Ein Schubert Slam Dance vom Feinsten

Bot ganz neue Einsichten: der Schubert Slam Dance im Vierundeinzig. | Foto: Foto: Johannes Weiss
2Bilder
  • Bot ganz neue Einsichten: der Schubert Slam Dance im Vierundeinzig.
  • Foto: Foto: Johannes Weiss
  • hochgeladen von Tamara Kainz

Schon als Hausherrin Daniela Weiss-Schletterer zum Mikrofon schreitet und in charmantester Gelassenheit zu erzählen beginnt, wie dieser mittlerweile 15. konzertanz-Abend entstanden ist, spürt man bereits, von welcher vorbehaltlosen Begeisterung und Einsatzbereitschaft dieses Projekt getragen ist, das zwar nach wie vor ein Geheimtipp ist, aber was für einer. Denn mit dieser Reihe hat das Vierundeinzig abseits der hierfür finanziell entsprechend ausgestatteten Institutionen ganz eigene und gleichzeitig ungemein zeitgeistige Wege entwickelt, die klassischen darstellenden Kunstformen wie Kammermusik, Gesang, Tanz, Performance ebenso originell wie ambitioniert auf ihre Essenz hin zu hinterfragen und neu zu verquicken. Mit dem konzertanz-Abend Schubert Slam Dance, der Samstag und Sonntag zwei bejubelte Aufführungen erlebte, hat sich dieses Format nun abermals in ganz neue Höhen katapultiert. Denn wer hätte je vermutet, wie berückend schön sich das zeitgenössische Wehklagen einer Cyberstalkerin, die melancholische Einsicht über unsere ständige digitale Verfügbarkeit oder die Geschichte einer einsam verhallenden Note zu bekannten Schubertklängen machen. Und wie souverän Lisa Weiss, übrigens eine Tochter des Hauses, die eben erst ihr Gesangsstudium in Zürich mit Auszeichnung abgeschlossen hat, mit ihrem warmen Mezzo und ihrer unglaublichen Bühnenpräsenz diese neu vertexteten Schubertlieder intonierte und parallel dazu noch mit den improvisierenden Tänzer/innen interagierte, ließ einen tatsächlich nur noch staunen. Nicht minder faszinierend, was die Poetry Slammer Stefan Abermann, Hans-Peter Ganner und Lisa Prantl, die für die Neuvertextung von „Der Müller und der Bach“, „Die Forelle“ und „An Mignon“ verantwortlich zeichneten, dann diesen neuen Schubertexten selbst noch slammend entgegenzusetzen hatten. Abermann erzählte etwa von den alltäglichen digitalen Ablenkungen, Ganner von der Rebellion eines vom Notensystem gebeutelten Ton-Sohns, Prantl räsonierte über die verschiedenen Formen der digitalen Stille und deutete uns das fatale Ende eines Cyberstalkings an. Nach der Pause gab es mit dem ersten und zweiten Satz des von Gustav Mahler bearbeiteten Schubert-Streichquartetts „Der Tod und das Mädchen“ dann originale Schubertklänge, aufs Feinste dargeboten vom hauseigenen Orchester, der camerata vierundeinzig. Der zweite Satz wurde zudem kraftvoll kontrapunktiert von den drei hochbegabten Tänzerinnen Sonja Maria Schwaiger, Alice Moretto und Steffi de Leeuw, die sich in der Choreografie von Gustavo Oliveira selbstbewusst dem Publikum wie dem Leben entgegenstellten, während er davor in der Figur des Todes Lisa Weiss langsam nach draußen trägt. Diese Sequenz, in der sich Weiss im Originallied, das Dirigentin Ya-Wen Yang wunderbar einfühlsam am Flügel begleitete, nach anfänglichem Widerstreben schließlich doch ins Unvermeidliche fügt, gehörte zweifelsohne zu den Gänsehautmomenten dieses Abends.
Von Christine Frei

Bot ganz neue Einsichten: der Schubert Slam Dance im Vierundeinzig. | Foto: Foto: Johannes Weiss
Bot ganz neue Einsichten: der Schubert Slam Dance im Vierundeinzig. | Foto: Foto: Johannes Weiss
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.