Gemeinsam in eine neue Zukunft

Foto: privat

INNSBRUCK. Schon von weitem ist das Geräusch einer Motorsäge zu hören. Erst bei genauerem Hinsehen erkennt man im Blätterwerk Armin, der in luftiger Höhe die Äste eines Baumes stutzt. „Im Frühjahr gibt es immer viel zu tun“, erzählt er. Armin und sein Kollege Christian sind damit beschäftigt, ein Gartengrundstück im Innsbrucker Sieglanger sommerfit zu machen. Beide arbeiten bei Emmaus, einem gemeinnützigen Verein, der Menschen nach der Entwöhnung Wohnung, Arbeit und Zuflucht gibt.
„Unsere KlientInnen werden auf ihrem Weg in ein suchtfreies Leben begleitet. Sie erhalten einen Platz zum Wohnen, professionelle Hilfe, eine vollversicherte Anstellung und den Halt einer Gemeinschaft“, berichtet der Geschäftsführer des Vereins Benedikt Zecha. Und genau diesen Zusammenhalt bei Emmaus, die Kameradschaft unter den KlientInnen und BetreuerInnen, betonen auch Christian und Armin immer wieder im Gespräch mit Soziallandesrätin Gabriele Fischer, die die beiden bei der Arbeit besuchte.

Geschütztes Umfeld

„Ich war alkoholabhängig. Am schlimmsten waren die Zeiten, als ich allein war und niemanden zum Reden hatte. Irgendwann habe ich dann den Punkt erreicht, an dem ich festgestellt habe, so geht es nicht weiter. Ich habe einen Entzug gemacht, wusste aber, dass ich es nicht schaffe, in meinem alten Umfeld trocken zu bleiben. Da wäre ich wieder in mein altes Schema zurückgefallen“, ist Armin überzeugt. Bei Emmaus fand er ein geschütztes Umfeld, in dem er sich mit seiner Suchterkrankung auseinandersetzen und gleichzeitig auch beruflich wieder Fuß fassen konnte. „Auf dem freien Arbeitsmarkt wird man schnell wieder gekündigt, wenn man schlechte Tage hat und einfach nicht arbeiten kann. Bei Emmaus gibt es Verständnis dafür“, so Armin.
„Mir ist wichtig, dass eine chronische Suchterkrankung auch als das gesehen wird, was sie ist: eine chronische Erkrankung“, betont LRin Fischer und verweist auf das Koalitionsabkommen: Dort ist eine Neustrukturierung der psychosozialen Versorgung mit einem gesamtheitlichen Ansatz der Bereiche Psychiatrie und Sucht festgeschrieben. „Das Suchtkonzept wird evaluiert und umgesetzt. Auch im Rahmen der Suchtberatung ist flächendeckende und regionale Hilfe vereinbart“. Nur langfristige Betreuung und Therapie würden den Betroffenen aus der Suchtspirale helfen, ist Gabriele Fischer überzeugt.
Armin nickt zustimmend: „Nach einem Jahr wäre ich nicht in der Lage gewesen, mein Leben allein zu meistern. Es hat zwei Jahre gedauert, bis ich mich halbwegs stabilisiert habe“. Inzwischen lebt Armin in einer eigenen Wohnung und ist Arbeitsanleiter beim Verein Emmaus. „Bei der Einstellung von ArbeitsanleiterInnen legen wir ein besonderes Augenmerk darauf, ehemaligen KlientInnen den Vorzug zu geben. Als vormals selbst Betroffene bringen sie noch mehr Verständnis für die jeweilige Situation auf“, betont Zecha.

Facts

Und welche Dienstleistungen bietet Emmaus an? „Unser Arbeitsangebot reicht von Garten- und Sanierungsarbeiten über Übersiedlungen, Reinigungsdienste, Objektbetreuung, Bügelservice und Grabpflege. Im Winter führen wir auch Schneeräumungen durch“, berichtet Zecha. Arbeitsaufträge werden montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr unter der Telefonnummer 0512/261767 angenommen.

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