Fußmarsch
Von Grenoble nach Innsbruck
"Zehn Monate habe ich in Grenoble studiert, jetzt soll es wieder nach Hause gehen. Doch ich reise auf etwas andere Art – nämlich zu Fuß. 63 Tage bin ich unterwegs, 1.100 Kilometer und 64.000 Höhenmeter lege ich bis nach Innsbruck, die Stadt in der ich studiere, zurück."
GRENOBLE, INNSBRUCK, KREMSMÜNSTER (mef). Das sind die Zeilen, mit denen Anna Burgstaller aus Kremsmünster ihren Reisebericht beiginnt. Die 27-Jährige aus Kremsmünster studiert in Innsbruck Französisch und Geographie auf Lehramt. "Grenoble ist Innsbruck auf französisch. Ich hab' die Berge so gern. In Innsbruck bin und in Grenoble war ich mitten drin. Zudem sind die beiden Städte Partnerstädte und die Universitäten Partnerunis", sagt sie auf die Frage, was sie nach Frankreich getrieben hat. Auf die Idee, von dort zurück in ihre Wahlheimat zu marschieren, kam Burgstaller während eines Gespräches mit einem Freund. "Ich erzählte ihm von meinem Plan, im Sommer in den Kaukasus wandern zu gehen. Er meinte darauf, dass der Weg von Grenoble zurück nach Innsbruck eigentlich auch schön sein muss. Ich stellte mir dann die Frage, warum ich nicht schon füher drauf gekommen bin. So führte dann das Eine zum Anderen", sagt Burgstaller, die zuvor ein Wirtschaftsstudium, ebenfalls in Innsbruck, abgeschlossen hat.
"Ich habe im Anschluss daran ein Jahr lang gearbeitet und bin während dieser Zeit draufgekommen, dass ich gerne eine Sprache studieren möchte, da mich Sprachen schon in der Schulzeit sehr interessiert haben. Als erstes schwankte ich zwischen Englisch und Französisch, die Entscheidung fiel nach kurzer Überlegung dann für zweitere. Für Gerographie entschied ich mich, da ich bereits während meines Wirtschaftsstudiums einen Aufenthalt im Ausland verbrachte. Während dieser Zeit entdeckte ich meine Leidenschaft zum Reisen und ein gewisses Bewusstsein für die Umwelt."
Doch zurück zum Thema.
Vorbei an Mont Blanc, Mönch und Jungfrau
"In Frankreich folge ich dem GR 96, einer Wanderroute, vorbei am Mont Blanc bis an die Schweizer Grenze. Von dort aus wandere ich auf der Via Alpina durch das Berner Oberland, vorbei an Eiger, Mönch und Jungfrau und durchquere weiters die Kantone Uri, Glarus und Sankt Gallen. In Deutschland und Österreich marschiere ich auf dem Adlerweg durch das Lechquellgebiet, die Lechtaler Alpen, das Wettersteingebirge und das Karwendel.
Was ich am Weitwandern liebe, sind die Freiheit und Unabhängigkeit. Entsprechend trage ich mein Essen selbst mit und schlafe überall da, wo ich darf – unter freiem Sternenhimmel oder in meinem Zelt. Unterwegs treffe ich auf Steinböcke, Gämsen, Adler, Mäuse, Alpensalamander, Murmeltiere und sogar Murmeltierbabys. Ich überstehe furchterregende Gewitter, begegne Menschen, mit denen ich inspirierende Gespräche führe, erlebe völlige Erschöpfung, Durst und Hunger. Zudem beobachte ich einzigartige Sonnenauf- und -untergänge, werde zu einem Familienabendessen eingeladen, bekomme von einem Pärchen in den Bergen ein Frühstück an mein Zelt getragen, verzweifle an halsbrecherischen Klettereien in einem Wald, welcher von einem tornadoartigen Gewitter komplett gefällt wurde, werde auf hausgemachte Schnäpse eingeladen und durchlebe Momente der Einsamkeit, aber auch völliger Glückseeligkeit.
Als ich abschließend von Innsbruck nach Kremsmünster fahre und all das, was ich erlebt habe, Revue passieren lasse, wird mir vor allem eines bewusst: Ich bin durch diese Wanderungen so unendlich reich an Erfahrungen und Eindrücken geworden. Das Beste daran: Diesen Reichtum werde ich niemals verlieren."
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