Medieval Combat
In Igls flogen nicht die Fäuste, sondern Äxte

Das Großlinientraining des AFFT fand kürzlich in Igls statt. Über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer griffen zu Schwert, Axt, Speer und Co. | Foto: Königer
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  • Das Großlinientraining des AFFT fand kürzlich in Igls statt. Über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer griffen zu Schwert, Axt, Speer und Co.
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Wer genug von Fußball, Eishockey oder Klettern hat und eine außergewöhnliche Sportart ausprobieren will, sollte sich den Verein AFFT einmal genauer ansehen. "Armed Free Fight Tirol" bietet das sogenannte Medieval Combat an. Kürzlich fand das Großlinientraining des AFFT in Igls statt. Über 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer spielten "Fangen mit verlängertem Arm", wie es Obmann Daniel Berg gerne umschreibt.

INNSBRUCK. Die Sportart des Medieval Combat steckt in Österreich bei weitem nicht mehr in den Kinderschuhen, laut Heinrich Wurzian, Präsident von Armored Combat Austria, wäre man sogar federführend. Kein Wunder also, dass zum Großlinientraining auf dem Gelände des Pfadfinderzentrums Igls mehr als 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus internationalen Vereinen zusammenkamen, um sich "zu treffen" im mehrfachen Sinne. Bemerkenswert war auch der Frauenanteil von rund 35 % – ein überdurchschnittlicher Wert, der die wachsende Diversität in der Szene unterstreicht.

Mehr als 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus internationalen Vereinen kamen in Igls zusammen. | Foto: Königer
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Zum Medieval Combat

Medieval Combat ist ein Trendsport, der Ganzkörperfitness mit taktischem Teamplay und der
Faszination für das europäische Mittelalter verbindet. In Österreich gibt es aktuell 37 Sportvereine, die in einem Fachverband – der ARMORED COMBAT AUSTRIA (kurz: ACA) – organisiert sind.

Drei Tage lang stand das Tiroler Pfadfinder Zentrum in Igls ganz im Zeichen der Medieval CombatSektion „Reenactment Combat Fighting“ (kurz: RCF). In großangelegten Formationen, Kleingruppen und technischen Einheiten wurde geschwitzt, taktiert und trainiert. Das Trainingslager, das 2025 bereits zum zwölften Mal stattfand, ist längst eine feste Größe in der Szene und ein Treffpunkt für ambitionierte Sportler:innen aus dem gesamten Alpenraum.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 12. AFFT Großlinientraining in Igls. | Foto: ACA
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Ergänzt wurde das intensive Trainingsprogramm durch eine Reihe hochkarätiger Workshops. Vortragende aus dem RCF Allgäu Schwaben e.V. und dem RCF Untermain vermittelten praxisnah unterschiedliche Waffenkategorien, Taktiken und Trainingsansätze. Natalie Berg, Vizepräsidentin des Österreichischen Fachverbands für Medieval Combat (ACA) bot mit ihrem Workshop „Kampfsporttraining für Frauen“ einen praxisnahen und empowernden Zugang – nicht nur für Athletinnen, sondern auch für männliche Trainer, die Frauen unterrichten. Ziel war es, sowohl gendersensible Trainingsmethoden zu vermitteln als auch ein Bewusstsein für die Bedürfnisse und Perspektiven von Sportlerinnen im Medieval Combat zu schaffen. Ein weiterer thematischer Schwerpunkt des Trainingslagers war die zukünftige Entwicklung des Medieval Combat-Sports. Heinrich S. Wurzian, Präsident der ACA und internationaler Experte für Sportentwicklung, reiste eigens aus Wien an, um insbesondere den internationalen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zentrale Impulse zur Professionalisierung des Sports zu geben. In seinem Vortrag zeigte er auf, welche strukturellen Voraussetzungen – von Ausbildungssystemen über Good Governance bis hin zu nachhaltiger Vereinsarbeit – notwendig sind, um Medieval Combat als modernen Kampfsport weiterzuentwickeln. Dabei betonte er auch die Chancen von Inklusion und sozialer Wirkung sowie die Rolle internationaler Programme wie Erasmus+, mit denen innovative Sportprojekte umgesetzt und weitergedacht werden können.

Drei Tage lang stand das Tiroler Pfadfinder Zentrum in Igls ganz im Zeichen der Medieval CombatSektion „Reenactment Combat Fighting“ (kurz: RCF). | Foto: Regine de Witte
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Wer kann mitmachen?

Als Einsteiger nimmt man allerdings nicht sofort eine Lanze oder Schwert zur Hand. Der Einstieg kann bereits in jungen Jahren (Kinder können bereits ab 4 Jahren anfangen) gewagt werden. Man fängt mit dem sogenannten Soft-Sword Trainingssystem an. Dies sind gepolsterte Schwerter und Schilder, mit denen man sich langsam dem Medieval Combat-Sport annähert. Generell ist die Sportart für alle Altersgruppen, alle Geschlechter und alle Gewichtsklassen geeignet. Im Team gibt es keinen Unterschied zwischen Mann und Frau, und jeder kämpft in seinem Stil, je nach Reaktionsvermögen, Koordination und Kondition. 

Dabei spielt Sicherheit in jedem Fall eine große Rolle. Pflicht ist der Schutz an den Händen mit Eishockeyhandschuhen und vor allem die abgestumpften Waffen. Schwerter, Äxte und Speere müssen vor Wettkämpfen und Trainings geprüft werden. 

Die Schwerter, Äxte und Co, sind abgestumpft und unterliegen einer Kontrolle zu Beginn des Trainings.  | Foto: Königer
  • Die Schwerter, Äxte und Co, sind abgestumpft und unterliegen einer Kontrolle zu Beginn des Trainings.
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Ein abgestumpfter Speer für das Großlininentraining. | Foto: Königer
  • Ein abgestumpfter Speer für das Großlininentraining.
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Empfohlen werden allerdings auch Tiefschutz, Ellbogen- und Knieschoner und wer will, kann auch einen Gesichtsschutz aufsetzen. Wie man auf den Fotos sieht, haben viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch ein Schild als Ausrüstung. Hier gibt es jedoch die Regel der Zweihand- und Zweikampfwaffen. Ein Nutzer eines langen Speers darf etwa kein Schild tragen.

Manche sind mit Schildern unterwegs, andere nur mit einer Zweihandwaffe ausgerüstet. | Foto: Königer
  • Manche sind mit Schildern unterwegs, andere nur mit einer Zweihandwaffe ausgerüstet.
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Training wie im Mittelalter – aber sicher!

Um mehr Übung zu erhalten, aber auch um die Sicherheit zu gewährleisten, sind regelmäßige Trainings wichtig. Das Großlinientraining in Igls hatte im Grunde nur Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die bereits mindestens ein Jahr mit der Sportart vertraut sind. Das internationale Feld aus Sportlerinnen und Sportlern aus Slowenien, Italien, Dänemark, Deutschland und natürlich Österreich trainierte lautstark, aber mit viel Enthusiasmus. So hört man hin und wieder ein "Feind kommt!" oder "Ihr müsst lauter sterben!", letzteres um zu signalisieren, dass deutlicher gemacht wird, dass man getroffen wurde.

"Feind kommt" heißt es beim Großlinientraining des AFFT allzu oft.  | Foto: Königer
  • "Feind kommt" heißt es beim Großlinientraining des AFFT allzu oft.
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Gewertet werden Schnitte und Hiebe zwischen Schultern und Oberschenkeln. Arme ab Schultergelenk sowie Waden zählen nicht. Stiche gelten im Bereich von Schultern, Torso und Oberschenkeln – die Arme sind auch hier ausgenommen.
So muss man ein gewisses Geschick an den Tag legen, vor allem wenn man einen Speer als Waffe hat. Diese bietet zwar mehr Reichweite, doch hier gilt der Treffer nur, wenn man auch wirklich "zugestochen" hat. Bei einem Schwert kann eine Streifung, also ein "Schnitt" bereits als Treffer gelten. 
Letztendlich basiert bei einem Training jedoch die Gültigkeit eines Treffers auf der Ehrlichkeit seines Gegenübers, erläutert Obmann Daniel Berg.

Selbst einmal beim Medieval Combat dabei sein?

Wer sich selbst einmal ins Getümmel stürzen will, kann sich beim AFFT unter folgender Mailadresse melden: afft@gmx.at
Jede Person, die Interesse sowie Motivation mitbringt, sich sportlich mit dem bewaffneten Nahkampf auseinanderzusetzen und das 18. Lebensjahr erreicht hat kann dem Verein beitreten.

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