Der “Dombauer zu Waidring” wird 90

Josef Hauser mit "seinem" Dom, der im Biatron ausgestellt wurde. | Foto: Foto: Schweinöster
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  • Josef Hauser mit "seinem" Dom, der im Biatron ausgestellt wurde.
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WAIDRING (cs). Es ist die lebenslange Sehnsucht nach Glockenklängen, die Josef Hauser veranlasste, beharrlich an einem gotischen Dom zu bauen. Am 30. Mai wird er 90 Jahre alt.

Über 30 Jahre hat der Waidringer Holzknecht, Bauer und Hilfsuhrmacher an seinem Kunstwerk en miniature gearbeitet. Seine Stube im ersten Stock des Uhrmacherhauses in Waidring war Baustelle, die einer anderen Zeit gehorchte. Hier zimmerte er sein Gotteshaus aus Lindenholz, hämmerte und feilte, setzte das Uhrwerk zusammen. Bis der kleine Raum angefüllt war mit größeren und kleineren Türmchen. Das war Hausers Welt, die er liebte. Voller Klänge und Visionen. Ohne große Gesten zeigte er Besucher in sein Reich, setzte mit geübter Hand den Chor aus 28 Glocken in Schwingung und lauschte dann selbst entzückt den flüchtigen Klängen.

Fast nie hat der Landwirt sein Heimatdorf verlassen. Doch für eine Reise zum Straßburger Dom sowie zum Freiburger und Ulmer Münster ließ er sich mittels Taxi chauffieren. Um mit neuen Inspirationen heimzukommen. Dann saß er tagsüber wieder in der Uhrmacherwerkstätte seines Bruders Andreas. Tickende Uhren, ausschlagende Pendel gaben hier den Ton an, während draußen die Welt ins digitale Zeitalter flutschte. Drinnen wurde geschliffen, poliert, an Schräubchen gedreht, wurden winzige Teile mittels Sieb aufgefangen. Zwischendurch schauten die beiden im Ortsteil Unterwasser aus dem Fenster, damit sich ihre Augen wieder für das Weite öffneten.

Im Jahr 2008 ist der Uhrmacher Andreas gestorben. Josef, der Dombauer, arbeitete weiter in der Werkstätte, vor sich ausgebreitet ein Potpourri an Schraubendrehern, Pinzetten, Lupen, Öl- und Fettdöschen. Und hier bastelte er weiter an seinem Dom-Geläute. „Dös hat mich nit losgelassen”, so Hauser, der heute im Pflegeheim in St. Johann betreut wird. Er konnte im Herbst 2014 sein Werk in voller Größe von dreieinhalb Metern betrachten: Im “Biatron” in Waidring wurde es zu seinen Ehren aufgestellt und der Kinofilm „Josef Hauser, Klang und Raum” der Filmemacher Othmar Schmiderer (drehte u.a. „Hitlers Sekretärin“) und Heinz Ebner gezeigt.

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