Die Wohnnungsbörse der etwas anderen Art: Aus Afghanistan zuhause in Innsbruck
Fast jeder, der in Innsbruck eine Wohnung sucht, hat es schwer. Einige haben es schwerer. Nach dem Zia seinen Asylbescheid bekommen hatte, suchte der gebürtige Afghane sechs Monate lang nach einem Zimmer in Innsbruck. Am Ende fand er eine Unterkunft durch die Plattform "Flüchtlinge Willkommen".
INNSBRUCK. Zia Ahmadi ist 23 Jahre alt und kommt aus Afghanistan. Seit drei Jahren ist er in Österreich – mittlerweile geht es ihm ziemlich gut. Bei der Wohnungssuche war es schwierig. Solange er auf den Asylschein wartete – immerhin zwei Jahre – lebte er in Asylheimen in Wien, Götzens und der Trientlgasse in Innsbruck. Mit der guten Nachricht – "Sie haben den positiven Asylbescheid bekommen!" – gingen aber auch neue Probleme einher: Er stand plötzlich ohne Unterkunft auf der Straße. Sich auf dem Innsbrucker Wohnungsmarkt zu behaupten, ist auch für Einheimische kein Zuckerschlecken. Man kann sich vorstellen, welche Chancen man als Flüchtling mit frischem Asylstatus und spärlichen Deutschkenntnissen hat.
"Ich bin sehr dankbar. Österreich ist für mich, wie eine zweite Heimat geworden."
Zia Ahmadi (Flüchtling)
Die Zwischenzeit konnte er nur mit der Hilfe seiner "neuen Familie" überbrücken. Sechs Monate lang lebte er bei einem Freund auf der Couch und ging zu mehr als 100 Wohnungsbesichtigungen. Eine direkte Absage – von Angesicht zu Angesicht – hat er nie bekommen, aber schließlich wurde er jedesmal aufs Neue vertröstet: "Wir werden uns melden" und einige Tage später dann die klassische Absage "Wir haben uns für jemand anderen entschieden". Trotz des schweren Starts denkt Zia nicht daran, das Land, die Leute oder das österreichische System dafür verantwortlich zu machen. Statt dessen meint er beim Gespräch öfters sehr höflich: "Ich bin Österreich sehr dankbar und auch den Menschen, die mich aufgenommen haben. Es ist hier, wie eine zweite Heimat für mich".
WG gefunden
Heute lebt Zia in einer WG im Saggen. Die Vermieterin der Wohnung wurde damals durch einen 20er-Artikel auf das Projekt "Flüchtlinge Willkommen" aufmerksam. Auf dieser Internetplattform können sich HausbesitzerInnen und WGs melden, die ein freies Zimmer zu vergeben haben. Der Clou: Die Unterkunft wird an Flüchtlinge weitergegeben.
Die Besitzerin, die ebenfalls im Haus wohnt, sagt: "Ich freue mich sehr, dass Zia bei uns eingezogen ist. Meine Tochter hat es in der Schule schon erzählt und viele interessieren sich für das Projekt. Aber die Leute haben Vorbehalte." Sie jedenfalls hat bisher nur gute Erfahrungen.
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