Hubert Stotter
"Auch die Diakonie muss wirtschaftlich denken und handeln"

Im Rahmen seiner offiziellen geistlichen Entpflichtung wurde Hubert Stotter auch vom Land Kärnten ausgezeichnet. | Foto: Schusser
  • Im Rahmen seiner offiziellen geistlichen Entpflichtung wurde Hubert Stotter auch vom Land Kärnten ausgezeichnet.
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KÄRNTEN. Vergangenen Freitag wurde Hubert Stotter gottesdienstlich entpflichtet, am 21. Dezember wird er auch von seinem Dienst als Rektor der Diakonie de La Tour entbunden. Ihm folgt Pfarrerin Astrid Körner. In den 23 Jahren hat der gelernte Installateur die evangelische Sozialorganisation ausgebaut, er war unter anderem verantwortlich für die gelungene Zusammenlegung der Schwesternorganisationen Treffen und Waiern. "Die Kunst war und ist es, trotz des Wesens einer Sozialorganisation, unternehmerisch zu denken und zu wirtschaften und alle Bereiche professionell durchzuorganisieren."

Projekte auf Eis

Mit der Teuerung in allen Bereichen habe natürlich auch die Diakonie zu kämpfen: "Die Kosten für das Bauprojekt in Waiern wurde 2019 noch mit 20 Millionen Euro beziffert, mittlerweile sind wir bei 34 Millionen." Da man in den vergangenen Jahren habe "Vorsicht walten lassen", sei die Diakonie in Kärnten derzeit wirtschaftlich stabil. "Wir sind mitten im Budgetierungsprozess, da schauen wir natürlich was ist ,must to have‘ und was ,nice to have‘ – Projekte, die in die zweite Kategorie fallen, werden vorerst pausiert. Unsere Klienten in den Pflegeheimen, in den Wohngemeinschaften und Kindergärten, unsere 2.400 Angestellten verlassen sich auf uns. Dem, was sein muss, können wir uns ohnehin nicht entziehen. Wir müssen die Qualität unserer Angebote halten."

Bereiche im Aufbau

"Schwach aufgestellt" sei man allerdings in der unmittelbaren Armutsbekämpfung, doch an diesem Bereich werde gearbeitet: "Wir haben ein Fundraising aufgebaut, um Projekte, die nicht finanziert oder von öffentlicher Hand subventioniert sind, über Spenden zu realisieren. Wir haben außerdem einen eigenen Fachbeirat geschaffen, der sich um diese Anliegen der Armutsbekämpfung kümmert." Besonders besorgt äußert sich Stotter über den zunehmenden Einfluss privater, gewinnorientierter Ketten im Bereich der Pflege. Gemeinnützige Organisationen wie etwa die Diakonie, Caritas, Volkshilfe oder das Hilfswerk seien mittlerweile professionell organisiert und stünden dem Land als verlässliche Partner zur Verfügung.

Kirche vor Herausforderung

Herausfordernd sei auch die hohe Zahl an Kirchenaustritten, die sowohl die katholische als auch die evangelische Glaubensgemeinschaft zum Nachdenken anregen sollte: "Kirchenaustritte haben nicht immer nur finanzielle Gründe. Manchmal hat sich jemand mit Tabufragen auseinandergesetzt und sagt, hier mache ich einen Schritt für mich. Das muss man ernst nehmen", so Stotter. Für kirchliche Sozialorganisationen wie die Caritas und die Diakonie sei das eine enorme Chance, "weil zu uns Menschen aus einem hohen, edlen, humanistischen und sozialmotivierten Grund kommen – und solche Menschen sind Charaktere, die gerne in den Dialog über Glaubensfragen treten. Und das darf doch sein."

Mit 1. Januar 2024 tritt Astrid Körner die Nachfolge Stotters an. Welche Ziele sie sich gesetzt hat, lesen Sie hier.

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