SV Axams: Scherbenhaufen zum Jubiläum

Obmann-Stellv. Albert Zainzinger glaubt an die Unschuld seiner Spieler
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  • hochgeladen von Manfred Hassl

Der Axamer Fußballverein – viele Jahre lang ein Fixposten in der elitären Regionalliga West mit Mannschaften aus Salzburg, Vorarlberg und Tirol – feiert heuer sein 60-jähriges Vereinsjubiläum. Zu einem Zeitpunkt, an dem andere Vereine bereits für große Feiern rüsten würden, muss man beim SV Axams zum Besen greifen und einen Scherbenhaufen zusammenkehren.

Für Fußballunkundige zur Erklärung: Der SV Axams bildet seit geraumer Zeit mit dem SV Götzens eine Spielgemeinschaft. Daraus resultiert die Spielgemeinschaft Axams/Götzens I – das ist jenes Team, welches zuletzt in der dritthöchsten österreichischen Spielklasse, der Regionalliga West, ein beachtliches sportliches Niveau gehalten hat. Im Vorjahr musste das Team den Abstieg in die Tiroler Liga hinnehmen.
In der Gebietsliga West – zwei Klassen darunter – spielt die Spielgemeinschaft Axams/Götzens II sozusagen als „Nachwuchsreservoir“ für die höherklassige Mannschaft. Darüberhinaus betreiben beide Vereine auch die Nachwuchsabteilung der SPG – nähere Erklärungen dazu sowie den Standpunkt des Götzner Partners gibt es auf der nächsten Seite.
Im Jubiläumsjahr 2011 muss sich nun vor allem der SV Axams, anstatt Jubiläumsvorbereitungen zu treffen, auf zwei Baustellen konzentrieren.
Weitaus bedrohlicher als die Vorwürfe eines eventuellen Wettbetruges präsentiert sich die finanzielle und die organisatorische Situation des Vereins, der seit Jahrzehnten zu den Aushängeschildern des Tiroler Fußballs gehört. Faktum: Wer den Fußballverein in die Zukunft führen soll, ist noch ungeklärt. Die bisherigen Funktionäre werden es definitiv nicht sein. Ihre Funktionsperiode ist ausgelaufen. Obmann Ernst Valtingojer stellte sein Amt nach Unstimmigkeiten noch vor Ablauf der regulären Periode zur Verfügung. Obmann-Stellvertreter Albert Zainzinger führte die Geschäfte einstweilen weiter. Er ist jener Mann, der über drei Jahrzehnte als sportlicher Leiter die Fäden gezogen hat. Eine besondere Tragik ist im Bereich des Möglichen: Statt eines glanzvollen Abschieds der Funktionäre könnte es ein Trümmerfeld mit übler Nachrede geben!
Der Versuch, einen neuen Vorstand zu installieren, scheiterte laut Zainzinger vorerst nicht am Willen von frischen Kräften, sondern an einem Formfehler bei der Einberufung der Generalversammlung. Dass es angesichts der Gesamtsituation alles andere als einfach sein wird, überhaupt einen neuen Vorstand auf die Beine zu stellen, ist für Albert Zainzinger (in Fußball-Tirol allgemein unter dem Spitznamen „Mucki“ bekannt) klar: „Natürlich hoffen wir, dass sich die Lage wieder einigermaßen normalisiert. Niemand will eine Vereinsauflösung – allerdings sind einige Dinge unerledigt, die noch abgehakt werden müssen!“

Finanzielles Desaster
Dass darunter auch und vor allem ein finanzielles Debakel fällt, ist Ex-Obmann Ernst Valtingojer klar: „Wir werden die Zahlen zu gegebener Zeit auf den Tisch legen und damit dokumentieren, dass die Schulden nicht so hoch sind, wie das immer wieder kolportiert wird. Dass der alte Vorstand dafür noch gerade stehen muss, ist ebenso eine Tatsache.Leider hat eine schöne Phase ein unschönes Ende genommen, aber ich hoffe, dass der Verein bestehen bleibt und noch viele Erfolge feiern kann.“

Betrugsverdacht erhärtet
Auch bei diesen Vorwürfen ist es angezeigt, den gesamten Fall zu beleuchten. Geht es nämlich nach dem Fernsehbericht in der Vorwoche, hat die Spielgemeinschaft Axams/Götzens I am 9. Oktober 2010 das Spiel der Tiroler Liga (und nicht, wie im TV erwähnt, in der Regionalliga) gegen den Sportverein Innsbruck im eigenen Ruifach-Stadion mit 2:3 verloren. Laut TV-Expertise handelte es sich um eine Partie, „die die Axamer mit verbundenen Augen hätten gewinnen müssen!“
Dabei wurde geflissentlich und hartnäckig übersehen, dass die SPG damals an dritter Stelle der Tabelle (23 Punkte, Torverhältnis +16) rangierte, während sich der SVI auf dem 9. Tabellenplatz (15 Punkte, Torverhältnis +2) befand. Keineswegs also ein Spiel eines souveränen Tabellenführers gegen die „Liga-Schießbude“!

Wettbüro-Alarm
Jedenfalls schlugen die Überwachsungssysteme der Wettbüros unverzüglich Alarm: Auf die Kombination, in der sich auch das SPG-Spiel befand (bei unterklassigen Spielen darf nur eine Kombination aus drei Spielen gesetzt werden) wurde das Maximum gesetzt. Dieses liegt aber nicht bei Millionenbeträgen, sondern bei 100 Euro!
Die Tatsache, dass dieser Vorgang schnell bekannt wurde und noch dazu die – trotz des vergleichsweise geringen Einsatzes – beträchtlichen Gewinne nicht abgeholt wurden, erhärteten den Verdacht des Wettbetruges. Laut Ermittlungen der Polizei und der Staatsanwaltschaft stehen nunmehr zwei SPG-Spieler unter Verdacht, gegen die eigene Mannschaft gewettet zu haben. Die beiden betreffenden Akteure wurden ebenso bereits vernommen wie andere Spiele, Hausdurchsuchungen hat es aber entgegen anderslautender Meldungen keine gegeben. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen, es besteht daher die Unschuldsvermutung.
Albert Zainzinger: „Ich glaube weiterhin an die Unschuld der Spieler – so lange, bis etwas anderes bewiesen wird! In dieser Woche beginnt das Training und ich gehe davon aus, dass alle Spieler dieses ordnungsgemäß aufnehmen werden!“

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