Sill
Wenn Fische wandern

Weitgehend naturnahe Gewässerabschnitte der Sill, könnten bald von Äschen wiederbesiedelt werden. | Foto: TFV/A
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Fische wandern, zum Beispiel vom Inn in die Sill. Dabei stoßen die Fische aber auf zahlreiche Barriere. Der Tiroler Fischerverband setzt sich beim Abbau dieser Barriere ein und geht mit Cocooning neue Wege um den Fischbestand weiter zu erhöhen. 

INNSBRUCK. Der Wanderweg der Fische: Nachdem die Äsche aus dem Inn gestartet ist, gelangt sie über einen Fischaufstieg neben der „Paddlerwelle“ in die Sill. Derzeit ist dies noch holprig, da die Ausgestaltung der Sillmündung fischökologisch noch nicht optimal ist. Eine Barriere beim Tivoli wurde bereits beseitigt. Das AGA-Wehr beim Eingang in die Sillschlucht war absolut unpassierbar für Fische und ist jetzt entfernt worden. Der Bachlauf wird derzeit naturnah gestaltet, nachdem sich die Sillfischerinnen und -fischer für eine ökologische vertretbare Lösung stark gemacht hatten. Bei zwei Restwasserstrecken der IKB wird in naher Zukunft die Restwassermenge ungefähr verdoppelt werden. An der Abzweigung bei der Stefansbrücke in die Ruetz gibt es derzeit wenig bis kein Restwasser und beim Ruetzkraftwerk ist der Bach unpassierbar. Das wird nach Angaben der IKB wohl bis 2027 saniert werden. In Matrei ist schließlich Endstation. Eine natürliche Felsbarriere und in unmittelbarer Nähe eine künstliche Barriere der ÖBB werden vorerst bleiben.

Cocooning: Die Brutboxen werden im Gewässerboden vergraben. | Foto: TFV/A
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Innovative Wege

Cocooning ist eine neue Art, um den Anstoß für einen natürlichen Fischbestand zu geben. In der Sill ist dieser Anstoß dringend notwendig. Anstatt aber nun – wie sonst üblich – Besatzfische zu kaufen und auszusetzen, geht der Tiroler Fischereiverband mit den Fischerinnen und Fischer an der Sill innovative Wege: mit „Cocooning“ und „Artificial Nests“ setzen sie auf eine State-of-the-Art-Methode, die viele Vorteile hat. Das Ziel ist klar: die Sill soll künftig für Laichfische vom Inn aus auf mehr als 20 Kilometern erreichbar sein und die Äschen sollen sich dort wieder natürlich vermehren können. So wird einmal mehr nachhaltiger Artenschutz umgesetzt.

Cocooning

Aber was ist Cocooning eigentlich genau? Bei dieser Methode werden befruchtete Eier in Brutboxen gegeben und an geeigneten Stellen im Gewässerboden vergraben. Wenn die Larven geschlüpft sind und ein gewisses Wachstumsstadium erreicht haben, verlassen sie die Boxen oder werden aus ihnen herausgeholt und ins Wasser freigesetzt. Bei Artificial Nests werden die Eier direkt (ohne Brutbox) über ein Rohr im Gewässerboden versenkt. Man versucht hierbei die natürliche Vermehrung von Äschen und Forellen bestmöglich nachzuahmen.
Der große Vorteil dieser beiden Methoden: die Fische kommen in ihrer natürlichen Umgebung zur Welt und wachsen dort auf. Das gewährleistet eine deutlich bessere Anpassung an die natürlichen Gegebenheiten von Wildgewässern als das bei gezüchteten Besatzfischen der Fall ist.

Die geplante Erhöhung der Restwassermenge in der Sill ist jedoch dringend notwendig. | Foto: TFV/Z
  • Die geplante Erhöhung der Restwassermenge in der Sill ist jedoch dringend notwendig.
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Durchgängig für Fische

Die Bemühungen der Fischerinnen und Fischer an der Sill machen vor allem deshalb Sinn, weil die Sill nach und nach wieder fischdurchgängig wird und künftig von den Wasserkraftwerken auch mehr Restwasser bekommt. Damit werden langjährige Forderungen der Fischerei umgesetzt, weil sie u. a. aufgrund der europäische Wasserrahmenrichtlinie für Behörden und Kraftwerksbetreiber verbindlich geworden sind. Künftig werden immerhin mehr als 20 Flusskilometer Sill vom Inn aus für Laichfische erreichbar sein und ab 2027 soll das auch für die untere Ruetz gelten. Mit dem „Cocooning“ und „Artificial Nests“ versucht der Fischereiverband gemeinsam mit dem Revierausschuss Innsbruck nachhaltig einen Laichtierbestand an Äschen zu etablieren. Bei passenden Bedingungen, wie z.B. eben genug Restwasser, wird sich dann nach und nach eine natürliche Vermehrung der Äschen in der Sill einstellen. „Das Cocooning soll als eine Art Starthilfe für die derzeit unbesiedelten Gewässerabschnitte dienen. In Kombination mit der Einwanderung von Äschen aus dem Inn steht einer Erholung der lokalen Äschenpopulation nichts mehr im Weg“, zeigt sich Bezirksobmann Striessnig Björn optimistisch. „Diese Maßnahmen sind dringend notwendig, um den Erhalt der Äsche zu sichern. Denn für den Fisch des Jahres 2021 wird es immer schwieriger zu überleben. Nahezu überall sind die Bestände stark angeschlagen“, ergänzt Zacharias Schähle, Geschäftsstellenleiter des Tiroler Fischereiverbandes.

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