Hexenküche umbenannt
„Helena-Scheuberin-Garten" in der Mühlauer Klamm

Der hängende Garten in der neuen „Hexenkuchl", die jetzt in Helena-Scheuberin-Garten umbenannt wurde.  | Foto: Daniel Jarosch
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In Innsbruck fand der erste Hexenprozess auf österreichischem Boden statt. Dabei war die Innsbruckerin Helena Scheuberin eine der ersten Frauen, die der Hexerei angeklagt wurde. Vor kurzem wurde die sogenannte „Hexenkuchl" in der Mühlauer Klamm in Helena-Scheuberin-Garten umbenannt. 

INNSBRUCK/MÜHLAU. In unmittelbarer Nähe zur Teufelskanzel befindet sich eine Höhle, die unter dem Namen Hexenkuchl bekannt ist. In ihr sollen sich – einer Sage nach – regelmäßig die Hexen der Umgebung getroffen haben. Nachdem sie durch einen Vandalenakt verunstaltet wurde, kam die Frage auf, der Hexenkuchl ein neues Erscheinungsbild zu verleihen. Dabei war das Projekt „Formerly Known As" der beiden Künstlerinnen Angela Anderson und Ana Hoffner ex-Prvulovic, auch eine willkommene Gelegenheit, die Bedeutung der "Hexenkuchl" neu zu hinterfragen und zu interpretieren. Im Dezember 2023 stimmte der Stadtsenat der unentgeltlichen Anbringung der Installationen zu und seit kurzem ist Innsbruck um den „Helena-Scheuberin-Garten“ reicher. 

„Wir sind die töchter* jener hexen*, die nicht verbrannt werden konnten" – der Helena-Scheuberin-Garten im Waltherpark/Ecke Innbrücke Innsbruck | Foto: Daniel Jarosch
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Innsbrucks dunkle Vergangenheit 

Im Jahr 1485 begann in Innsbruck der erste Hexenprozess auf österreichischem Boden. Damals wurden in der heutigen Landeshauptstadt zum ersten Mal "Hexen" angeklagt. Der Dominikaner Henricus Institutoris brachte mit dem Segen des Papstes Frauen vor Gericht. Eine dieser Frauen war Helena Scheuberin.  Das Ziel des Institutoris – ein Todesurteil – ging jedoch nicht auf, die Frauen wurden freigelassen. Den Tirolern waren die Hexenprozesse damals nicht geheuer und so wendete sich das Blatt. Der Jurist Dr. Johann Merwais von Wendingen konnte die Kommission in der letzten Sitzung im Rathaus von dem rechtswidrigen Vorgehen des päpstlichen Abgesandten Institutoris überzeugen. Die Frauen werden freigelassen, Erzherzog Sigmund übernahm die Untersuchungskosten und der Bischof Georg Golser erklärte die Arbeit des Inquisitors Heinrich Institor für beendet und verwies ihn aus dem Bistum. 

Der Helena-Scheuberin-Garten

Heute erinnert der „Helena-Scheuberin-Garten“ an diese Ereignisse. Ein Teil des Gartens befindet sich im Waltherpark, der andere in der Mühlauer Klamm, an der Stelle, die früher als „Hexenkuchl“ bekannt war. Der Name „Hexenkuchl“ hat zwar keine historische direkte Verbindung zu den Hexenprozessen, doch jahrzehntelang wurden dort Figuren ausgestellt, die stereotypische Darstellungen von „Hexen“ verkörperten – als angeblich unbedenkliche Überreste einer längst vergangenen Ära, die heute nur noch in Form von Legenden und Sagen existieren. 

Die Hexenküche vor der Neugestaltung und Umbenennung in Helena-Scheuberin-Garten | Foto: Susanne Gurschler
  • Die Hexenküche vor der Neugestaltung und Umbenennung in Helena-Scheuberin-Garten
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Das wertvolle Wissen bewahren 

Der Helena-Scheuberin-Garten ist ein Ort, an dem heimische Pflanzen wachsen, die in der Gynäkologie und anderen Heilbereichen Verwendung finden. Die Künstlerinnen wollen damit die „Hexenküche“, die früher ein Symbol für die Unterdrückung von Frauen war, in einen Raum verwandeln, der nicht nur an die dunkle Vergangenheit der Hexenverfolgung erinnern soll, sondern das Wissen von Frauen bewahren und auch weiterentwickeln soll. 

Hier wachsen heimische Pflanzen, die in der Gynäkologie und anderen Heilbereichen Verwendung finden.  | Foto: Daniel Jarosch
  • Hier wachsen heimische Pflanzen, die in der Gynäkologie und anderen Heilbereichen Verwendung finden.
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Nicht die erste Neugestaltung 

Die Hexenkuchl wurde auch in der Vergangenheit schon Opfer von Vandalismus. Im Jahr 1931 renoviert und mit neuen Figuren ausgestattet. Die Innsbrucker Nachrichten vom 1. Juni 1931 berichteten über die Eröffnung der neu gestalteten Höhle Folgendes:

„Vom Innsbrucker Verschönerungsverein wird uns geschrieben: In der Woche vor Pfingsten war die Aus-, beziehungsweise Neugestaltung der beliebten „Hexenküche“ und des Zugangsweges zu ihr, dessen Verbesserung vom Schillerhof aus bis zum Eingang der Mühlauer Klamm der Verschönerungsverein Mühlau, von da bis zu der etwa hundert Schritt oberhalb der „Höllenkanzel“ sich befindenden „Hexenküche“ der Innsbrucker Verschönerungsverein übernommen hatte, vollendet und am 27. Mai fand eine kleine Eröffnungsfeier statt, bei der die nun solid ausgestalteten Weganlagen besichtigt werden sowie die erweiterte Felsenhöhle und die in ihr hinter einem Eisengitter ausgestellte buntbemalte Halbreliefgruppe von vier alten und jungen, um einen brodelnden Kessel beschäftigten Hexen, die in gelungener Komposition von dem strebsamen jungen Bildhauer Albin Plattner, einem Sohne des bekannten Malers Albert Plattner geschaffen wurde. Oberfinanzrat i. P. Karl Schober führte in humorvollen Worten aus, wie er der Herkunft des altüberlieferten Namens „Hexenkuchl“ für diesen romantischen Ort vergebens nachgeforscht, aber nicht zu ermitteln vermocht habe, ob der Sagenmund des Volkes sich Hexen aus Arzl oder Mühlau, oder gar aus Innsbruck oder Wiltau hierher gebannt dachte; für jeden Fall sei nun hier im Bildwerk für je eine Vertreterin aus allen vier diesigen Weltgegenden sozusagen gesorgt worden. […]“

In den folgenden Jahrzehnten wurde die Mühlauer Klamm zu einem beliebten Ausflugsziel. Die Hexenkuchl und deren Inhalt wurde von unbekannten Tätern stark beschädigt, was eine erneute Renovierung notwendig machte. In der Volkszeitung vom 3. Juni 1950 wurde über die Renovierung, die vom Innsbrucker Verschönerungsverein durchgeführt wurde, Folgendes berichtet:

„Am Eingang der Mühlauer Klamm, die in wenigen Minuten vom „Schillerhof“ zu erreichen ist, erhebt sich aus den schäumenden Wassern des Mühlauer Wurmbaches ein riesiger Felsblock, der wohl in grauer Vorzeit von den dort steil aufragenden Bergen abgestürzt ist. Wegen seiner oberen Plattform erhielt er von den Besuchern den Namen „Teufelskanzel“, weil das Volk an solch düsteren Orten gern Dämonen und Geister hausen lässt. Zur Zeit als es noch „Hexen“ gab, verkündete der Böse von dieser Plattform aus den Bräuten seine Befehle. Gleich unterhalb der „Teufelskanzel“ sollen sich die „Hexen“ in einer Höhle getroffen haben, wo sie im höllischen Qualm bei allerlei Kurzweil den Liebestrank brauten. So erzählt die Sage. […] Nunmehr ist die Anlage vom Innsbrucker Verschönerungsverein in mühevoller Arbeit neu hergerichtet worden. Dabei haben sich Schüler und Schülerinnen der hiesigen Höheren Staatsgewerbeschule verdient gemacht, die künstlerisch entworfene Bildtafeln für die „Hexenkuchl“ anfertigten und sie dem Verein widmeten. Man sieht in der Höhlung eine Gruppe von „Hexen“ um einen brodelnden Kessel und zwei zu den Klängen einer Ziehharmonika tanzende „Hexlein“, während aus den Kulissen der teuflisch grinsende „Meister“ dieses Treiben beobachtet. Im Vordergrund schweben zwei auf Besen reitende „Hexen“, so wie sich das abergläubische Volk seiner Zeit eine Hexenfahrt vorgestellt haben.“

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