Neues Forschungszentrum in Innsbruck
Prävention und Therapie von Schlaganfällen verbessern
INNSBRUCK. Gesund altern: Das ist eine Herausforderung, die mit der steigenden Lebenserwartung einhergeht. Ein häufiger Grund für Behinderungen und auch Todesfälle ist der Schlaganfall. Das neue Innsbrucker Forschungszentrum "VASCage" soll die Vorsorge, Therapie und Nachbehandlung für Betroffene innerhalb einiger Jahre verbessern.
"Es ist essentiell, dass Ergebnisse aus der Forschung in der Wirtschaft umgesetzt werden und beim Patienten ankommen", erläutert Matthias Ullrich, Geschäftsführer der VASCage GmbH. Die Medizinische Universität und die Universität Innsbruck arbeiten daher im Verbund mit 35 Unternehmen in Europa und den USA. Innerhalb von drei bis vier Jahren sollen die ersten Prototypen entwickelt sein.
Einen Schlaganfall kann man erleiden, wenn die Blutgefäße sich krankhaft verändern. "Die häufigste Form des Schlaganfalls ist, dass ein Gerinnsel das Gefäß verschließt, das Gehirn wird dann nicht mehr mit Sauerstoff versorgt", erklärt der Neurologe Stefan Kiechl, der die wissenschaftliche Leitung des Forschungszentrums übernimmt. Typische Symptome sind zum Beispiel plötzliches Schwächegefühl, Taubheit oder Lähmungen in einer Körperhälfte, Sprach- oder Sehstörungen und starker Schwindel. Bei Frauen kann sich ein Schlaganfall auch in plötzlichen Kopf- oder Gliederschmerzen, Verwirrtheit, Übelkeit, oder auch Kurzatmigkeit, Brustschmerzen und Schluckbeschwerden äußern. Ursachen sind meist altersbedingte Veränderungen der Gefäße, Übergewicht, falsche Ernährung und Bewegungsmangel.
Innovative Forschungsprojekte
Die ExpertInnen am VASCage ("Research Centre on Vascular Ageing and Stroke") entwickeln blutverdünnende Medikamente, die einen Schlaganfall verhindern sollen, und Computerprogramme, die automatisiert Bilder von Gefäßen auswerten. Mit deren Hilfe sollen ÄrztInnen genauer abschätzen, wie wahrscheinlich sich bei PatientInnen ein Gerinnsel bildet.
Die ForscherInnen verbessern Verfahren, um Gerinnsel in der Blutbahn aufzulösen – davon werden akut Betroffene profitieren, wenn sie ins Krankenhaus eingeliefert werden und jede Minute zählt. Auch medizinische Geräte, die den Körper nach einem Schlaganfall unterstützen, werden entwickelt.
Entsprechend arbeiten nicht nur MedizinerInnen im Zentrum, sondern auch ForscherInnen aus Medizin, Chemie, Biologie, Physik und Informatik. Ebenso kommen die beteiligten Unternehmen aus der Pharmazie, Bio- und Softwaretechnologie. Ein Dutzend MitarbeiterInnen hat bereits die Räume am Innrain bezogen. Langfristig sollen etwa 50 bis 60 Personen dort forschen.
Land Tirol beteiligt sich mit 2,2 Millionen Euro
Bund und Länder fördern das Projekt. Mindestens acht Jahre soll es bestehen, die 17 Millionen Euro Kosten der ersten vier Jahre finanzieren zur Hälfte die beteiligten Unternehmen und Forschungseinrichtungen und zur Hälfte die öffentliche Hand. Die Bundesministerien für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort sowie für Verkehr und Innovation zahlen davon zwei Drittel, die Länder Tirol, Salzburg und Wien insgesamt ein Drittel. Tirol trägt dabei den größten Anteil der Länder mit 2,2 Millionen Euro.
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