Frei im Theater: Siebtelbauern
Ungeschönter Blick zurück
Das von der guten alten Zeit ist eine Mär – das wird einem spätestens nach den Siebtelbauern, die sich die ambitionierte Truppe vom Theater Rum 2023 als Sommerstück vorgenommen hat, wieder so richtig schmerzlich bewusst. Damals waren gesellschaftliche Strukturen sprichwörtlich in Stein gemeißelt. Kein Knecht und erst recht keine Magd durfte sich da erdreisten, Bauer und Bäuerin zu werden. Denn der Herrgott der Besitzenden, so werden jene nicht müde zu betonen, wolle nun mal, dass alles so bleibt, wie es ist. Und damit alles in ihren Händen bleibt, ist ihnen – man kann es nicht anders nennen – jedes gottverdammte Mittel recht. 2011, also dreizehn Jahre nach Erscheinen von Stefan Ruzovitzkys vielfach ausgezeichnetem Film, war die vom Jenbacher Stefan Hellbert geschriebene Bühnenfassung schon bei den Schlossbergspielen in Rattenberg zu sehen.
Düsterer Alpen-Western
Nun hat Fabian Kametz diesen vor allem im Schlussteil düsteren Alpen-Western mit den Rumer:innen neu erarbeitet – und daraus einen kreativ-kraftvollen und emotional ungeheuer nuancenreichen Volkstheaterabend geformt. Der auch deshalb so bewegt und mitnimmt, weil man wider besseres Wissen bis zum fatalen Golfschläger-Showdown hofft, dass sich doch noch alles zum Guten fügen möge. Faszinierend auch, wie Luis Graninger die Kargheit jener Zeit abbildet: Simple Bierzeltgarnituren dienen wechselnd als Schlafstatt, Wirtshausmobiliar und Kirchengestühl. Sehr feinsinnig indes die musikalischen Kontrapunkte der Rumer Volksmusikgruppe „Die Vielsaitigen“, die ein Stück weit auch für atmosphärische Entspannung sorgen. Und das Ensemble: mitreißend wie eh und je, wovon man sich bis 5. August überzeugen konnte.
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