Galerie Maier
Kurt Absolon - der begnadete Tusche-Zeichner mit Seeleneinblick

Stillleben mit Stier- und Hundeschädel, Tusche laviert, 1955, 33 x 48 cm | Foto: Anna Wieser
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  • Stillleben mit Stier- und Hundeschädel, Tusche laviert, 1955, 33 x 48 cm
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INNSBRUCK. In der Galerie Maier wird eine Retrospektive Kurt Absolons gezeigt, von ganz frühen Arbeiten über Teilen von Zyklen bis hin zu literarischen und persönlichen Motiven. Die Tuschearbeiten machen ihn, neben Schiele und Kubin, zu einem der bedeutendsten Zeichnern Österreichs.

Ölbilder stellen eine Rarität dar, denn die Ölfarbe konnte sich Absolon kaum leisten. Erzählungen belegen, dass er die Farbe aufbrauchen durfte, welche Kollegen noch auf der Palette übrig hatten.

Stadtlandschaft, Öl auf Papier, WV 023, um 1949 | Foto: Anna Wieser
  • Stadtlandschaft, Öl auf Papier, WV 023, um 1949
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Kokoschka, Kubin, Böckl

Absolon kann man keiner Kunstrichtung zuordnen. Sein so in vielen Facetten und gemaltes Werk zeigt, nie dekorativ sondern immer in die Tiefe gehend. Leben und Tod, Natur, Mensch, Schönheit und Vergänglichkeit, literarische, religiöse, musikalische und politische Themen bestimmen sein Werk, das auch immer zwischen den Zeilen zu lesen ist. Kurt Absolon wurde von vielen Kennern in einem Zug mit den großen Namen der österreichischen Zeichenkunst genannt, mit Schiele, Kokoschka, Kubin und Böckl. Viele sehen ihn ihm die logische Fortsetzung dieser meisterhaften Zeichenkunst.

Fische und Stuhl, Tusche, WV 590, 1955 | Foto: Anna Wieser
  • Fische und Stuhl, Tusche, WV 590, 1955
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Produkt menschlichen Geistes und Schöpferkraft

Wie Absolon in seinen Gedanken als Maler in dem Text mit dem Titel "Originalität, Radikalität, Individualität" niederschrieb, spricht er davon, dass der Zweck eines Kunstwerkes nicht begründbar sein, es sei keine Antwort, keine Lösung und niemals ein Genussmittel, sondern einfach das Produkt menschlichen Geistes und menschlicher Schöpferkraft, entsprungen der Sehnsucht, dem Dasein Dauer zu verleihen als ein Aufgehen in ein Nichts durch ein Zeugnis des Hiergewesenseins. Es entstanden nicht nur einzelne Zeichnungen sondern ganze Zyklen, die sein Interesse am existenziellen Dasein des Menschen beweisen.

Schönbrunn (Studie zum Wien-Buch), Tusche, WV 660, 1955 | Foto: Anna Wieser
  • Schönbrunn (Studie zum Wien-Buch), Tusche, WV 660, 1955
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Tusche, Wasser, ein wenig Farbe

In einer Zeichnung von Kurt Absolon erkennt man den ganzen Kosmos der Möglichkeiten mit Tusche, Wasser und manchmal ein wenig Farbe zu arbeiten, vom feinsten Strich bis zum schwarzen Fleck und lavierten Flächen. Absolon hat nicht weggeschaut, wie Alfred Schmeller meint, sondern "mit großer Sorgfalt die düsteren Ecken dieser Welt durchgezeichnet, bis die Schatten ganz hell waren". Otto Breicha, der langjährige Direktor des Salzburger Rupertinums nennt Absolon einen existenzialistischen Zeichner, der menschliche Situationen und menschliches Verhalten ausdrückt.

Kreuzigung, Tusche laviert, WV 163, 1950 | Foto: Anna Wieser
  • Kreuzigung, Tusche laviert, WV 163, 1950
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Aufbau Wiens, Westbahnhof

Kurt Absolon, dessen Frau krank war und der eine Tochter hatte, nahm nach dem Krieg viele Arbeiten an, um sich und seine Familie über Wasser halten zu können. So arbeitete er auch am Aufbau Wiens, wie etwa am Westbahnhof mit. In einem Brief schrieb er, dass er so gerne zeichnen würde, aber seine Hand von der schweren Arbeit, noch so stark zitterte und ihm das künstlerische Schaffen verunmöglichte. Absolon starb im Alter von nur 33 Jahren bei einem Autounfall. Sein Werk ist dennoch umfassend und beeindruckend - vielleicht war es auch gerade diese entbehrungsreiche Zeit, die die Gewichtigkeit seines Werkes vermocht hatte.

Weiße Pferde, Tusche, WV 936, 1957 | Foto: Anna Wieser
  • Weiße Pferde, Tusche, WV 936, 1957
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Kurt Moldovan

"Kurt Absolon war der Begabteste von uns allen. In den wenigen Jahren, die Absolon zu leben hatte, konnte man eine beispiellose Entwicklung sehen, wie wenn er gewusst hatte, dass er nicht lange leben würde."

Biographie

Kurt Absolon wurde am 28. Februar 1925 in Wien geboren, er studierte bei R.C. Andersen und besuchte den Abendakt bei Herbert Böckl.
1947: Einladung zum Salzburg Global Seminar auf "Schloss Leopoldskron", ein mehrwöchiger Kurs von der Harvard University für Wissenschaftler und Künstler (dort bekam Absolon, der bisher nur vier Ölfarben zum Malen hatte, endlich genug Malmaterial) u. a. mit Curt Wiespointner, Kurt Moldovan und Wander Bertoni.
1950: Mitglied der informellen Gruppe 50 um den Kreis des Schriftstellers Hans Weigl im Cafe Raimund in Wien. Es entstehen  die ersten Illustrationen für verschiedene literarische Bücher.
1951 - 1955: arbeitete Absolon um existenziell zu überleben, als Hilfsarbeiter beim Wiederaufbau des zerstörten Wiener Hauptbahnhof, bei Unilever, in einer Tischlerei und in einem Verlag als Bote.
1952: erste Ausstellung mit Claus Pack im Wiener Konzerthaus. Es entstehen Landschaftszeichnungen bei wiederholten Aufenthalten in St. Ulrich am Pillersee in Tirol. Sein berühmter Zyklus "Coeur Volé", nach dem Gedicht von Arthur Rimbaud entsteht.
1953: Stipendium für Frankreichaufenthalt. Es entstehen Zyklen wie "Ecce Homo" und "Zwischenraum".
1954: Gewinner des 3. Österreichischen Grafikwettbewerbs im Tiroler Kunstpavillon. Es entsteht der Zyklus "Der alte Mann und das Meer".
1955: Verleihung des Theodor-Körner-Preises. Im Sommer Teilnahme an einer Ausstellung in Bregenz. Von August bis September Einladung zum Forum Alpbach. Es entstehen Zeichnungen.
1956: in Tirol, es entstehen Landschaftszeichnungen.
1957: Preis beim 6. Österreichischen Grafikwettbewerb in Innsbruck. Im selben Jahr Reise nach Paris und Arles mit einem Stipendium. Es entstehen seine berühmten Stierkampf-Zeichnungen.
1958: Unfalltod
1967: Retrospektive in der Albertina
1968: Ausstellung im Tiroler Kunstpavillon
1973: Wanderausstellung Absolons in Graz, Eisenstadt, Bregenz, Wien, Innsbruck und Klagenfurt.
1989 - 1990: entsteht erste Monografie von Otto Breicha, Ausstellungen in Graz und Wien.
1991: Ausstellung im Rupertinum in salzburg
2021: Präsentation der neuen Monografie und des aufwendigen Werksverzeichnisses mit 1.135 abgebildeten Werken des Künstlers.

Mitte, re.: Gefangennahme, Tusche laviert, 1957, 32,5 x 48 cm | Foto: Anna Wieser
  • Mitte, re.: Gefangennahme, Tusche laviert, 1957, 32,5 x 48 cm
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Galerie Maier
Im Palais Trapp
Maria-Theresien-Straße 38
6020 Innsbruck
https://www.galerie-maier.at/


Öffnungszeiten

Di. - Fr.: 10:00 - 12:00 Uhr und 15:00 - 18:00 Uhr
Sa.: 10:00 - 13:00 Uhr

Die Ausstellung Kurt Absolon ist noch bis Sa., 5. März 2022 geöffnet.

Ankündigung - Sa., 12. März bis Sa., 9. April 2022

"Neufindungen": Anna Anvidalfarei - Johannes Bosisio - King Rhomberg
Die Künstler werden am Sa., 12. März in der Galerie Maier anwesend sein.

https://www.absolon.at/vita/
https://www.meinbezirk.at/

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