Scheidung in Schwarz-Gelb

Die Innsbrucker Volkspartei steckt in der tiefsten Krise seit 1945. Doch die nunmehrige Oppositionsrolle wider Willen und der Umgang damit ist nur der vorläufige Endpunkt einer langen Entwicklung. Tatsächlich hat die VP in Innsbruck seit 20 Jahren kaum mehr etwas zu melden. Hätte Herwig van Staa nicht 1994 "Für Innsbruck" gegründet, wäre die VP wohl schon damals von einem Bündnis aus SP und den Grünen aus der Regierung gejagt worden. Beinahe 20 Jahre lang sicherte FI für die Volkspartei den Bürgermeistersessel in der Stadt. Zuletzt war die Ausgangslage so, dass Oppitz-Plörer – selbst seit ihrer Jugend Mitglied der ÖVP – unter gelber Flagge die schwarzen Ideale in der Landeshauptstadt hochhielt und sich über gewaltigen Zuspruch durch die Wähler freuen durfte. Erst das Antreten ihres Gegenkandidaten Christoph Platzgummer, der nur wenige Tage vor seiner Inthronisation als Spitzenkandidat der ÖVP beitrat, ließ ihre Umfragewerte purzeln.

Kein Parteiausschluss
Allein dieser Umstand machte es für den Stadtparteivorstand nahezu unmöglich, Oppitz-Plörer aus der ÖVP auszuschließen. Denn innerhalb der schwarzen Reihen mehren sich nun auch die Stimmen, die darauf verweisen, dass die Vorgangsweise Franz X. Grubers, nämlich die Wiederwahl einer amtierenden "VP-Bürgermeisterin" zu gefährden, auch die Forderung nach dessen Parteiausschluss rechtfertigen würde. So gesehen ist die getroffene Regelung – die FI-Mitglieder dürfen den Gremien der ÖVP nicht mehr beiwohnen, bleiben aber Parteimitglieder – ein Spiegelbild der schizophrenen schwarzen Situation. Aber noch aus einer anderen Richtung droht Ungemach. Seit vergangener Woche ist klar, dass entgegen den Beteuerungen nicht alle unterlegenen VP-"Vorzugsstimmen-Ritter" auf ihr Mandat verzichten. Elfriede Moser zog ihren Mandatsverzicht zurück und ließ sich nur beurlauben. Damit könnte sie jederzeit auf ihr Mandat beharren und das ganze Vorzugsstimmen-system zum Zusammenbruch bringen. Zudem wird es auch noch einen Schuldigen für die Oppositionsrolle wider Willen geben müssen.

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