Polit-Ticker
"Projektadaptierung weder Beinbruch noch Novum"

Der Hofwald-Trail ist weiterhin politisches Thema und wird es auch in Zukunft bleiben.  | Foto: Privat
  • Der Hofwald-Trail ist weiterhin politisches Thema und wird es auch in Zukunft bleiben.
  • Foto: Privat
  • hochgeladen von Georg Herrmann

Vizebürgermeister Anzengruber, der bei dem von der ÖVP eingebrachten Sondergemeinderat aufgrund seines Urlaubs nicht anwesend war, meldet sich genauso wie ALI-Ersatzgemeinderat Marco Frei per Aussendung zum Thema Hofwald-Trail zu Wort.

Vizebgm. Johannes Anzengruber, der sich mit seiner Familie gerade auf Urlaub befindet, meldet sich per Aussendung, zu den Beschlüssen des Sondergemeinderates für den Hofwaldtrail zu Wort. „Die im Zuge des Baus des Hofwaldtrails aufgetauchten Nutzungskonflikte –der Wald wird neben Bikern unter anderem auch von Pilgern, Spaziergängern, Wanderern, Jäger, Sportler, Erholungssuchenden genutzt– haben dazu geführt, die Streckenführung des Trails noch einmal im Detail auf eine mögliche Lösung der Konflikte zu überprüfen. Denn Ziel muss es sein, einen funktionierenden Downhill-Trail im Westen von Innsbruck zu haben, der gleichzeitig für ein Miteinander am Berg sorgt. Dass es bei einem Projekt während der Bauphase zu einer Adaptierung kommt, ist weder ein Beinbruch, noch ist es ein Novum. Lieber ändere ich ein Projekt, wenn ich bemerke, dass es zu größeren Problemen führt, als dass ich stur bleibe, nur des Beschlusses wegen. Denn es geht bei jedem Bauprojekt auch um ein Zukunftsprojekt, bei dem einerseits die Natur und andererseits die verschiedenen Nutzer sowie mögliche Nutzungskonflikte mitbedacht werden müssen“, stellt VBM Johannes Anzengruber fest.

3,9 Kilometer Trail bisher errichtet

„Allgemein wurden für die Biker-Szene in den letzten knapp zwei Jahren sehr viele Projekte umgesetzt bzw. auf Schiene gebracht. Im Frühjahr wurde der 2,5 km lange Stadtwaldtrail eröffnet und jetzt mit dem unteren Abschnitt des Hofwaldtrails eine 1,4 km lange Strecke vom Planötzenhof Richtung Stadt für den Betrieb freigegeben. Auch im Bikepark Innsbruck in Mutters wurden mehrere Trail-Kilometer finanziert. Mit dem Start der Bike-Saison 2023 werden wir auch die weitere 1,5 km lange Strecke beim Hofwaldtrail eröffnen können. Aus diesem Grund kann ich die Kritik Einzelner in der Biker-Szene nicht verstehen und weise auch die politisch motivierte Kritik der Grünen auf das Schärfste zurück“, sagt VBM Anzengruber.

Bikepark Rossau

„Im Winter wird auch der Startschuss für den Bikepark Rossau fallen, wo ebenfalls eine große Auswahl an Trails gebaut wird. Der Bikepark Rossau hat zum Ziel, den Naturraum etwas zu entlasten und ein weiteres Angebot für die Bike-Community in Innsbruck zu schaffen. Die im Süden der Stadt geplante Route mit spektakulären Abschnitten sollte 2023 in die Umsetzungsphase kommen. Gerne lasse ich mir von den Kritikern zeigen, in welchen Regionen in so kurzer Zeit mehr legale Trails gebaut wurden als es derzeit in Innsbruck der Fall ist“, gibt VBM Anzengruber einen kurzen Überblick, welche Projekte und Aktionen für die sportbegeisterten Biker gemacht wurden und werden.„Ich bin froh, dass mein Ziel, im Westen von Innsbruck einen legalen Downhill-Trail zu errichten, durch meinen Varianten-Vorschlag jetzt umgesetzt werden kann und danke allen, die sich konstruktiv in die Debatte eingeschaltet haben“, sagt VBM Anzengruber abschließend.

Stadt kein vertrauenswürdiger Partner

Die Alternative Liste Innsbruck sieht das ander. Sie ist dagegen, dass Kreuz und Quer mit den Mountainbikes durch den Wald gefahren wird. Deshalb braucht es einerseits attraktive, klar abgesteckte Trails, die angenommen werden, und andrerseits verlässliche Partner, um vertrauensvoll an einem guten Miteinander arbeiten. ALi-Ersatzgemeinderat Marco Frei meint dazu: "Beim Bau von Trails ist es wichtig, dass alle Interessensgruppen eingebunden werden, das ist offensichtlich zu wenig passiert. Nach unserer Prüfung ist aber ganz klar zu sagen: Die Aussage des Vizebürgermeisters, dass anders gebaut wurde als geplant, ist unwahr. Es war also kein Pfusch am Bau, sondern ein Pfusch in der Politik. Die Stadt Innsbruck hat sich seit 2013 mit den organisierten Mountainbiker*innen eine verlässliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit aufgebaut. Es gibt somit Expert*innen und von der Szene angenommene Ansprechpartner*innen, die sich seit Jahren in unzähligen Treffen, Gruppen und Besprechungen engagiert einbringen. Gerade in Zeiten der Teuerung, wollen wir nicht Teil davon sein, dass über 100.000 Euro Steuergeld wieder in den Sand gesetzt wird.
Es ist mit Sicherheit damit zu rechnen, dass mit der einseitigen Vertragsänderung, neue Planungs,- und Umsetzungsarbeiten entstehen, die starke Verzögerungen verursachen. Wir sind solidarisch mit den engagierten Vertreter*innen der Mountainbikeszene und hoffen, dass bald Verantwortung und Vernunft in die Stadtführung einkehrt, sodass derartiger Pfusch in der Politik, der Innsbrucker Stadtbevölkerung künftig weitestgehend erspart bleibt. "

Die Grünen sehen 120.000 Euro Steuergeld verschwendet

Die Innsbrucker Grünen sind ob des Beschlusses der Rechtsachse in der Sondersitzung des Innsbrucker Gemeinderates empört: Ein nigelnagelneuer Mountainbike-Trail, der die Nutzungskonflikte im Wald zwischen Mountainbiker:innen und Wander:innen erwiesenermaßen entschärfen würde, muss trotz Fertigstellung und Kosten von 120.000€ aufgrund eines Mehrheitbeschlusses durch die ÖVP, FPÖ, Für Innsbruck und Gerechtes Innsbruck ohne jegliche empirische Grundlage zurück gebaut werden. Somit verhindert die Rechtsachse des Innsbrucker Gemeinderats erneut ein Projekt im Sinne der Innsbrucker:innen – ein Projekt aus dem Ressort des ÖVP-Stadtrates Johannes Anzengruber! Die Grüne Gemeinderätin und Kandidatin zur Landtagswahl Zeliha Arslan findet klare Worte zu diesem Umfaller der Rechtsachse: "Nach kleinsten Widerstand fallen ÖVP und Für Innsbruck um und ziehen mit den Rechtsparteien mit. Leidtragende sind alle Innsbrucker:innen, deren Steuergeld im Ausmaß von 120.000€ in Zeiten der Teuerung verschwendet wurden, bevor überhaupt längerfristige Erfahrungswerte gesammelt werden konnten."

"Anzengruber Rückzieher bei kleinstem Widerstand"

Als besonders brisant erachten die Innsbrucker Grünen in diesem Zusammenhang, dass die Planungen für den Hofwaldtrail schon seit Mai 2021 bekannt sind und in genau dieser Form aus dem Ressorts des ÖVP-Stadtrats Johannes Anzengruber kamen. Es war somit zu jedem Zeitpunkt der Beschlussfassungen zum Hofwaldtrail bekannt, dass dieser den Besinnungsweg kurz kreuzen würde, jedoch mit einer solchen Bebauung, dass ein sicheres Nebeneinander aller Waldnutzer:innen möglich wird. "Wie Anzengruber seit mindestens Mai 2021 dieses Projekt verfolgen und planen kann, nur um im August 2022 bei kleinstem Widerstand einen Rückzieher zu tätigen, erschließt sich mir nicht. Fakt ist hiermit jedoch, dass Anzengruber offensichtlich nicht mit der ihm aufgegebenen Verantwortung umgehen kann, wenn nur wenige kritische Stimmen reichen, um ein 120.000 € Projekt in Zeiten der Teuerung evidenzlos einzustampfen", kritisiert Arslan die verantwortungslose Politik des ÖVP-Stadtrates.

Unternehmen ausgebucht

Anstatt also einen neuen und schon fertiggestellten Singletrail für die lokale und internationale Moutainbiker:innen-Community weitern offenzuhalten, der die Nutzungskonflikte im Wald entflechtet hätte, wird es aufgrund der Innsbrucker Rechtsachse keinen solchen in nächster Zeit geben. Die Planungsarbeiten für eine neue Streckenführung sind hierfür nur ein schwacher Trost, da die für solche Bauvorhaben spezialisierten Unternehmen heißbegehrt und dementsprechend ausgebucht sind - geschweige denn von den steigenden Kosten aufgrund der allgemeinen Inflationslage.

Weitere Nachrichten aus Innsbruck lesen Sie hier. 

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.