielen Blinden geht es gleich
„So wie Frau B. geht es vielen Blinden“, weiß Barbara Hoffmann vom Tiroler Blinden- und Sehbehindertenverband, „Vor allem im ländlichen Raum gab es meist nur ein Postamt, wo Blinde ihre Geldgeschäfte verwalten konnten“, so Hoffmann weiter. „An Leute wie uns denken Postmanager eben nicht“, ist Frau B. erzürnt.

Frau B. vor dem ehemaligen Igler Postamt mit dem Bild des Grabes der Großmutter in der Hand.�
Frau B. ist beim Ausfüllen von Zahl-               scheinen auf Hilfe angewiesen und wegen der Postamtsschließung in Igls verzweifelt.�Foto: Kretzschmar
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

3 Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.