Frauen im Fokus
Muss ich sterben?

Lisa Zöhrer hat die Behandlungen gut überstanden. Sie strahlt Weisheit und Lebensfreude aus.
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  • Lisa Zöhrer hat die Behandlungen gut überstanden. Sie strahlt Weisheit und Lebensfreude aus.
  • hochgeladen von Agnes Czingulszki (acz)

In Lisa Zöhrers Leben wurden die Karten neu gemischt, als sie mit 19 die Diagnose Lymphdrüsenkrebs bekommen hat.

INNSBRUCK.INNSBRUCK. Vielen ist es unbegreiflich, dass man über so ein schweres persönliches Thema so offen reden kann. Der gebürtigen Stanserin, Lisa Zöhrer, fällt es aber überhaupt nicht schwer. "Das ist kein Tabuthema für mich und ich bin glücklich, wenn ich mit meiner Geschichte anderen Mut machen kann. Schließlich hört man viel zu selten davon, wenn eine Krebserkrankung gut ausgegangen ist." Sie sucht nicht die Öffentlichkeit, wenn aber jemand auf sie zukommt, schildert sie in lebhaft-reflektierter Art, was mit ihr vor drei Jahren geschehen ist. Angefangen hat es mit einem Kratzer im Zug. Und dann war er da: der Knoten am Schlüsselbein, der die Karten im Leben der jungen Frau neu mischen sollte. 

Wochen der Ungewissheit

Erst nahm sie die ganze Angelegenheit auf die leichte Schulter. Schließlich war sie mitten in ihrer Ausbildung als Logopädin, 19 Jahre jung und mit anderem beschäftigt. Sie war ahnungslos und tippte auf einen durch eine Entzündung geschwollenen Lymphknoten. Als dieser aber nicht verschwand, ging sie ins Krankenhaus nach Schwaz, dort wurde nach dem ersten Ultraschall gleich der Verdacht auf Lymphdrüsenkrebs geäußert. "Mir flossen sofort die Tränen und es ist eine Welt in mir zusammengebrochen", erzählt Zöhrer. Aber die schlimmste Zeit waren für sie die Wochen der Ungewissheit, die zwischen der ersten Untersuchung und der OP vergangen waren. "In den Wochen gab es keine Nacht, die ich nicht weinend eingeschlafen bin. Ich habe immer gehofft, dass noch alles gut werden kann." Auf eine unglückliche Art wurde ihr dann einen Tag nach der OP gesagt, dass sie Krebs hatte. "Es gab am Freitag keinen Experten mehr in der Klinik und ich wurde mit der Nachricht alleine gelassen. Das ganze Wochenende dachte ich mir: Muss ich jetzt sterben?" Gleichzeitig fühlte sie auch eine Art Erleichterung: "Jetzt konnte was dagegen unternommen werden." Chemotherapie und Bestrahlung folgten. Zöhrer konzentrierte sich auf das Gesundwerden – die Nebenwirkungen steckte sie während der Therapie gut weg. Erst im Nachhinein, als die Behandlungen vorbei waren, bekam sie Angst. Sie hatte Zeit zum Reflektieren, der Blick in den Spiegel, durch Cortison aufgeschwemmt, ohne Haare und Augenbrauen, schockierte sie. Mit Hilfe ihrer Freunde und Freundinnen und ihrer Familie überstand sie die harte Zeit.

Neue Wertigkeiten

Ob sie sich verändert hat? "Die Wertigkeiten haben sich verschoben. Mir sind Äußerlichkeiten viel weniger wichtig als früher." Was ihr auch während der Therapien und später noch wichtig war: den Alltag, so weit es geht, weiterzuführen. Ihr Studium an der FH Gesundheit in Innsbruck beendet sie im heurigen Jahr und sie hat schon eine fixe Zusage für eine Stelle in Schwaz. Wenn man sie danach fragt, wie andere auf ihre Krankheitsgeschichte – z. B. beim Kennenlernen – reagieren, antwortet sie mit jeder Menge Weisheit: "Viele sind davon beeindruckt, was ich alles erreicht habe. Aber es gibt auch einzelne Männer, die meinen Instagramaccount sehen – dort habe ich Fotos von der Behandlungszeit – und sich nicht mehr bei mir melden. Um ehrlich zu sein, das ist mir dann auch lieber so." Für die Zukunft wünscht sie sich vor allem eines: "Gesundbleiben – aber nicht als Floskel, sondern wirklich."

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