Anderl Molterer - die lebende Ski–Legende

Der "Weiße Blitz" Beim Hahnenkamm-Slalom 2017. | Foto: Kogler
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Was haben die USA, was wir nicht mehr haben? Den „weißen Blitz“ von Kitz, Ski-Legende Anderl Molterer.

KITZBÜHEL (navi). Skifahren ist herrlich! Es gibt Anderl Molterers Leben einen Sinn. Am alten Bauernhof in Kitzbühel verbringt Anderl mit Bruder Hans seine Kindheit. Der Krieg beraubt seine kleine Familie 1943 des Versorgers. Not und Armut quartieren sich ein. „Unsere Mutter hatte es nicht leicht. Sie schimpfte oft, wenn wir, anstatt ihr zu helfen, im Schnee spielten“, so Skilegende Molterer.

In der Schule schaut Anderl am liebsten aus dem Klassenfenster auf die verschneiten Berge, die ihn magnetisch anziehen. Erst mit elf Jahren bekommen die Buben zu Weihnachten ihre ersten Skier geschenkt. Die waren „schweineteuer“ - im wahrsten Sinne des Wortes: Ein Schwein musste dafür geschlachtet werden!
„Mutter versteckte die Geschenke im Schrank, aber Hansi entdeckte die Ski, die wir dann heimlich ausprobiert haben. Anschließend putzten wir die Ski und stellten sie zurück. Am Heiligen Abend spielten wir dann 'große Überraschung'!“, schmunzelt Molterer.

Jeden Tag am Ski

Ab jetzt dreht sich sein Leben nur ums Skifahren. Jeden Tag hüpft und rast Anderl auf den Almen und Hügeln herum – ohne Trainer, ohne Verein. Er lernt den Beruf des Zimmermanns, doch die Liebe zum Holz beschränkt sich auf seine Holz-Ski. Wenn er sich verliebt, finden seine Dates meist auf der Piste statt. „Ich war 1945 von einer Wienerin verzaubert. Sie besuchte mich in Kitzbühel und versuchte mich bei einer Abfahrt einzuholen. Sie brach sich das Bein und ich wahrscheinlich ihr Herz“, so der „Weiße Blitz“.

Eines Tages fehlt dem Kitzbüheler Ski Club bei einem Wettbewerb in Italien ein Skifahrer. Eine Freundschaftsempfehlung verschafft Anderl seinen Platz im Team. „Das war meine Chance - und ich nutzte sie! Mit einem Rucksack voller Trophäen kam ich zurück. So landete ich beim K.S.C., und zwei Jahre danach bei der österr. Natio-nalmannschaft, zusammen mit Toni Sailer“, sagt der neunmalige Gewinner des Hahnenkammrennens.

Mutter erbost

Hat Ihre Familie Ihre Sportbegeisterung geteilt? „Mein Herzbruder Hans hat mich immer unterstützt. Meine Mutter war richtig böse auf mich, dass ich die meiste Zeit im Schnee 'herumhüpfte'. Als ich dann Erfolge feierte, war sie schon stolz auf mich und stand bei jedem Hahnenkammrennen in der Starthütte mir bei. Sie traute sich nie runterzuschauen und wartete, bis ihr gesagt wurde, dass ich heil angekommen bin.“
Was fühlt man, wenn man die Ziellinie durchfährt? „Ich wusste immer sofort, ob ich gewonnen oder verloren habe“, so der Pisten-Herrscher. Die 1950er-Jahre brachten die Top-Trophäen, internationale Anerkennung und viele Fans. Als Sportler reist man um den ganzen Globus. So entdeckt der Kitzbüheler die USA für sich und verliebt sich in die von Champagner-Schnee bedeckten Skipisten von Colorado. „Ich wechselte zum Profisport, feierte viele Erfolge und eröffnete eine eigene Skischule. Ich trainierte persönlich J. F. Kennedy und seine Familie oder auch den Ski-begeisterten Gerald Ford“, so der VIP-Skilehrer.

Leben in den USA

Hatten Sie jemals Heimweh? „Ich habe meinen Schritt, nach Amerika zu gehen, nie bereut. Vor über 60 Jahren waren die Top-Sportler mit Preisgeldern und Werbeaufträgen nicht so verwöhnt wie heute. Ich war zwar berühmt, jedoch: dafür kauft man kein Haus. In Amerika öffnete mir mein Name viele wichtige Türen, und ich nutzte dies für meine Geschäftsideen“, so der „American Dream“-Fan. Nach 30 Jahren in Colorado zieht sich Anderl aus dem Business zurück. Jetzt lebt er mit seiner Lebensgefährtin Kay, die sie nunmehr seit 50 Jahren ist, in Tennessee, wo er oft Schnee und Berge vermisst.

Alle 2 bis 3 Jahre kommt Anderl nach Kitz; in seiner Wohnung bewahrt er eine große Pokal-Sammlung auf. Er geht gern zum Hahnenkammrennen, so wie heuer. Am liebsten ist der 85-Jährige immer noch auf der Piste. So fallen manche Pressetermine seiner Leidenschaft (fast) zum Opfer. Ein guter Freund, Michael Horn, erzählt: „Als Anderl vor zwei Jahren zur Verleihung des Steins am Walk of Kitz nicht kam, haben wir ihn gesucht und letztendlich am Weg zur Skipiste gefunden.“

Fotos: Schilling, Kogler

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