Frei im Theater: Weibsteufel im Kellertheater
(Volks-)Theater at its best!

High Noon in der Bauernstube: zuletzt spielt das namenlose "Weib", (Lisa Hörtnagl), wie Schönherr sie im Stück nennt, die Schwächen ihres Mannes (Edwin Hochmuth, li) und des Jägers (Francesco Cirolini) souverän gegeneinander aus.  | Foto: Gabriele Griessenböck
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  • High Noon in der Bauernstube: zuletzt spielt das namenlose "Weib", (Lisa Hörtnagl), wie Schönherr sie im Stück nennt, die Schwächen ihres Mannes (Edwin Hochmuth, li) und des Jägers (Francesco Cirolini) souverän gegeneinander aus.
  • Foto: Gabriele Griessenböck
  • hochgeladen von Christine Frei

Über 25 Jahre wurde im Kellertheater nicht mehr im Dialekt gespielt, heißt es in der Ankündigung. Wobei Karl Schönherrs „Weibsteufel“ ein derart elaborierter Theatertext ist, dass man den Dialekt kaum als solchen wahrnimmt. Außerdem scheint es tatsächlich ein Stück für alle Bühnen(größen) zu sein, immerhin wurde es 1915 im Burgtheater aus der Taufe gehoben. Und der dort noch amtierende Martin Kušej feierte damit bekanntlich einen seiner größten Regieerfolge. Auch dieser aktuelle „Kellertheater-Weibsteufel“ ist bereits hinlänglich bühnenerprobt, war er doch schon zwei Sommer lang Publikumsmagnet des Steudltenn-Festivals.

Eine Traumbesetzung
In der atmosphärischen Dichte des Kellertheaters legt das Stück freilich noch an Intensität zu, spielt es doch ausschließlich in der Stube des Ehepaars hoch droben am Berg.
Zudem bietet diese Produktion alles, was dieser unglaublich packende Text benötigt: Lisa Hörtnagl, Edwin Hochmuth und Francesco Cirolini sind als Dreieckskonstellation Weib, Mann und Jäger schlichtweg eine Traumbesetzung. Klaus Rohrmoser kann in seiner Inszenierung bei allen dreien schauspielerisch aus dem Vollen schöpfen. Wie gebannt sieht man Lisa Hörtnagl dabei zu, wie sie aus ihrer selbst auferlegten Resignation erwacht und mit enormer strategischer Raffinesse den Spieß umdreht. 

Emanzipatorischer Erotik-Thriller 
Schönherr nahm in diesem primär im süddeutschen Raum gespielten Theatertext nicht nur die gesamte dramaturgische Klaviatur eines Erotik-Thrillers vorweg, sondern baut auch noch eine unmissverständliche Kritik an den Geschlechterverhältnissen mit ein. „Mein Weib ist mein Sach“, versucht ihr Mann das Ruder zuletzt noch einmal herumzureißen. Aber nachdem er sie weder (er-)kennt noch wahrnimmt, kann er auch nicht sehen, dass sie ihm auf allen Ebenen überlegen ist. So nutzt sie schließlich die Obsession des Jägers, der sie zu Beginn ähnlich wie ihr Mann für das eigene Fortkommen zu missbrauchen versuchte, für ihren Befreiungsschlag. (Volks-)Theater at its best!

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