Stubai Magazin
Seilbahnrevision bei den Serlesbahnen – ein Blick hinter die Kulissen

Geschäftsführer Franz Gleirscher (rechts) und Betriebsleiter Ing. Albert Albenberger geben einen Einblick, wie die Revision bei den Serlesbahnen in Mieders abläuft. | Foto: Karl Künstner
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Jede Seilbahn muss einmal pro Jahr in die Revision. Diese Überprüfung läuft nach genauen Regeln ab, ist sehr aufwändig und wird von den Behörden streng kontrolliert.

Die Bergfahrt mit der Seilbahn ist jedes Mal wieder ein Erlebnis. Dass alles reibungslos funktioniert, davon gehen wir als Passagiere aus. Dass dafür viel Wissen und Engagement der MitarbeiterInnen und ein großer technischer Aufwand erforderlich sind, zeigt ein Blick hinter die Kulissen der Serlesbahnen mit Geschäftsführer Franz Gleirscher und Betriebsleiter Ing. Albert Albenberger.

Was macht eigentlich ein „Liftler“, wenn die Seilbahn geschlossen hat?

Franz Gleirscher: Wenn die Seilbahn geschlossen hat, steht meistens eine Revision auf dem Programm. Das ist ein aufwändiges Unterfangen, das streng nach Vorgaben des Herstellers und der Seilbahnbehörde abläuft und von dieser auch kontrolliert wird. Dabei werden sämtliche Teile der Seilbahn inspiziert, kontrolliert, geschmiert und wenn nötig ausgetauscht.
Albert Albenberger: Die Bezeichnung „Liftler“ wird dem umfassenden Können und der großen Verantwortung der SeilbahnmitarbeiterInnen sicherlich nicht gerecht. SeilbahntechnikerIn ist ein Lehrberuf mit 3,5 Jahren Ausbildungszeit. Zudem gibt es HTL- (Höhere Technische Lehranstalt) und Hochschulausbildungen für die Seilbahnwirtschaft.

Warum sind die Vorgaben so streng?

Franz: In erster Linie geht es um die Sicherheit der Fahrgäste. Eine Seilbahn ist ein öffentliches Verkehrsmittel, für das regelmäßig eine Konzession beantragt werden muss. Wir haben eine Betriebspflicht. Die Bestimmungen sind in einem eigenen Seilbahngesetz geregelt.

Was wird bei einer Revision gemacht?

Albert: Eine Seilbahn ist eine sehr komplexe Anlage. Die mechanischen und elektronischen Bauteile sind für die Gäste nur teilweise sichtbar. Auf den Stützen etwa haben wir 208 Rollen, über die das Seil geführt wird, jede mit 46 cm Durchmesser. Sie sind großen Belastungen durch das Seil und die Witterung ausgesetzt. Bei der Revision fahren wir zu jeder Stütze, heben das Seil ab und überprüfen die Rollen einzeln. Wir kontrollieren die Lager, die Befestigungsbolzen, den Zustand der Rolle und des Gummis, auf dem das Seil läuft. Wenn etwas nicht passt, wird die Rolle ausgetauscht. In den Stationen haben wir weitere 32 Rollen und 200 Reifen, die die Gondeln beschleunigen und abbremsen.

Die auch kontrolliert werden?

Franz: Ja. An jeder Rolle und jedem Reifen in den Stationen sind Sensoren angebracht, die sicherstellen, dass das Seil exakt läuft und jede Kabine an der richtigen Position ist. Es wird exakt ausgemessen, an welcher Stelle die Kabine am Seil eingehängt wird. Im täglichen Betrieb kontrolliert zudem die Elektronik bei jeder Ein- und Ausfahrt in der Station ob bei der Kabine alles passt. Das ist also recht aufwändig.

Wie sieht es mit dem Seil aus?

Franz: Das Seil wird einer monatlichen Sichtkontrolle unterzogen. Zusätzlich wird in regelmäßigen Abständen ein magnetinduktives Prüfungsverfahren angewandt. So lassen sich Materialveränderungen auch im Inneren sofort erkennen. Wir haben das Seil erst letztes Jahr gewechselt. Das 46 mm dicke Seil ist eine Spezialanfertigung, die auf unsere Anlage abgestimmt ist.
Albert: Wir fahren 38 Runden täglich. Das heißt, wir befördern pro Tag 1.200 Kabinen. Die Seilklemme jeder der 32 Kabinen wird pro Tag 150 Mal geöffnet und geschlossen. Bei der Revision zerlegen wir jede Seilklemme, kontrollieren sie und bauen sie wieder zusammen.

Was gehört sonst noch zur Revision?

Franz: Ein wesentlicher Punkt sind Antrieb und Bremsen der Seilbahn. Neben dem elektrischen Hauptantrieb gibt es einen Notantrieb mit Dieselaggregat. Dieser wird ständig gewartet, um jederzeit einsatzbereit zu sein.
Albert: Bevor die Revision abgeschlossen ist, müssen noch Brems- und Anfahrtstests absolviert werden. Dazu werden die Kabinen mit Gewichten beladen, bis die maximale Last von insgesamt sechs Tonnen erreicht wird. In dieser Extremsituation müssen die Bremsvorgänge (normales Halten, schnelles Halten, Notstopp) und das Anfahren klaglos funktionieren.
Franz: Heuer wechseln wir auch das Getriebe. Nach 40.000 Betriebsstunden ist das notwendig. Dazu müssen wir das Dach öffnen und das Getriebe mit einem Kran herausheben.

Braucht die Sommerrodelbahn auch eine Revision?

Franz: Auch auf der Sommerrodelbahn ist die Sicherheit das oberste Gebot. Schließlich sind im Sommer pro Tag bis zu 1.200 Gäste auf der Rodelbahn unterwegs. Im Frühjahr werden die Schienen und die Verankerungen kontrolliert. Die 105 Rodeln werden zerlegt und genau inspiziert. Dabei legen wir besonderes Augenmerk auf die Bremsen und Rollen. Jede Rodel wird von einem/einer Sachverständigen einem Bremstest und einer Geschwindigkeitsmessung unterzogen. 40 km/h sind das Maximum. Die gesamte Anlage wird streng kontrolliert und benötigt ebenfalls eine behördliche Freigabe.

Das alles klingt nach sehr viel Arbeit.

Franz: Ja. Wir haben heuer mit der Revision Anfang ­April gestartet und brauchen bis Mitte Mai. Wir sind also pünktlich zur Eröffnung der Wandersaison fertig.


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