Mit eigenen Waffen geschlagen
Kickboxlegende überführt Trickbetrüger

Die Zwillinge Charly und Peter Weinold gelten als wahre Innsbrucker Kampfsportlegenden. Als Charly Weinold im April von einem Trickbetrüger angerufen wurde, drehte er den Spieß um.  | Foto: M. Venier
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  • Die Zwillinge Charly und Peter Weinold gelten als wahre Innsbrucker Kampfsportlegenden. Als Charly Weinold im April von einem Trickbetrüger angerufen wurde, drehte er den Spieß um.
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Eigentlich sollte es nur ein Scherz sein. Als Charly Weinold (68) – einer der beiden legendären Tiroler Kampfstportzwillinge – im April einen Anruf von einem Trickbetrüger erhielt, wollte er ihn zunächst nur ärgern. Sein Ziel war es, dem Anrufer Zeit zu stehlen, um zu schauen, wie weit dieser gehen würde – "Schmäh halber", wie Weinold der Redaktion von MeinBezirk Innsbruck verriet. Heute gab es am Innsbrucker Landesgericht einen Schuldspruch für den Komplizen des Anrufers –ermöglicht durch Weinolds scharfsinniges Eingreifen.

INNSBRUCK. Zwei Jahre Haft verhängte das Innsbrucker Landesgericht über einen der Betrugskomplizen. Der Angeklagte, bereits Vorbestraft, zeigte sich geständig. Charly Weinold bekam sogar eine Entschuldigung. Dabei sieht er sich nicht als richtiges Opfer, wie er selbst angibt. Die Entschuldigung sollte vielmehr denjenigen gelten, die wirklichen Schaden durch die Betrugsmasche erlitten. 

Den Spieß umgedreht

Von der ersten Sekunde an war für Charly Weinold klar, dass es sich um einen Betrugsfall handelt. Am Telefon hörte er ein Weinen – dann, die Stimme eines angeblichen Arztes, der ihm erzählte, Weinolds Sohn wäre an Darmkrebs erkrankt. Um die Erkrankung zu bekämpfen, benötige man eine teure Medizin aus der Schweiz, für die Charly Weinold zahlen müsse.

Den Anruf erhielt Charly Weinold am 1. April 2025 – leider handelte es sich dabei nicht um einen Aprilscherz. (Symbolbild) | Foto: MeinBezirk Archiv
  • Den Anruf erhielt Charly Weinold am 1. April 2025 – leider handelte es sich dabei nicht um einen Aprilscherz. (Symbolbild)
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Die ungeduldige und empathielose Stimme des scheinbaren Arztes ärgerte Charly Weinold. Er wollte dem Anrufer eins auswischen und sehen, wie weit er gehen würde. Also täuschte er dem Anrufer vor, wirklich nach Geld und Goldbarren in der Wohnung zu suchen. Um möglichst glaubhaft zu erscheinen, öffnete Weinold wirklich alle möglichen Schranktüren in seiner Wohnung. Er gaukelte dem Täter vor, tatsächlich 22.000 Euro sowie einige Goldbarren in seiner Wohnung gefunden zu haben.

Als der Trickbetrüger nicht nachließ und darauf bestand, dass Weinold in der Leitung bleibt, beschloss dieser zur Polizei zu gehen. Keine einfache Aufgabe, das Manöver sollte ja nicht auffliegen und der Betrüger keinen Verdacht schöpfen. Während der falsche Arzt zu einer Geldübergabe vor Weinolds Wohnung drängte – seine Adresse kannte der Betrüger zu Weinolds großen Überraschung bereits – machte sich Weinold auf den Weg zur Polizei. Dort angekommen klopfte er ans Fenster der Polizei und deutete den Beamtinnen und Beamten still zu bleiben, um kein Misstrauen auszulösen. Die Polizei hörte mit, Zivilbeamte machten sich währenddessen auf den Weg zum Übergabeort.

Scharfsinn statt Fäuste

Knapp über eine Stunde nach Beginn des Anrufs stand ein Komplize des angeblichen Arztes bereits vor Weinolds Haustüre. Selbst die Polizei war überrascht, wie schnell es zur Übergabe kam. Woher die Betrüger Weinolds Adresse kannten ist unklar – er selbst vermutet aus dem Telefonbuch.

Um den Betrüger – ein angeblicher Dr. Schwarz – auch diesmal nicht abzuschrecken, schnappte sich Charly Weinold auf dem Weg von der Polizeistation zum Übergabeort ein Sackerl, das auf einem Fahrrad eingeklemmt war, und steckte es sich unter seine Achsel. Dies sollte den Betrüger täuschen, sodass er auch wirklich glaubt, Weinold habe die Geldsumme dabei. In diesem Moment packte die Zivilpolizei zu und verhaftete den Täter direkt vor Weinolds Haustür. Zwar handelte es sich – laut Weinold – bei dem Mann nicht um den Betrüger am Telefon, allerdings konnte immerhin einer der Komplizen geschnappt werden. Heute lacht der Innsbrucker Kickbox-Weltmeister:

"Man muss nicht immer die Fäuste einsetzen, um erfolgreich zu sein. Selbstverteidigung beginnt schon vor dem ersten Schlag."

Nervös sei Weinold während seines mutigen Handelns nicht gewesen. Allerdings zieht er sein Selbstbewusstsein wohl auch aus seiner Tätigkeit als Kampfssportler. Zum Abschluss fügt er stolz hinzu:

"Ich habe die Betrüger mit ihren eigenen Waffen geschlagen."

Charly (rechts) und Peter Weinold sind seit über 50 Jahren erfolgreich im Kampfsport. Dieses Mal musste Charly Weinold seine Gegner nicht mit den Fäusten bekämpfen. | Foto: Venier
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Kurzen Prozess

Das Innsbrucker Landesgericht machte im wahrsten Sinne kurzen Prozess mit dem Täter. Der 25-jährige Pole wurde am Mittwoch, 4. Juni, knapp zwei Monate nach der Tat zu zwei Jahren unbedingter Haft schuldig gesprochen. Der geständige Täter ist bereits vorbestraft und saß kürzlich noch in Deutschland wegen Betrugs in Haft.

Am Innsbrucker Landesgericht wurde einer der Betrüger jetzt schuldig gesprochen. Die Strafe sind zwei Jahre unbedingte Haft. | Foto: OLG Breit
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