Aus für Veranstaltungszentrum
Institution Hafen wird abgerissen

Der Letzte macht das Licht aus ... VAZ Hafen wird abgerissen  | Foto: gstr
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„Seit 25 Jahren sind wir schon da und haben unseren zweijährigen Vertrag 12 Mal verlängert bekommen. Jetzt wollen die Besitzer was aus dem Areal machen, was Kohle bringt“ erklärt Geschäftsführer Alfred Schmid.

Das große Geld war für ihn nie ein Ziel – er hat den sozialen Aspekt eines Veranstaltungszentrums in den Vordergrund gerückt. „Ich habe einen ‚sozialen Vogel'", sagt er scherzhaft. „Mir war wichtig, etwas für die 80-90 % der Bevölkerung zu haben, die sich nicht in den Pracht- und Prestigebauten etablieren konnten." Zu diesem Zweck hat er für die zahlreichen und vor allem unterschiedlichen Veranstaltungen und Veranstalter gerne Pakete geschnürt und Deals gemacht. „Ich wollte nicht, dass Geld eine Schwelle darstellt. Die einzige Schwelle im VAZ Hafen sollten Ideen sein. Wenn die Idee gut war, sind wir zu einer Übereinkunft gekommen.“

Viele Erinnerungen

Es gibt viel, was Alfred Schmid am Hafen gut gefallen hat – einer dieser Aspekte war die kulturelle Durchmischung, die dort stattgefunden hat. „Wir hatten regelmäßig türkische, bosnische und kurdische Hochzeiten im Haus oder Feste. Wir waren der Ort, an dem vielfältige kulturelle Ereignisse gefeiert wurden. Sogar Bischhof Stecher war mal bei uns.“ Trotz der großen Vielfalt an Menschen und Kulturen kam es nie zu einem gröberen Problem. „Bei uns fanden oft auch mehrere Sachen gleichzeitig statt: In der Mitte wurde eine türkische Hochzeit gefeiert, links fand ein Rockkonzert statt und rechts eine Schwulenparty – und trotzdem ist alles friedlich abgelaufen.“

Ein Herz für Menschen

Für Schmid als Geschäftsführer ist es besonders wichtig, ein Gespür für Menschen zu haben und in erster Linie auf die Mitarbeiter zu schauen. „Ich bin jetzt 58 Jahre alt. Ich habe auch weitere Betriebe, sprich ich muss nicht unbedingt weitermachen. Aber ich denke an meine Mitarbeiter, daran, wie einige von ihnen Familie haben und ich will sie nicht im Stich lassen. Ich denke auch an all unsere türkischen und bosnischen Mitbürger, die bei mir für Feste und Hochzeiten anfragen, die vielleicht nicht alle so gut Deutsch können. Ich will nicht, dass diese keine Ansprechpartner mehr haben. Für all diese Menschen möchte ich weitermachen.“

Rückhalt der Politik

Alfred Schmid und der Hafen scheinen aber den geschlossenen Rückhalt der Politik zu haben. „Ich habe im Radio gehört, wie der Bürgermeister die Wichtigkeit des Hafens betont hat. Das hat mich sehr gefreut.“ GRin Julia Seidl (NEOS) bedauert den Verlust: "Mit dem Abriss des Veranstaltungszentrums geht eine der letzten Veranstaltungsräumlichkeiten für die Kultur- und Partyszene verloren. Das ist ein großer Verlust und wir müssen Alternativen schaffen. Innsbruck als Studentenstadt ohne ein Angebot für eine alternative Kultur- und Partyszene ist für mich unvorstellbar! Das müssen wir verhindern." Auch FI spricht sich für den Erhalt des VAZ Hafen aus: "Von Konzerten, Kabaretts und Themenpartys wie dem Holi-Festival über private Veranstaltungen bis hin zum wöchentlichen Trödel- und Sammelmarkt am Parkplatz – alles hatte im Hafen Platz. Einen derart vielseitigen Veranstaltungsort braucht es auch in Zukunft“, so Für-Innsbruck-Jugend- und Kultursprecherin GRin Theresa Ringler. Das gemeinsame Gespräch zwischen Schmid und der Stadt ist für Ende Mai angesetzt. Aber auch im Generellen ist Alfred Schmid guter Dinge: „Ich habe bereits drei Angebote bekommen, seit die Sache publik ist. Ich glaube, bis spätestens Spätsommer werden wir eine Alternative haben.“

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