Corona-Krise im Kärntner Modehandel
Jobs im Modehandel in Gefahr

Der Kärntner Modehandel hat gewaltige Probleme. Entwertung der Ware – und es gibt keine angemessene Entschädigung. | Foto: Pixabay/FirminoGennarino

Jedes dritte Mode-Unternehmen sei insolvenzgefährdet. Was fehlt, sei eine angemessene Entschädigung für das entwertete Warenlager. Viele Arbeitsplätze sind in Gefahr. 

KÄRNTEN. Aufgrund der Schließungen hat sich der Kärntner Handel vielfach versucht, mit Kurzarbeit zu helfen. Doch es gibt nicht nur Personalkosten, auch andere Fixkosten laufen weiter. Und Frühlingsware wurde zu einem Großteil geliefert, muss bezahlt werden, findet aber kaum Absatz. Ein großer Wertverlust. Und auch die Kauflust der Kärntner ist aufgrund der Auflagen gering. Sie wird auch in den kommenden Monaten niedrig sein, befürchtet Hanns Stattmann, Obmann des Gremiums Handel mit Mode und Freizeitartikel. 
"Wenn es nicht angemessene Entschädigungen für das entwertete Warenlager gibt, werden die dramatischen Umsatzeinbrüche vielen Unternehmen das Genick brechen", sagt er. Er prophezeit auch, dass viele Jobs verloren gehen – in Kärnten schafft der Mode-, Schuh- und Sportartikel-Handel 4.700 Arbeitsplätze.

Studie bestätigt Befürchtungen

Eine bundesweite Studie bestätigt seine Befürchtungen. Das Economica Institut für Wirtschaftsforschung sieht die Warenvorräte im Modehandel als größte Vermögensposition (33 Prozent). Diese 33 Prozent entsprechen der durchschnittlichen Eigenkapitalquote der Branche. Also sei eine "Insolvenzwelle im Bekleidungshandel zu erwarten", so die Studie. 

Forderung nach eigener Entschädigungslösung für Modehandel

Der derzeitige Hilfsfonds des Bundes würde hier nicht viel helfen. Stattmann erklärt: "Vor allem das System zur Bewertung des Warenlagers ist für den Modehandel nicht anwendbar. Es richtet sich an Branchen wie den Blumenhandel, wo die Waren nach sehr kurzer Zeit verdorben sind und dann tatsächlich weggeworfen werden. Erst dann ist laut derzeitigem Regierungsvorschlag ein Kostenersatz für den Wertverlust des Warenlagers vorgesehen. Dass Bekleidung rasch aus der Mode kommt, entspricht zwar de facto dem Verderb der Ware, wird aber im derzeitigen Entschädigungsmodell nicht so behandelt. Wir haben jetzt schon die Ware für die gesamte Frühjahrs- und Sommersaison im Haus, also für die nächsten knapp sechs Monate. Ein erheblicher Teil dieser Waren, die nun nicht verkauft werden können, muss daher zur Gänze abgewertet werden. Erschwerend kommt hinzu, dass die meisten Händler auch schon die Ware für den kommenden Herbst und Winter verbindlich bestellt haben, und dies unter einer viel optimistischeren Einschätzung der Kauflaune, eben ohne Krise. Im Bekleidungshandel denkt man langfristig und in Saisonen, das unterscheidet uns auch von den anderen Handelsbranchen. Daher braucht es eine spezifische Entschädigungslösung für den Modehandel. Eine sofortige Klärung dieser Frage ist überlebenswichtig, denn sonst startet eine enorme Preisschlacht, die eine Insolvenzwelle noch beschleunigen würde."

Höhere Refundierung gefordert

Welche Entschädigung wird also benötigt? "Wir brauchen eine deutlich höhere Refundierung, die darauf Rücksicht nehmen muss, dass die Ware schnell aus der Mode kommt, also faktisch entwertet wird. Wenn die Regierung die Regelung nicht nachschärft und es keine angemessene Entschädigung für das entwertete Warenlager im Modehandel gibt, könnte das hunderte Arbeitsplätze in Kärnten kosten", so Stattmann. 

Shopping ist sicher

Er richtet sich auch die Kunden: "Kaufen Sie, wann immer es Ihnen möglich ist, bei regionalen Händlern! In den Läden gibt es strenge Sicherheits- und Hygienemaßnahmen – das Shoppen ist also sicher!"

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