Festspielereignis
"Sissy" hatte auf Schloss Tabor in Neuhaus am Klausenbach Premiere
NEUHAUS AM KLAUSENBACH. Sonnenuntergang, Mondaufgang und eine herrlich laue Mittsommernacht zugleich ließen ein an die alte Monarchie erinnerndes Bühnenbild (kaiserlicher Sperrmüll) im Schlosshof aufleuchten. Das festlich gekleidete Publikum vollendete die Stimmung und "Sissy", eine Operette von Fritz Kreisler, nahm ihren Lauf.
Über das Libretto von Ernst und Hubert Marischka komponierte der Violinvirtuose Fritz Kreisler seine schon zu Lebzeiten bekanntesten Melodien, und der Erfolg blieb nicht aus. Fast 300mal wurde das Singspiel en suite nach der Uraufführung 1932 im Theater an der Wien gespielt. Paula Wessely und Hedy Lamarr waren die ersten Darstellerinnen. Fritz Kreisler dirigierte selbst.
Ernst und Hubert Marischka behandelten für die Operette das Jahr 1853, wo Sissi den Franzl innerhalb einer Kuppelei der Schwiegermütter in Bad Ischl kennenlernte und die Verlobung der beiden bekanntgegeben wurde. Fortsetzung fand die Story dann im erfolgreichsten österreichischen Film der Nachkriegszeit mit Romy Schneider und Karlheinz Böhm.
Der Erfolg blieb auch in Neuhaus nicht aus. Schauspieler mit großer Ausstrahlung und schönen Stimmen wirkten, wie man es auf Tabor gewohnt ist. Unter der Regie von Stefan Grögler war Valerie Luksch eine rührende Sissy, Oliver Huether ihr rustikal polternder Wittelsbacher Vater Max, Isabel Weicken die für das strenge Hofzeremoniell zuständige Sophie, Anette Kuhn ihre Schwester Luise, Loes Cools Sissys Schwester Helene, Philipp Laabmayr der Kaiser Franzl. Mit feinem, an Nestroy erinnernden österreichischen Humor, legten Günther Wiederschwinger (Radetzky), Christoph Gerardus (Thurn und Taxis) Kurt Hexmann (Baron Hrdlicka), Peter Kratochvil (Oberst Kempen), Stefanie Gygax (Ilona Varady) und Markus Störk (Wirt und Ballettmeister) ihre Rollen an.
Echtes Highlight war der vom Bühnenrand und dem Orchestergraben agierende Violinsolist Pjotr Plawner als Fritz Kreisler. Er unterlegte besonders die lyrischen Passagen mit feinsten zweistimmigen Melodien aus den bekannten Stücken "Schön Rosmarin", oder "Liebesleid - Liebesfreud". Sehr geglückt und in schönster Erinnerung bleibend ist das Duett "Ja wer sagt denn das ..."
Immer wieder gab es Szenenapplaus. Am Pult der Jungen Philharmonie Brandenburg stand der bereits international erfolgreiche Südoststeirer Erich Polz.
Nach der Verlobung von Sissy und Franzl ertönte die Kaiserhymne, während der sich 1932 das Publikum von den Sitzen erhob. 90 Jahre später war das in Neuhaus nicht mehr der Fall.
Wenn die Darstellung auch nicht genau der Wirklichkeit entspricht, ein schönes Märchen bleibt sie dennoch.
Intendant Alfons Haider kündigte einen weiteren Operettenhit für 2023 an. Es ist "Die schöne Helena" von Jacques Offenbach.
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