Vereine wollen Demenz in die Öffentlichkeit holen

Leiten die Tagespflegeeinrichtung für ältere psychisch Erkrankte in Innsbruck: Gertrud Geisler-Devich und Gertrud Danler
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  • hochgeladen von Max Schnabl (mxs)

Neben anderen Initiativen veranstaltet der Verein VAGET in Innsbruck monatlich ein "Demenz-Café". Demenz soll künftig kein Tabu mehr sein.

Die Veranstaltung soll Menschen mit Demenz und deren Angehörigen eine willkommene Abwechslung in einem "geschützten Rahmen" bieten. „Betroffene sollen sich hinaustrauen. Die Treffen richten sich aber auch an alle, die sich über Demenz informieren möchten“, sagt Gertrud Geisler-Devich vom Verein VAGET. Nachdem unsere Gesellschaft altere, kämen auch mehr Personen mit dementen Menschen in Berührung, „vom Busfahrer bis zum Polizisten“.

"Noch Platz für Positives"
Derzeit leiden rund 11.000 ältere Menschen in Tirol an psychischen Erkrankungen wie Demenz und Depression. Das Café für Menschen mit Demenz und deren Angehörige (ANCA) wird an jedem letzten Montag des Monats an verschiedenen Orten stattfinden (nächster Termin: 29.12., 9-11 Uhr, Pradler Sraße 41). In ungezwungener Atmosphäre kann dort über Erkrankungen gesprochen werden, die selten im Rampenlicht stehen und mit Halbwissen und Stigmatisierung behaftet sind. „Natürlich gibt es dramatische Demenz-Fälle, trotz der Erkrankung bleibt aber noch Platz für positive Erlebnisse“, sagt Geisler-Devich.

Unrealistische Ansprüche
Überhaupt werde das Altsein pathologisiert. „Man tut oft so, als könnten alte Menschen nur mehr zu Hause herumsitzen. Ich habe nicht das Gefühl, dass die Wertigkeit des Alters steigt“, so Geisler-Devich. Wird das Alter als positive und aktive Lebensphase dargestellt, passiert dies häufig im Kontext kommerzieller Interessen. Die mitunter sehr kaufkräftigen SeniorInnen werden mit geschönten und wenig realistischen Rollenbildern konfrontiert.

Demenz oft Zweitdiagnose
Gerade im Bereich der psychischen Alterserkrankungen gibt es aber einen großen Bedarf an ambulanter Pflege, wie die Wartelisten des Vereins VAGET zeigen. „Aktuell werden 150 KlientInnen betreut, zwei Drittel davon sowohl zu Hause als auch im Tagestherapiezentrum“, erklärt Gertrud Danler. Ungefähr die Hälfte der Betreuten leide an Demenz, häufig in Kombination mit anderen psychiatrischen Diagnosen wie Depressionen, Sucht-Erkrankungen oder Psychosen.
Wie VAGET möchte auch die Demenzberatung der Tiroler Caritas erreichen, dass Demenz in der öffentlichen Wahrnehmung an Normalität gewinnt und betroffene Menschen nicht von sozialen Prozessen ausgeschlossen sind. Die Beratungsstelle bietet keine psychiatrische Pflege, sondern will zum einen mit Vorträgen zur Bewusstseinsbildung, zum anderen zur Entlastung pflegender Angehöriger beitragen. „Angehörige wenden sich an uns, wenn sie an einer Belastungsgrenze angekommen sind“, sagt Petra Jenewein, die für die Tiroler Demenzberatung verantwortlich ist.

Hilfe für Angehörige
„Angehörige können bei uns über ihre oft schwierige Situation sprechen. Zusätzlich haben wir ein Projekt ins Leben gerufen, das Hilfestellung bei der Bewältigung ganz konkreter Alltagsprobleme bieten soll. Wir bilden ehrenamtliche ,WegbegleiterInnen‘ für Angehörige von Demenzkranken aus, die etwa im Haushalt mithelfen“, erklärt Jenewein. Derzeit gebe es tirolweit mehr als 50 dieser freiwilligen Helfer.

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