Techtelmechtel mit dem Unausweichlichen
Sezierkurs: Oft erste Begegnung mit dem Tod

Präsentation der Ethik-Impressionen 2020 am Marktplatz der Hypo Tirol Zentrale - v.l.n.r.: Michael Blumer, Lothar Müller, Daniel Senn, Andreas Krzyzan, Hildegard Anegg, Hannes Haid, Klaus Niederwimmer, Michael Weiskopf. | Foto: Hypo Tirol, Herbert Waltl
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  • Präsentation der Ethik-Impressionen 2020 am Marktplatz der Hypo Tirol Zentrale - v.l.n.r.: Michael Blumer, Lothar Müller, Daniel Senn, Andreas Krzyzan, Hildegard Anegg, Hannes Haid, Klaus Niederwimmer, Michael Weiskopf.
  • Foto: Hypo Tirol, Herbert Waltl
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15.10.2020(lm/wh) Die „Sezierübungen“, früher „Sezierkurs“ genannt, gehören zu den anstrengendsten Phasen des Medizinstudiums. Heute ist der lernende Umgang mit dem Körper eines Verstorbenen für viele „JungmedizinerInnen“ die erste Begegnung mit dem Tod. Um sie in dieser auch persönlich schwierigen Phase zu begleiten, wurde vor 18 Jahren das „Ethik – Seminar zu den Sezierübungen“ gegründet. „Der Wunsch kam damals von Anatomie – Vorständin Prof. Fritsch und Prof. Brenner. „Wir konnten ihn mit Hilfe der Klinikseelsorge und vielen weiteren ehrenamtlichen ReferentInnen umsetzen“, berichtet Lothar Müller. Er koordiniert die Veranstaltungen seit Beginn gemeinsam mit Doz. Michael Blumer.

Ethik als großes Thema der jungen MedizinerInnen

Die Nachfrage nach den einzelnen Veranstaltungen ist riesig. „Seit vielen Semestern nehmen praktisch alle freiwillig teil. Im Wintersemester 2019/2020 waren es etwa 400“, berichtet Michael Blumer. Die Themen reichen von Meditation über „Den letzten Weg im Krankenhaus“, „Kinder begegnen dem Tod“ bis zu Thanatopraxie und Bestattung“. Mit dabei auch die Tiroler Patientenvertretung, neu die Palliativbetreuung und das Klinische Ethikkomitee. Immer bestens besucht: „Körperspende – ein finaler humanitärer Akt“ mit Prof. Karl – Heinz Künzel.

Hypo – Vorstand Haid: Was wirklich wichtig ist

Lothar Müller weiß um die Bedeutung von Publikationen im universitären Bereich: „Ohne diese bist du nicht vorhanden, nicht weitergebbar“. Und so bekommen die TeilnehmerInnen des „corona – besonderen“ Ethikseminars heuer die schon 4. Auflage der „Ethik – Impressionen“. Mit Berichten und Reflexionen zu den Seminarthemen. Die neuesten „Impressionen“ wurden dieser Tage in der Hypo vorgestellt. Mit beeindruckenden Worten von Vorstand Johannes Haid zur Frage „Was wirklich wichtig ist“. Haid und Herbert Waltl, langjähriger Öffentlichkeitsarbeiter der Landesbank haben die Herausgabe wiederum ermöglicht. Herbert Waltl sieht das Seminar mit all seinen Themen als „wunderbare Lebensachse zwischen Anfang und Ende“. Daniel Senn (Leiter Hypo Innrain) führt mit seinem Team diesen Teil von seiten der Landesbank weiter.

Organspende in Patientenverfügung

Wie wichtig das Interdisziplinäre, das „Querlesen“ ist, zeigt die „Impressionen“ – Neuausgabe: aus den Beiträgen von Prof. Stephan Eschertzhuber (Organspenden), Ärztekammerpräsidenten Artur Wechselberger und der Tiroler Patientenvertretung erwächst die Idee: Aufnahme der Frage der Organspende in die Patientenverfügung. Damit könnte viel an Klarheit für alle Betroffenen erreicht werden.

Lebendige Theologie

„Ohne das Know how der ökumenischen Klinikseelsorge hätten wir dieses wichtige Seminar nie zusammengebracht“, meint Mitbegründer Lothar Müller. Andreas Krzyzan, damals Leiter der Klinikseelsorge hat sofort „Ja“ zum ehrenamtlichen Engagement gesagt. „Und die Jungen um Hildegard Anegg führen es weiter“, so Müller stolz.

Christsein „göttlich einfach“!

Für ihn, Lothar Müller ist diese langjährige, nachhaltige interdisziplinäre „Aktion“ auch ein Stück lebendiger Theologie. Ihn fasziniert der Spruch von Karl Rahner, wonach das Christentum eine „göttlich einfache Sache“ sei „Eigentlich ist es wirklich einfach! Diese jungen Menschen, ob zukünftige Ärztinnen oder AbsolventInnen des MCI wollen „nach bestem Wissen und Gewissen“ arbeiten. Und dazu gehört das Interdisziplinäre. Das Hinausschauen über den eigenen Tellerrand“. Und – theologisch: Es stimmt, „Der Teufel sitzt im Detail“. Mehr darf er nicht, mehr kann er nicht. Und dazu will er uns verführen. Und im Detail soll er auch stecken bleiben – ohne uns! Wir stehen – mit Gott – für das Ganze. Mit einem Geist, der stets verneint, im populistischen Detail steckenbleibt, gibt’s keine Zukunft. Das spüren die Jungen! Hoffentlich spüren das die Kirchen auch“.

Präsentation der Ethik-Impressionen 2020 am Marktplatz der Hypo Tirol Zentrale - v.l.n.r.: Michael Blumer, Lothar Müller, Daniel Senn, Andreas Krzyzan, Hildegard Anegg, Hannes Haid, Klaus Niederwimmer, Michael Weiskopf. | Foto: Hypo Tirol, Herbert Waltl
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