Frei im Theater: Safe Ground
Performance mit Tiefgang

Intro zu einem herausragenden Tanzabend: zu der eigens für diese Produktion komponierten Musik von Nenda und Thomas Krug gewähren die sechzehn Tänzer:innen des neu formierten Tanz-Ensembles am Tiroler Landestheater bewegte und bewegende Einblicke in ihre Lebensläufe und Werdegänge.  | Foto: Birgit Gufler
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  • Intro zu einem herausragenden Tanzabend: zu der eigens für diese Produktion komponierten Musik von Nenda und Thomas Krug gewähren die sechzehn Tänzer:innen des neu formierten Tanz-Ensembles am Tiroler Landestheater bewegte und bewegende Einblicke in ihre Lebensläufe und Werdegänge.
  • Foto: Birgit Gufler
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Als neue bunte Vogel-Spezies, die sich hier in der Stadt niedergelassen habe, stellte sie uns Armin Wolf in den „Vier Jahreszeiten“, der ersten Produktion des neuen TLT-Tanzdirektoren-Duos Marcel Leemann und Stefan Späti vor – die Tänzer:innen des ebenfalls neu formierten Ensembles. Schon das ein auf- und anregend anderer, genau hinsehender Tanzabend über den Seilbahnakt Leben im Angesicht des fortschreitenden Klimawandels.

Songs von Nenda, Live-Sound von Thomas Krug

Nun setzt Leemann erneut als Choreograf mit „Safe Ground“ nach, holte sich dafür die aus dem Ötztal stammende Musikerin und Schauspielerin Nenda als Singer-Song-Writerin und weiters den Musiker und Musikproduzenten Thomas Krug, der den Sound live vom Graben aus einspielt. Gemeinsam mit Nenda, die genau weiß, was es heißt, aufzubrechen, sich durch Alltagsrassismen einen Weg zu bahnen, den eigenen Selbstzweifeln immer wieder zu trotzen, sich so ein neues Home zu erobern, „where I can be me“, gewähren uns die sechzehn Tänzer:innen nun Einblicke in ihre Herkunft, ihren Lebensweg, Abgründe, die hinter ihnen liegen. Ungeschönt ehrlich und zutiefst berührend, zeigen sie uns doch im selben Moment, wie grandios und feinsinnig sie dies alles über ihre ureigene Tanzsprache künstlerisch zu transformieren verstehen.

Ungeschönt ehrliche Einblicke
Da ist der bewegende Brief an das eigene Ich, das sich allen widrigen Umständen zum Trotz seinen Lebenstraum verwirklichte, die getanzte Hommage an die Brüder, die man früh zurücklassen musste als zauberhafter Pas de deux zweier Tänzer, da hört und liest man die Worte einer Mutter, die freimütig von der Barbie- und Stöckelschuh-Vorliebe ihres Sohnes als Kind erzählt, dabei durchaus eingesteht, dass sie sich Jungs schon auch anders vorstellt und gleichzeitig unheimlich stolz auf seinen Werdegang ist. Da erfährt man von einem Ensemble-Mitglied, das einem schon in den „Vier Jahreszeiten“ durch seine hinreißend anmutige gender-fluide Performance aufgefallen war, mit wieviel Kontrolle und Selbstbeschränkung es verbunden ist, sich den eindeutigen Zuschreibungen und der damit einhergehenden sexuellen Verfügbarkeit zu entziehen. Und wie man trotzdem oder gerade deswegen immer im Blickfeld der anderen ist und unverhohlen angestarrt wird.

Eigenständige Künstler:innen
Fazit: So ziemlich der beste, weil wahrhaftigste und gleichzeitig auch künstlerisch vielseitigste und vielschichtigste Tanzabend, der seit langem am TLT zu sehen war. Dies umso mehr, als er nicht nur das tänzerische Können, sondern auch das ungeheuer reiche Innenleben der Tänzer:innen in den Fokus rückt, die man nun endlich und überfällig als eigenständige Künstler:innen und nicht einfach nur als perfekt gedrillte bildschöne Darstellungskörper erleben und wahrnehmen darf. Und was Nenda, die auch immer wieder in Videoeinspielungen zu sehen ist, für diesen besonderen Abend an lyrisch wie musikalisch betörend schönen Songs entwickelt hat, ist schlichtweg Weltklasse – und wird hoffentlich bald als eigenes Album erscheinen.

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