Ein etwas anderes Ehedrama

Brillieren in "Die Ziege oder Wer ist Silvia": Ute Heidorn und Klaus Rohrmoser. | Foto: Foto: Treibhaus
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Wohl kaum ein anderer Bühnenautor versteht sich derart furios auf Ehedramen wie der amerikanische Schriftsteller Edward Albee. Sein 1962 uraufgeführtes und später mit Elizabeth Taylor und Richard Burton auch verfilmtes Stück „Wer fürchtet sich vor Virginia Wolf?“ hat ja gewissermaßen schon Kultstatus. „Die Ziege oder Wer ist Silvia“, gehört indes zu seinem Alterswerk, wurde es doch erst 2002 in New York uraufgeführt. Das Thema, das er in diesem Ehedrama umkreist, wurde zwar schon in Woody Allens „Was Sie schon immer über Sex wissen wollten …“ einigermaßen süffisant erörtert, ebenso in Jim Jarmuschs „Night on Earth“, doch auf der Bühne bieten Liebes- und Begehrensbekundungen an eine Ziege schon noch mal ein Quäntchen mehr an aufwühlender Intensität. Denn die Art und Weise, wie Albee dieses Thema zwischen Martin und seiner Frau Stevie abhandeln lässt, ist packend wie irritierend zugleich. Dies umso mehr, als die beiden bis zu Martins – wie mag man das nun nennen – Liebesverwirrung sogar eine offenbar innige Beziehung führten und selbst von ihrem gemeinsamen Sohn Billy als Ausnahmeeltern bezeichnet werden. Wenngleich das Idyll vermutlich doch ein klein wenig Wunschtraum zu sein scheint: Denn Billy ist schwul, was Martin nicht so wirklich behagt, und während ihres immer heftigeren Streits schicken sie den Jugendlichen irgendwann tatsächlich zum Spielen hinaus. Obwohl Regisseurin Verena Schopper, die kurzfristig einspringen musste, letztlich nur zwei Wochen Zeit hatte, um das Stück auf die Bühne zu bringen, hat sie diese unglaubliche Herausforderung geradezu mit Bravour gemeistert. Schopper fokussiert sich ganz auf das Beziehungsspiel zwischen den Eheleuten, dargestellt von Ute Heidorn und Klaus Rohrmoser und den beiden Nebenfiguren Sohn Billy (Alexander Rainer) und Freundin Ruth (Carmen Gratl). Heidorn erweist sich dabei einmal mehr als eine der besten Schauspielerinnen dieser Stadt, und Klaus Rohrmoser, der sich als Schauspieler wie kein Zweiter auf menschliche Abgründe versteht, spielt den Martin mit einer derart unpeinlichen und angstfreien Selbstverständlichkeit, dass einem zuweilen die Luft wegbleibt. Der Jubel am Premierenabend ließ keinen Zweifel offen: das war ganz große Schauspielkunst.

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