TFV Schiedsrichter
Um Fairplay und Respekt zu garantieren ist die Fußballfamilie gefordert

Fairplay und Respekt am Fußballplatz als Herausforderung für die gesamte Tiroler Fußballfamilie. | Foto: sportszene.tirol/Leitner
3Bilder
  • Fairplay und Respekt am Fußballplatz als Herausforderung für die gesamte Tiroler Fußballfamilie.
  • Foto: sportszene.tirol/Leitner
  • hochgeladen von Peter Leitner

Respekt, Fairplay und Handschlag gehören vor dem Spiel zur Selbstverständlichkeit. Beide Mannschaften und die Schiedsrichterteams erwarten und erhoffen sich spannende, faire und unterhaltsame 90 Minuten. Nach dem Abpfiff treten diese Werte bei einigen am und um das Spielfeld aber in den Hintergrund. Eine bedenkliche Entwicklung, bei der die gesamte Fußballfamilie gefordert ist.

INNSBRUCK. Es herrscht Hochbetrieb auf Tirols Fußballplätzen. Von der Regionalliga Tirol bis zu den 2. Klasse-Bewerben, im Frauenfußball von der Hypo Tirol Liga und den Landesligen und in zahlreichen Nachwuchsligen stehen sich Woche für Woche die Mannschaften am grünen Rasen gegenüber. Ohne Spielleitung ist der geordnete Spielbetrieb nicht möglich und so besetzt TFV-Schiedsrichterobmann Gregor Danler die Spiele mit Olivia Tschon, Onur Yayar, Serdar Celik und Co. Erst vor kurzem konnten acht neue Schiedsrichter-Kollegen begrüßt werden, die erfolgreich die Schiedsrichterprüfung abgelegt haben. Neben der Herausforderung den Spielbetrieb zu sichern, muss Danler aber auch die negativen Entwicklungen am und um das Spielfeld zur Kenntnis nehmen. Fairplay und Respekt rücken, noch in Ausnahmefällen, in das zweite Glied. Beschimpfungen, Drohungen und Beleidigungen nach einem Spiel gegenüber den Spielleitern nehmen zu. Mit dem körperlichen Angriff auf einen Schiedsrichter bei einem Spiel der Bezirksliga wurde ein trauriger Höhepunkt erreicht.

"Jeder Übergriff ist einer zu viel und schadet dem gesamten Fußball", hält Gregor Danler klar fest. Die gesamte Tiroler Fußballfamilie, vom Spieler, Betreuer, Schiedsrichter, Funktionär, Platzsprecher bis zum Zuseher, ist gefordert, um dem Spiel das Fairplay und den Respekt auch weiterhin zu garantieren. Danler: "Wir verurteilen jegliche Form von Gewalt und jeder Vorfall ist einer zu viel. Der Respekt muss an oberster Stelle stehen und ist unverhandelbar. Mich würde nämlich interessieren, was das bei jungen Menschen auslöst, die Schiedsrichter werden wollen und unseren Spielbetrieb in der Zukunft absichern. Das ist kontraproduktiv. Das ärgert mich, macht mich aber auch wütend."

Die Spielbesetzungen an den Wochenenden sind für Gregor Danler immer eine große Herausforderung. | Foto: sportszene.tirol/Leitner
  • Die Spielbesetzungen an den Wochenenden sind für Gregor Danler immer eine große Herausforderung.
  • Foto: sportszene.tirol/Leitner
  • hochgeladen von Peter Leitner

Interview

BEZIRKSBLÄTTER INNSBRUCK: Wie sehen Sie die Entwicklung auf den heimischen Fußballplätzen?
GREGOR DANLER:
Bei der Vielzahl der Spiele läuft in Tirol der Spielbetrieb ohne größere Vorkommnisse ab. Umso sensibler muss aber auf Übergriffe wie am Besele reagiert werden. Wir hatten erst letztes Jahr im Herbst erst einen ähnlichen Vorfall. Meiner Meinung nach ist aber jeder Angriff zu viel und darf keinen Platz finden. Nicht die Zunahme bzw. Art ist beängstigend, sondern die Qualität der Übergriffe. Früher haben meinungsstarke Typen sicher auch „Kommunikationsstärke“ bewiesen, aber da wurde eine gewisse Hemmschwelle nicht oft überschritten. In der heutigen Zeit und Möglichkeit des Internets ist dies sicher viel einfacher geworden und man kann dabei noch anonym sein.

Hat sich die Qualität der "Kritik" an Schiedsrichtern in den vergangenen Jahren geändert?
Die Hemmschwelle, Schiedsrichter tätlich anzugreifen, ist wohl gesunken. Sowohl die verbale Gewalt, als auch das, was das Körperliche betrifft. Generell haben sich wohl der Respekt und die Gewaltbereitschaft gegenüber Personen in systemrelevanten Berufen, wie zum Beispiel Polizisten, Krankenpfleger etc., geändert. Die Wertschätzung nimmt ab und das Klima am Platz ändert sich. Es wird auf gegen eine gewisse Art und Weise gegen unser Personal vorgegangen, die nicht zu tolerieren ist. Es ist aber wohl ein generelles Problem in der Gesellschaft und der Fußball als die am meisten verbreitete Sportart im Land stellt einen Querschnitt dar, da finden sich alle Teile unserer Bevölkerung wieder. Fußball ist eine vielfältige Sportart und der Sportplatz soll für ein faires Miteinander für jeden stehen.

Ist diese neue Qualität an Übergriffen ein Problem verschiedener Spielklassen?
Ich möchte es nicht nach der Liga einstufen. Ich sage mal so, Menschen, die sich nicht beherrschen können, gibt es leider in jeglichen Ligen. Von der Bundesliga angefangen, über die Kampfmannschaft, bis hin zum Nachwuchs. Aber in den höchsten Ligen gibt es spezielle Sicherheitsvorrichtungen, Polizei und eine höhere Anzahl an Ordnern. All das hat aber z.B. ein Nachwuchsschiedsrichter nicht, der auf sich alleine gestellt und den wütenden Eltern ausgesetzt ist. Dabei ist aber jeder einzelne am Fußball Beteiligte gefordert, denn wir können noch so eine gute Ausbildung anbieten oder Werbung betreiben, wenn ein 15-Jähriger unerfahrener Unparteiischen diese Anfeindungen nicht länger erträgt und die Pfeife wieder an den Nagel hängt.

Aus dem Archiv:

"Ohne Pfeife geht es nicht", über das Leben als Schiri

Welche Maßnahmen muss die Fußballfamilie setzen?
Ein Schiedsrichter kann nur im Rahmen seiner Machtmittel bzw. Möglichkeiten handeln. Dampf beim Schiedsrichter abzulassen oder Entscheidungen unter der Gürtellinie zu kommentieren, halte ich für keinen gangbaren Weg. Ein Verein muss doch auch bestrebt sein, das für sich zu regeln. Wenn derartige Vorfälle passieren, muss eine Nulltoleranzstrategie zur Anwendung kommen und der Betroffene ausgeschlossen werden, weil solche nur dem Sport und schlussendlich dem Verein schaden. Man kann sicher nicht alles verhindern, aber es muss jeder in der Gemeinschaft einen Beitrag leisten, um einer kleinen Gruppe von Menschen, die sich danebenbenehmen, keinen Platz und Raum zu geben.Um die Akzeptanz von Spielern oder Trainern gegenüber Schiedsrichtern zu steigern, wäre sicher ein Rollenwechsel ein interessantes Experiment. Wenn ein Spieler oder Trainer mal ein Spiel pfeifen müsste, würde er vielleicht merken, dass der Job vielleicht doch nicht so einfach ist. So würde gegebenenfalls die Wertschätzung steigen und möglicherweise überlegt man sich dann das eine oder andere nicht jugendfreie Wort.

Gregor Danler zieht auch nach 22 Jahren Erfahrung ein positive Schiri-Bilanz. | Foto: Gregor Danler
  • Gregor Danler zieht auch nach 22 Jahren Erfahrung ein positive Schiri-Bilanz.
  • Foto: Gregor Danler
  • hochgeladen von David Zennebe

Wie ist die Entwicklung bei der Anzahl an TFV-Schiedsrichtern?
Tatsächlich sehen wir aufgrund der Demografie ein jüngeres Einstiegsalter als vor 10 Jahren. Wir müssen auf unsere Jüngsten großen Wert legen, denn sie sind es, die unseren Spielbetrieb in Zukunft auch aufrechterhalten. Natürlich hat ein Erwachsener eine bessere Menschenkenntnis und Durchsetzungsfähigkeit als ein 15-Jähriger. Wir versuchen bei den ersten Einsätzen Betreuer mitzuschicken und jüngeren Kollegen eben häufiger, um eben in solchen Situationen auch unterstützend zur Seite stehen zu können. Außerdem wollen wir Tandem-Schiedsrichter in einer Pilotphase testen, um die Drop-Out-Rate zu senken. Denn das Hauptproblem ist, dass viele in den ersten zwei Jahren wieder aufhören.

Wie wirbt man denn neben all diesen Momenten noch neue Schiedsrichter an?
Es überwiegen ganz klar die positiven Aspekte während einer Laufbahn eines Schiedsrichters. Man erlebt so viele schöne Momente und es ist eine Schule fürs Leben. Ich kann mit 22-jähriger Erfahrung als Schiedsrichter mit Stolz sagen, dass ich keine Sekunde meines Hobbys missen möchte. Es stärkt die Persönlichkeit, lernt Selbstbewusstsein und fördert zahlreiche Kompetenzen, die man in jeder Lebenslage anwenden kann. Außerdem haben wir eine tolle Gemeinschaft und Kollegialität.

Ist das "Pfeifen" auf dem grünen Rasen noch erstrebenswert?
Wir konnten heuer erfreulicherweise schon 38 neue Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter ausbilden. Das macht mich sehr stolz, denn es ist nicht selbstverständlich. Im Dezember letzten Jahres waren wir zum ersten Mal auf der Berufsmesse (BeSt) und heuer haben wir uns mit einem Werbespot im Kino und Werbung in den sozialen Netzwerken auf Neuland begeben, das hat sich vermutlich gelohnt. Anmeldungen sind unter www.werdeschiri.at ab einem Einstiegsalter von 14 Jahren von jedem möglich, der körperlich und geistig fit ist, einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit hat, ein souveränes Auftreten besitzt, gerne Entscheidungen trifft und gerne Sport macht.

Weitere Nachrichten aus Innsbruck finden Sie hier

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.