FFKB Kitzbühel, Interview
Der Zauber der Filmmusik

Jan Jiracek von Arnim: Jury-Mitglied beim Filmfestival 2022 in Kitzbühel. | Foto: Schilling
6Bilder
  • Jan Jiracek von Arnim: Jury-Mitglied beim Filmfestival 2022 in Kitzbühel.
  • Foto: Schilling
  • hochgeladen von Nadja Schilling

Interview mit Jan Jiracek von Arnim, deutsch-österreichischer Pianist und Jury-Mitglied beim Filmfestival Kitzbühel (FFKB).

BEZIRKSBLÄTTER: Sie sind ein weltbekannter Pianist und in der Jury beim Filmfestival in Kitzbühel. Wie kommt es?
VON ARNIM: "
Ich bin stolz, Botschafter der Musik zu sein, und ich könnte nicht glücklicher sein, dass mich mein Lebensweg nach Wien gebracht hat, wo ich es als deutscher Musiker nach harter Arbeit mit viel Selbstdisziplin schaffte, meine Karriere aufzubauen. Seit 2001 habe ich eine Professur an der Musik-Universität als jüngster Professor inne. Das hat sich so gefügt, weil ich in meinem Leben immer auf Wiener Klassik meinen Schwerpunkt gelegt hatte. Speziell Beethoven hat mich besonders fasziniert. Es hat mir viel Spaß bereitet, die Welt zu bereisen und überall Konzerte zu geben. Jetzt habe ich das Bedürfnis, jungen Talenten zu  helfen, mit ihnen zu arbeiten und zu diskutieren, denn bei der Musik lernt man nie aus! Das ist wie in jeder Kunst, auch beim Film: Du lernst auch an dir selbst dazu, wenn du mit anderen Menschen zusammenkommst. Ich bin sehr dankbar, dass ich eine ideale Balance gefunden habe zwischen Spielen und Unterrichten, auch bei Events wie dem FFKB in der Jury dabei zu sein, dank der Einladung von Michael von Wolkenstein."

Ein bisschen Glück gehört dazu.
"Als Musiker weiß man trotz viel Fleiß und Leidenschaft nie, ob man den Sprung zum großen Publikum schafft. So geht es auch jungen Regisseuren, insbesondere wenn sie zum ersten Mal eigene Werke bei einem Filmfestival präsentieren. Als Künstler sind wir alle davon abhängig, dass die Menschen uns mögen und unterstützen. In der Hinsicht kann ich mich als 'Glückspilz' bezeichnen."

War das Juroren-Amt eine Premiere für Sie?
"Von uns allen hier in der Jury habe ich die meiste Erfahrung - nur eben nicht im Film. Ich war bei rund 70 Musikwettbewerben in der Jury. Um es auf den Punkt zu bringen, was mich fasziniert: Auf der einen Seite eine Persönlichkeit, die auf der Bühne Musik macht, auf der anderen beim Film, wo ich natürlich mit etwas naiverem Blick zuschaue. Bei Letzterem konsumiere ich als echter Fan, als jemand, der sich in der Filmemacher-Küche nicht auskennt. Ich lasse es viel stärker auf mich einwirken, ohne dabei nachzudenken, ob der Ton oder der Schnitt zusammenpassen. Filmproduzenten und Regisseure betrachten das Ganze aus einer anderen Perspektive."

Gibt es auch heftigere Diskussionen in der Jury bei Entscheidungen?
"Ich habe mich hier als Jury-Mitglied gut eingefügt. Und es ist bereits mein zweites Mal in der Film-Jury in Kitzbühel. Natürlich gibt es auch 'mal längere Diskussionen, welcher Film gewinnen soll. Dies liegt daran, dass das Festivalprogramm von hoher Qualität ist. Es werden alle Pro- und Kontra-Argumente respektvoll betrachtet, bevor es zu einer Entscheidung kommt."

Wie bewerten Sie das Filmprogramm aus musikalischer Sicht hier in Kitzbühel?
"Ich bin schon sehr beeindruckt, wie die Dokumentarfilmer hier dank der Musik eine ganz besondere emotionale Schiene in uns allen aufrufen. Und ich glaube, dass dies eine unglaubliche Macht hat. Da habe ich bei einem Dokumentarfilm, den ich sehr geschätzt habe, feststellen müssen, dass die Musik nicht ganz dazu passte. Da würde ich als Musik-Profi einige Ideen haben, wie man es besser machen sollte. Das ist dann auch meine Aufgabe, dies in die Entscheidung einfließen zu lassen."

Schauen Sie auch in Ihrer Freizeit gerne Filme?
"Ich schaue mir gerne Filme an, natürlich nicht so intensiv, wie hier beim Filmfestival. Ich verreise oft und lade mir auf mein iPad PRO Filme und verschlinge diese, etwa im Flugzeug. Filme, die mich besonders beeindruckt haben, schaue ich mir auch gerne ein zweites Mal im Kino an."

Was fasziniert Sie am Film?
"Ich sehe einen Film als Kunstwerk: Wenn ich einen Film nicht nur handwerklich als gut gemacht erkenne, sondern mit einer echten Geschichte, die erzählt wird. Im Grunde ist es wie bei mir in der Musik: Ich erzähle auch Geschichten. Klar, dass die von anderen geschrieben wurden, aber das sind ja nur schwarze Pünktchen (Noten) auf weißem Papier, und ich bringe die Werke, die zum Teil vor 200 Jahren geschrieben worden, neu zum Leben. Ich fülle sie mit meiner Energie auf, und in dem Moment, wenn man sie hört, ergreifen sie uns. Es ist speziell der Zauber der Musik, der gerade im Film eine große emotionale Bedeutung hat. Es gibt Filmklassiker, die gerade durch markante , mit dazu passender Musikbegleitung unterlegt, genau deswegen zu Klassikern geworden sind."

Komponieren Sie selbst?
"Ja, das tue ich, vor allem improvisiere ich gerne für Freunde im engen Kreis. Nun, ob ich meine Werke 'mal der Öffentlichkeit präsentiere, steht noch in den Sternen. Da fehlt mir noch der Mut, wenn ich ehrlich sein soll. Aus dem Inneren heraus ist es meiner Meinung nach noch zu früh dazu."

Haben Sie ein Lebensziel, eine Mission?
"Mein Ziel ist, Menschen glücklich zu machen, durch Musik und mein Talent. Wir haben hier im Dokumentarbereich Filme gesehen, wo es einem ganz eng ums Herz wird, wie schwer es einige Menschen im Leben haben. Nach einem Konzert in Südafrika habe ich von einer Krankenpflegerin eine E-Mail erhalten, sie schrieb: 'Ich wollte eigentlich gar nicht ins Konzert gehen, weil ich heute einen Patienten verloren habe, und es hat mich hart getroffen. Nun, dieser Abend im Konzertsaal, wo Sie für mich gespielt haben, hat mir neue Kraft und Hoffnung gegeben, wofür ich mich bei Ihnen bedanken möchte!' Das macht mich glücklich. Wenn jemand bei allem Schweren, das um einen herum ist, sich für einen Moment mit anderen Menschen verbinden kann, und tatsächlich das Gefühl bekommt, dass ich zu dieser Person direkt spreche, sie mit meiner Musik berühre. Dann ist es für den Musiker das Schönste, was er erleben kann. Da verbleichen all meine Auszeichnungen und Erfolge daneben. So ähnlich geht es auch den Filmemachern und Schauspielern."

Wie finden Sie das Filmfestival in Kitzbühel?
"Das Festival gefällt mir besonders gut, weil man hier das Herzblut des gesamten Teams sieht. Das ist nicht etwas Unpersönliches, das hat Herz und Seele. Ich würde mir wünschen, dass noch mehr Menschen einfach den Schritt wagen, ins Kino zu gehen, ohne zu wissen, was es für ein Film ist. Es gibt so viele ergreifende Geschichten, die auf der Leinwand meisterlich erzählt werden. Man soll sich einfach überraschen lassen, was auf einen zukommt, und die gemütliche Festivalatmosphäre genießen und mitfeiern."
HINWEIS. Das Filmfestival 2023 findet von 21. bis 27. August statt.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.