Familie
Landesrätin Sara Schaar: "Wir dürfen kein Kind zurücklassen!"

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Gewalt und die finanzielle Situation aufgrund von Kurzarbeit oder Arbeitsverlust waren während der Pandemie die größten Sorgen der Kärntner Familien | Foto: stock.adobe.com/JenkoAtaman
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  • Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Gewalt und die finanzielle Situation aufgrund von Kurzarbeit oder Arbeitsverlust waren während der Pandemie die größten Sorgen der Kärntner Familien
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Schön langsam können wir den Krisenmodus verlassen. Vor welchen Herausforderungen Kärntner Familien standen und welche Hürden es nach wie vor gibt, verrät Familienreferentin Sara Schaar im Interview mit der Kärntner Woche. 

Blick zurück: Die Pandemie war für Familien herausfordernd. Homeoffice, Homeschooling, wenig Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Wie schaffen Familien den Sprung heraus aus dem Krisenmodus?
Durch das Coronavirus hat sich der Alltag vieler Familien in Kärnten entscheidend verändert, Mehrfach-Belastungen waren vielfach die Folge. Darum haben wir zeitnah reagiert und entsprechende Unterstützungsmaßnahmen auf den Weg gebracht, bestehende Angebote ausgebaut sowie Synergien genutzt. Es ist mir als Familien-Referentin wichtig, dort anzusetzen, wo es am meisten "brennt", und vor allem jene Familien zu unterstützen, die es aufgrund eines geringeren Einkommens sehr schwer haben. Wir dürfen kein Kind zurücklassen und müssen die Chancengleichheit mit entsprechenden Angeboten, Maßnahmen und Initiativen fördern und forcieren!

Mit welchen Anliegen seitens der Familien war das Familienreferat während der Hochphase der Pandemie hauptsächlich konfrontiert?
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie war ein großes Thema. Deshalb haben wir das Pilotprojekt "Schnelle Hilfen" mit der AVS, das es seit 2019 gibt, ausgeweitet. Dabei wurden speziell die Bedürfnisse von Alleinerziehenden berücksichtigt. Ein weiteres großes Thema war häusliche Gewalt bzw. familiäre und persönliche Krisen. Durch eine Kooperation der sieben Kärntner Frauen-, Mädchen- und Familien-Beratungsstellen mit der Frauen-Helpline und dem Frauenreferat konnten wir eine Beratungshotline für Frauen bzw. Mädchen ins Leben rufen, die 24 Stunden täglich an sieben Tagen in der Woche besetzt ist. Die Jugend-(Beziehungs-)Arbeit konnte in nur wenigen Tagen in den virtuellen Raum verlegt bzw. telefonisch oder über WhatsApp-Gruppen abgewickelt werden. Durch einen Zusammenschluss aller Beteiligten konnte die Kooperation mit der Hotline "Rat auf Draht" noch weiter forciert werden. Unter der Nummer 147 können Jugendliche nach wie vor jederzeit anonym und kostenlos eine telefonische Beratung in Anspruch nehmen. Viele Anfragen kamen auch wegen der angespannten finanziellen Situation - durch Kurzarbeit oder Arbeitsplatz-Verlust - herein. Hier haben wir möglichst viele finanzielle Unterstützungsleistungen unbürokratisch und schnell bereitgestellt.

Kärntens Familienreferentin Sara Schaar spricht über die größten Herausforderungen für Kärntner Familien und wie sie den Betroffenen unter die Arme greif | Foto: Gernot Gleiss
  • Kärntens Familienreferentin Sara Schaar spricht über die größten Herausforderungen für Kärntner Familien und wie sie den Betroffenen unter die Arme greif
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Jetzt schauen viele schon sehr optimistisch in die Zukunft. Was kann man aus der erlebten Situation als Learning für Familien mitnehmen?
Die Pandemie hat auch Defizite aufgezeigt, zum Beispiel im Bereich Digitalisierung. Kinder aus Familien mit geringem Einkommen haben teilweise nicht das Equipment, um am Unterricht adäquat teilnehmen zu können. Wir haben daher eine digitale Offensive gestartet, die einerseits kostenlose Geräte und Coachings für Eltern und Großeltern angeboten hat, sowie Kindern aus Familien mit geringem Einkommen kostenlos Laptops, Drucker und Internet-Datenpakete zur Verfügung gestellt. Der Bedarf war so groß, dass die Initiative bis Juni 2021 verlängert wurde. In den mir zugeordneten Referaten arbeite ich stetig daran, ganzjährige, abwechslungsreiche und nachhaltige Angebote zu initiieren, die direkt bei der Bevölkerung ankommen. Beispiele dafür sind die Kärntner Familien- und Jugendkarte oder die Aktion der Kärntner Familienkarte mit der Kärnten Card. Letztere wurde heuer zum zweiten Mal durchgeführt und war erneut ein Riesenerfolg. Gegen Vorweis der Kärntner Familienkarte, der Kärntner Jugendkarte, eines Ausgleichszulagenbescheides, eines Studienbeihilfenbescheides oder des Zusicherungsschreibens des Sozialreferats des Landes Kärnten gab es die Kärnten Card vergünstigt. Im Aktionszeitraum wurden heuer 38.314 Kärnten Cards ausgegeben, auch die Zahl der Familienkarten-Besitzer ist durch die Aktion deutlich angewachsen.

Ein Dauerthema im Sommer: Wohin mit den Kindern? Man hört Stimmen, die sagen, dass Sommerbetreuungsangebot wäre mangelhaft. Wie sehen Sie das Thema?
Wir arbeiten ständig daran, das Betreuungsangebot im Sommer zu verbessern. Mit dem Landesjugendreferat und der Kärntner Familienkarte wurde das Angebot an leistbaren, erlebnisreichen Ferien-Camps 2021 nochmal ausgebaut – sechs betreute Ferienwochen gibt es zur Auswahl und das zu leistbaren Preisen. Um auch Kindern und Jugendlichen von Familien mit geringem Einkommen die Teilnahme an Sommerferienaktionen bzw. betreuten Ferienwochen zu ermöglichen, stellt das Familienreferat des Landes Kärnten nun eine finanzielle Unterstützung zur Verfügung. Konkret kann noch bis 31. Oktober 2021 online unter www.ktn.gv.at/familie ein Antrag auf die Förderung gestellt werden. Der Förderbetrag ist gestaffelt und beträgt maximal 400 Euro pro Kind.

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Gewalt und die finanzielle Situation aufgrund von Kurzarbeit oder Arbeitsverlust waren während der Pandemie die größten Sorgen der Kärntner Familien | Foto: stock.adobe.com/JenkoAtaman
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